Spannung pur: Die 5,3 Milliarden Euro schwere Übernahme des Arzneimittelherstellers Stada könnte geplatzt sein. Die zuletzt am Donnerstagnachmittag gemeldete Annahmequote lag bei 45,3 Prozent und blieb damit deutlich unter den Erwartungen. Wegen der von vornherein geringen Anzahl angedienter Aktien machten sich Banker bereits zu Wochenbeginn Sorgen. Das Übernahmeangebot kommt nur zustande, wenn bis zum Ende der Annahmefrist gestern Nacht (Donnerstag, 22. Juni, 24 Uhr) mindestens 67,5 Prozent der Stada-Aktien angedient worden sind - sonst gilt das Angebot von 66 Euro je Aktie als gescheitert.

"Die Übernahme droht vor die Wand zu fahren", sagte ein beteiligter Investmentbanker. "Das wird eine knappe Sache", meinte ein anderer. Das Unternehmen selbst wollte sich auf Anfrage nicht äußern. Wie viele Aktien Bain und Cinven angedient worden sind, soll spätestens am kommenden Dienstag, den 27. Juni bekannt gegeben werden. Viele institutionelle Anleger dienen ihre Aktien zwar erst ganz am Ende der Annahmefrist an, Banker befürchten aber, dass einige spekulative Investoren wie Hedgefonds zu hoch pokern könnten.

Bei dem Übernahmekampf haben die Kaufinteressenten nach Einschätzung von Analysten den Preis schon voll ausgereizt. Sollte das Angebot scheitern, könnte die Stada-Aktie in den Keller gehen. Bain und Cinven dürfen ihr Kaufangebot nicht noch einmal nachbessern. Platzt die Offerte, dürfen sie nach dem Gesetz ein Jahr lang keinen neuen Anlauf bei Stada nehmen - es sei denn, das Unternehmen selbst und die Finanzaufsicht BaFin stimmen zu.

Einen Präzedenzfall gibt es bereits: 2013 war der US-Konzern McKesson beim Stuttgarter Pharmahändler Celesio zunächst am Widerstand des aktivistischen Investors Elliott gescheitert, im zweiten Anlauf gelang die Übernahme aber - zum gleichen Preis. Auch bei Stada wird befürchtet, dass Hedgefonds bis zur letzten Minute pokern könnten. Scheitern Bain und Cinven, könnten aber auch andere Interessenten für Stada ins Spiel kommen. Sie müssten aber mindestens den Durchschnittskurs der vergangenen drei Monate bieten, der nur wenig unter den 66 Euro liegen dürfte.

Ein möglicher Interessent könnte die im Bietergefecht zuvor unterlegene Advent sein. Während der Annahmefrist für das Angebot von Bain und Cinven wurde spekuliert, der ausgestochene Finanzinvestor erwäge gemeinsam mit der chinesischen Firma Shanghai Pharmaceuticals ein neues, auf rund 70 Euro je Aktie aufgestocktes Angebot. Die Chinesen bestätigten in der Folge ihr Interesse an dem Unternehmen, eine Offerte sei aber nicht unterbreitet worden, hieß es.

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Einschätzung der Redaktion



Vor den ersten Übernahmegerüchten im Dezember des vergangenen Jahres notierte der Stada-Kurs 48,9 Prozent unter dem gebotenen Kaufpreis von Bain und Cinven. Gemessen am volumen-gewichteten Durchschnittskurs der vergangenen drei Monate vor der endgültigen Offerte lag die Prämie bei gut 20 Prozent. Sollte die Übernahme scheitern, hat die Aktie damit deutliches Rückschlagpotential. Auf die Aussicht, dass die Übernahme gelingt oder im Falle eines Scheiterns ein neuer Käufer auf den Plan tritt, setzen daher nur risikobereitere Anleger. Allen anderen raten wir zum Verkauf der Aktie