Nahezu übergangslos geht es bei unserem österreichischen Nachbarn derzeit von der Badehose in den Skianzug. Bereits ab Oktober öffnen die ersten Pisten, und dann streben die Wintersportler wieder hoch hinaus. Von einer Gipfeljagd kann bei den Börsianern dagegen keine Rede sein. Der Leitindex ATX ist im Sommer an dem wichtigen Widerstand bei 2700 Punkten abgeprallt und rauschte seither mehr als 19 Prozent in die Tiefe.

Auch ein längerer Blick in den Rückspiegel ruft keine "Pistengaudi" an der Wiener Börse hervor. Auf Sicht von fünf Jahren steht bei dem Bluechip-Barometer ein Minus von 15 Prozent in den Büchern, der DAX legte in diesem Zeitraum dagegen um mehr als 50 Prozent zu. Es ist vor allem die Nähe und Verbundenheit zu Osteuropa, die den Kursen in der Alpenrepublik zu schaffen machen. Bestes Beispiel ist die Osteuropa-Bank Raiffeisen Bank International (RBI), deren Börsenwert sich seit Anfang 2011 in etwa geviertelt hat. Unter anderem faule Kredite in der Ukraine und Russland vermiesen die Stimmung. Im vergangenen Jahr verbuchte das Institut mit einem Minus von 493 Millionen Euro sogar den ersten Verlust in der Unternehmensgeschichte. Zwar hat sich die Bank daraufhin eine Schrumpfkur verschrieben und stößt nun Teile des Auslandsgeschäfts ab, doch noch herrscht große Unsicherheit, ob der Plan aufgeht und die Rückkehr zur Profitabilität gelingt. Da bereits viele negative Nachrichten eingepreist sind, sollte der Titel aber allemal auf die Watchlist gesetzt werden.

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Wirtschaft fasst wieder Tritt



Licht am Horizont ist auch bei der österreichischen Wirtschaftsleistung zu sehen, mit der es allmählich wieder aufwärtsgeht, wenn auch nur sehr zögerlich. Im ersten Quartal legte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 0,2 Prozent zu, im zweiten Viertel beschleunigte sich das Wachstum auf 0,3 Prozent. Während es im Bauwesen sowie im Kredit- und Versicherungsbereich zu Wertschöpfungseinbußen kam, zieht die Industriekonjunktur mit einem Plus von 0,4 Prozent von April bis Juni wieder an. 2016 erwartet der IWF einen BIP-Anstieg um 1,6 Prozent.

Dem Anlagenbauer Andritz dürfte dies gelegen kommen. Allerdings leidet der Titel derzeit unter den Konjunktursorgen in China: Der Konzern ist im Reich der Mitte im Bereich der Metallumformung für die Automobil- und Zulieferindustrie tätig. Und so ging es mit der Aktie in den vergangenen drei Monaten um rund 27 Prozent bergab. Dabei wurde auch unser Stoppkurs durchbrochen. Dennoch sprechen wir heute auf dem ermäßigten Niveau eine Neuempfehlung aus. Auch die Analysten der Société Générale sehen derzeit eine gute Einstiegschance für Anleger. "Der Markt dürfte übersehen haben, dass Andritz ein Wert ist, der in einem vergleichsweise sehr geringen Ausmaß im Geschäft mit asiatischen Autos engagiert ist", schreiben die Franzosen in einem Researchbericht. Dabei verweisen sie auf die stärkeren und widerstandsfähigeren Sektoren "Pulp & Paper" und "Hydropower", die für einen Gutteil der Aufträge und Umsätze des Anlagenbauers sorgen. Auch Vorstand Joachim Schönbeck scheint an einen weiteren Erfolg der Firma in jedem Fall zu glauben: Er hat am 22. September 80 000 Euro in eigene Aktien investiert.

Auch Ulrich Schumacher, Ex-Infineon-Chef und amtierender Zumtobel-CEO, hat zugegriffen und für 100 000 Euro Aktien des eigenen Unternehmens gekauft. Der Manager, der dafür das ermäßigte Kursniveau nutzte, sieht den Leuchtenhersteller weiter auf Wachstumskurs. Trotz einer kleinen Schwäche im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres 2015/16, das am 30. April endet, hält Schumacher am Jahresziel fest: So soll der bereinigte Betriebsgewinn von 66,5 Millionen Euro im Vorjahr auf 90 bis 100 Millionen Euro zulegen. Wir bekräftigen unsere Kaufempfehlung.

Ebenfalls ein Langzeitfavorit von BÖRSE ONLINE ist die Aktie von Rosenbauer. Der Feuerwehr-Ausrüster musste trotz guter Halbjahreszahlen der allgemeinen Börsenschwäche Tribut zollen. Allerdings bei Weitem nicht so stark wie der Gesamtmarkt. Außer durch die Relative Stärke überzeugt Rosenbauer auch fundamental. Zwischen 2014 und 2017 erwarten Analysten einen durchschnittlichen Gewinnzuwachs von 17 Prozent, wobei das Jahr 2016 mit einem Plus von rund einem Fünftel überproportional ausfallen soll. Hier dürfte sich das neue IT-System zur Optimierung von Arbeitsprozessen, das gerade implementiert wird, positiv auf die Profitabilität auswirken. Wir bekräftigen unsere Kaufempfehlung.



Aus dem österreichischen Nebenwertebereich gefällt uns zudem Porr. Der Baukonzern konnte trotz ungünstiger Witterungsbedingungen im ersten Halbjahr seine Produktionsleistung um 0,5 Prozent auf rund 1,5 Milliarden Euro erhöhen, die Ergebnisseite legte noch deutlich stärker zu. Der operative Gewinn sprang um 28 Prozent auf 55 Millionen Euro nach oben. Hinzu kommt, dass der Auftragsbestand mit einem Anstieg um sieben Prozent auf 4,8 Milliarden Euro ein neues Rekordniveau erreichte. Besonders im Ausland ist Porr erfolgreich, der Erlösanteil jenseits der österreichischen Grenzen erhöhte sich in den ersten sechs Monaten von 38 auf 47 Prozent. Konsens bei den Analysten ist, dass in den kommenden Jahren mit prozentual zweistelligen Wachstumsraten zu rechnen ist. Dem steht ein einstelliges KGV gegenüber. Zeit, dass die Aktie den Umkehrschwung einlegt.



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