Bei Talanx läuft’s rund. Der Versicherer erwartet für das laufende Geschäftsjahr einen Konzerngewinn von 850 Millionen Euro. Bislang waren es nur 800 Millionen Euro. Die Prämieneinnahmen sollen statt der bislang angepeilten ein Prozent um vier Prozent wachsen.

Zunächst hatte der MDax-Konzern die Prognose vorsichtiger ausgelegt. Die Niedrigzinsen und der teure Umbau des Deutschland-Geschäftes hatten auf die Stimmung gedrückt. Am Montag zeigte sich Chef Herbert Haas optimistischer: "Die ersten sechs Monate sind trotz eines weiter herausfordernden Marktumfelds gut verlaufen." Er sei "sehr zufrieden".

Prämieneinnahmen steigen



Im ersten Halbjahr steigerte Talanx das Konzernergebnis um 14,9 Prozent auf 463 Millionen Euro. Vor allem im zweiten Quartal ging es deutlich bergauf. Der Gewinn stieg von März bis Juni um 24,3 Prozent auf 225 Millionen Euro.

Der Grund: Die Einnahmen durch Prämien stiegen um fünf Prozent auf 7,8 Milliarden Euro. Die Hannover Rück-Mutter legte diese Gelder zudem gewinnbringender an. Auf dem Kapitalmarkt erzielte der MDax-Konzern 1,1 Milliarden Euro, 14,3 Prozent mehr als im Vorjahresquartal. Talanx erzielte eine Rendite von 3,7 (3,5) Prozent.

Vor allem in der Industrieversicherung stiegen die Prämieneinnahmen deutlich auf 791 (785) Millionen Euro. So nahm das Segmentergebnis im zweiten Quartal um 23 Prozent auf 53 Millionen Euro zu. Wachstumstreiber war dabei das Geschäft in Frankreich, Belgien und Japan.

Gute Nachrichten aus dem deutschen Privatkundengeschäft



Talanx kommt beim Umbau des Sachversicherungs-Geschäfts mit Privatkunden in Deutschland gut voran. "Wir haben wieder Wachstum", sagte Haas. Noch im ersten Quartal war das Ergebnis deutlich gesunken. Vom März bis Juni verdoppelte sich der Gewinn auf 50 Millionen Euro.

Die Hannover Rück-Mutter profitierte dabei von den niedrigeren Kosten für den Umbau und die Digitalisierung. Die Ausgaben dafür halbierten sich auf 20 Millionen Euro. "Wir sehen, dass unsere Digitalstrategie Wirkung zeigt, und hoffen, dass sich dies im zweiten Halbjahr fortsetzt."

Weniger Großschäden



Talanx kam auch zugute, dass es im zweiten Quartal weniger Großschäden gab. "Eine insgesamt positive Schadenentwicklung hat zu dem erfreulichen Ergebnis beigetragen," sagte Haas.

Der Konzern gab für Schäden durch Gewitter in den USA, Waldbrände in Chile und Überschwemmungen in Deutschland knapp 200 (495) Millionen Euro aus. Insgesamt hatten die Hannoveraner für das zweite Quartal 488 Millionen Euro eingeplant.

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Einschätzung der Redaktion



An der Börse kamen Zahlen gut an. Der MDax-Wert stieg im Tagesverlauf um mehr als ein Prozent. Viele Analysten hatten bereits mit einem Jahresergebnis von rund 850 Millionen Euro gerechnet.

Die angehobene Prognose klingt zunächst gut. Das bedeutet dennoch einen Gewinnrückgang: 2016 hatte die Hannover-Rück-Mutter noch 907 Millionen Euro verdient. Für das laufende Jahr erwartet der Konzern 6,7 Prozent weniger.

Im zweiten Quartal arbeitete Talanx weniger profitabel. Die Schaden-Kosten-Quote stieg auf 97,6 (97,3) Prozent. Mit diesem Wert geben Versicherungen das Verhältnis zwischen Ausgaben für Schäden und Prämieneinnahmen an. Je niedriger diese Ziffer, desto profitabler arbeitet sie.

Wie viele Großschäden in den kommenden Quartalen anfallen, kann niemand wissen. Für das laufende Jahr erwarten Experten viele tropische Wirbelstürme. "Man geht von einer überdurchschnittlich hohen Zahl schwerer Hurrikans aus", warnte auch Haas.

Ein weiteres Problem bleiben die niedrigen Zinsen. Dadurch kann der Versicherer die Prämien nur schwer gewinnbringend anlegen.

Talanx überzeugte bei den Q2-Zahlen vor allen mit den Fortschritten im Deutschland-Geschäft.

Charttechnisch ist das Papier aber vielversprechend. Der Kurs notiert derzeit knapp vier Prozent über der wichtigen 200-Tage-Linie bei 32,63 Euro und 1,2 Prozent über der 55-Tage-Linie bei 33,66 Euro.

Empfehlung: Halten.
Kursziel: 36,00 Euro
Stoppkurs: 32,00 Euro