Piech sei einmal zitiert worden, er lasse sich sein Lebenswerk bei VW und Audi nicht von einem angestellten Manager ruinieren. "Die Staatsanwaltschaft hält es für ernsthaft möglich, dass ich mich trotz seiner öffentlich geäußerten Haltung mit Ferdinand Piech verschworen haben soll", sagte Wiedeking. "Die mir unterstellte Nähe zu Ferdinand Piech, ich betonte das ausdrücklich, schmerzt mich richtig."

Der Porsche-Enkel und Miteigner des Familienimperiums habe sich im Ringen um den Einfluss Porsches auf den viel größeren Volkswagen-Konzern 2008 lange gesträubt, schilderte Wiedeking weiter. Piech habe die eigene Familie im Unklaren gelassen, Wiedeking Knüppel zwischen die Beine geworfen und dann plötzlich seine Meinung geändert. Piech war für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen.

Wiedeking war auf Betreiben Piechs nach dem Scheitern der Übernahme von Volkswagen im Sommer 2009 nach 17 Jahren an der Porsche-Spitze gefeuert worden. Nun steht der 63-Jährige zusammen mit dem früheren Porsche-Finanzchef Holger Härter wegen des Verdachts der Marktmanipulation vor Gericht. Beiden Managern drohen bis zu fünf Jahre Haft.

Die Staatsanwaltschaft wirft Wiedeking und Härter vor, mit Falschinformationen im Übernahmepoker um VW 2008 Anleger gezielt in die Irre geführt zu haben. "Ich bin unschuldig", sagte Wiedeking schon beim Betreten des Gerichts. "Ich habe mir in der Sache nichts vorzuwerfen und bin davon überzeugt, von den haltlosen Vorwürfen freigesprochen zu werden", fasste er dann seine mehr als einstündige Rede vor Gericht zusammen.

DER KLEINE WOLLTE DEN GROSSEN SCHLUCKEN



Porsche hatte unter Wiedekings Führung seit 2005 seine Anteile am viel größeren Volkswagen-Konzern schrittweise erhöht, die Absicht einer vollständigen Übernahme von VW aber mehrmals in Pressemitteilungen und mündlichen Auskünften dementiert. Nach Ansicht der Strafverfolger hatte der von den Familien Porsche und Piech beherrschte Konzern aber schon längst genau diesen Plan. Mit den Dementis hätten Wiedeking und Härter andere Anleger davon abgehalten, VW-Aktien zu kaufen und so den Börsenkurs der Papiere bewusst gedrückt. Wiedeking sagte, das sei eine "fernliegende und absurde Verschwörungstheorie."

Porsche erhöhte der Anklageschrift zufolge damals die Beteiligung an VW vor allem mit Optionsgeschäften über die Maple Bank. Als der Kurs der VW-Aktie im Herbst 2008 einbrach, musste Porsche sechs Milliarden Euro für die Optionen nachschießen. Um den Preis der Wertpapiere diesmal nach oben zu treiben, habe Porsche am 26. Oktober bekannt gegeben, inklusive Optionen 74,1 Prozent der VW-Stammaktien zu halten und 2009 auf 75 Prozent aufstocken zu wollen, erklärte die Staatsanwaltschaft. Daraufhin schnellte der Kurs der VW-Aktien in schwindelerregende Höhen.

Hedgefonds, die mit Leerverkäufen auf einen sinkenden VW-Kurs gewettet hatten, wurden auf dem falschen Fuß erwischt. Sie mussten sich zum Erfüllen ihrer Verkaufsverpflichtungen um jeden Preis eindecken. Dutzende Hedgefonds haben Porsche deshalb in Stuttgart, Braunschweig, Hannover und Frankfurt auf insgesamt mehr als fünf Milliarden Euro Schadenersatz verklagt. Erste Klagen wurden bereits zurückgewiesen.