Das Kontrollgremium trifft sich regelmäßig im Herbst zur so genannten Planungsrunde, um die Ausgaben für die nächsten fünf Jahre abzustecken. Bisher kannte das Budget fast immer nur eine Richtung: Es ging nach oben. Vor einem Jahr waren im Autogeschäft einschließlich der Expansion in China sowie Entwicklungskosten Ausgaben für neue Modelle, Werke und Techniken von mehr als 100 Milliarden Euro beschlossen worden. Arndt Ellinghorst von Evercore ISI geht davon aus, dass die Investitionen diesmal um mindestens zehn Prozent zurückgeschraubt werden. Das wären zehn bis elf Milliarden Euro weniger als im letzten Fünf-Jahres-Plan. "Das Problem des VW-Konzerns ist, dass man chronisch zu viel Geld ausgibt und zu wenig dabei rauskommt", sagt Ellinghorst, der den Wolfsburgern schon länger mangelnde Ausgabendisziplin vorwirft.
RASENMÄHERPRINZIP
Stefan Bratzel vom Center of Automotive Management in Bergisch Gladbach rät, bei den Einsparungen nicht nach dem Rasenmäherprinzip vorzugehen. Er rechnet damit, dass sich die Wolfsburger künftig stärker auf die Elektromobilität konzentrieren und dort stärker investieren werden. Der neue VW-Markenchef Herbert Diess hat bereits angekündigt, das Baukastensystem des Konzerns auch für Elektroautos anzuwenden, wodurch die Kosten sinken.
Zudem wird die geplante Neuauflage des Luxuswagens Phaeton um einige Jahre verschoben. Das Modell soll 2019/2020 als reines Elektroauto auf den Markt kommen und mit einer Batterieladung 500 Kilometer weit fahren. Parallel soll die Hauptmarke zusätzlich zu den bisher schon geplanten Einsparungen von fünf Milliarden Euro ihre Investitionen um eine Milliarde Euro im Jahr zurückfahren.
Kritisch sieht Bratzel vor allem die Expansion in China, wo Volkswagen in den vergangenen Jahren eine Fabrik nach der anderen hochgezogen hat. Doch inzwischen schwächelt der einstige Boom-Markt. Bratzel rät daher, den Ausbau in der Volksrepublik zu überdenken und stattdessen mehr Energie auf Nordamerika zu verwenden. Dort drohe VW durch den Abgasskandal sonst ins Abseits zu geraten.
Der chinesische Markt habe sich dank staatlicher Hilfe inzwischen erholt. "Wenn China aber größere Probleme bekommt, schwankt der Konzern irgendwann insgesamt", warnt Bratzel. Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler empfiehlt, dass Volkswagen den Bau neuer Werke in China etwas langsamer angeht. Die Fabriken könnten zum Beispiel anfangs kleiner ausgelegt werden, um Überkapazitäten zu verhindern.
Bratzel fordert zudem, dass Volkswagen die Zahl von mehr als 300 Modellvarianten reduziert. Auch daran arbeitet das VW-Management bereits. Bis auf wenige Details - etwa, dass das Cabriolet Eos keinen Nachfolger bekommt - ist bisher aber nichts bekannt. Das Investitionsbudget für die nächsten Jahre dürfte hier vermutlich noch nicht mehr Klarheit bringen. Zumindest sollte aber erkennbar werden, in welchen Bereichen Volkswagen in den nächsten Jahren weniger Geld ausgeben wird, hoffen die Experten.