Mitten in einer der schwersten Krisen der Unternehmensgeschichte sorgt die erfolgsabhängige Vergütung des Top-Managements in Wolfsburg weiter für Diskussionsstoff. Nach Angaben aus Konzernkreisen ist der VW-Vorstand in Wolfsburg bereit, auf rund 30 Prozent seiner Boni zu verzichten. Diese Größenordnung hatte Konzernchef Matthias Müller zuvor ins Gespräch gebracht. Ein Komplettverzicht, wie ihn unter anderem das Land Niedersachsen als Großaktionär des Autokonzerns offenbar anstrebt, käme demnach nicht zustande.

"Aufsichtsrat und Vorstand sind sich einig, dass angesichts der aktuellen Lage des Unternehmens ein Zeichen auch beim Thema Vergütung gesetzt werden muss", teilte das Unternehmen dazu bereits mit, ohne jedoch ins Detail zu gehen. Entsprechende Modelle würden derzeit noch diskutiert und abgestimmt. Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) sagte dazu vor dem Landtag in Hannover, die Landesregierung halte in dieser Frage "ein deutliches Signal für notwendig", wobei "selbstverständlich auch die Erwartungen der Öffentlichkeit eine Rolle spielen müssten". Das Land Niedersachsen ist nach den Familien Porsche und Piëch größter Aktionär von Volkswagen und hält 20 Prozent der Stimmrechte.

Aktionärsschutzvereinigungen wie die Schutzgemeinschaft der Kleinanleger (SdK) haben sich ebenfalls für einen kompletten Boniverzicht bei Volkswagen ausgesprochen. Solange der Abgasmanipulationsskandal nicht aufgeklärt sei, sollten überhaupt keine variablen Vergütungsbestandteile ausgeschüttet werden, heißt es bei der SdK. Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) sieht im angekündigten freiwilligen Verzicht des Vorstands immerhin einen Schritt in die richtige Richtung - "aber mit zu kurzer Schrittlänge". Die Kürzungen sollen nach Unternehmensangaben rückwirkend auch für Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch gelten, der zuvor Finanzvorstand in Wolfsburg war und im Zuge des Skandals im Herbst an die Spitze des Kontrollgremiums gewechselt ist. Pötsch wird kritisiert, weil er sich für den Wechsel angeblich üppige Kompensationszahlungen von über zehn Millionen Euro ausbedungen haben soll.

Quartalszahlen verschoben



Volkswagen will die Entscheidungen über die Vergütung auf einer Aufsichtsratssitzung am 22. April verabschieden und auf der Bilanzpressekonferenz am 28. April veröffentlichen. Wie der Konzern am Donnerstag außerdem mitteilte, sollen die Zahlen für das erste Quartal 2016 diesmal später veröffentlicht werden - nicht im April, sondern ausnahmsweise erst am 31. Mai. Davon unberührt bleibt der Termin für die Hauptversammlung am 22. Juni.