Einkaufsvorstand Francisco Garcia Sanz soll gehen, Personalchef Karlheinz Blessing abgelöst werden und Porsche-Chef Oliver Blume vom Gaststatus zum ordentlichen Konzernvorstand aufrücken. Der Konzern will außerdem seine zwölf Fahrzeug-Marken in drei Gruppen umsortieren. Herr über den umsatzstärksten Bereich - die Volumenmarken VW, Skoda und Seat - soll der neue Mann an der Konzernspitze werden. "Diess wird mit riesiger Macht ausgestattet", betonte ein Insider.

Die Aufsichtsratssitzung sollte um 16.00 Uhr beginnen, nachdem im sechs Personen großen Präsidium die Spitzenvertreter der Eignerseite - die Familien Porsche und Piech sowie das Land Niedersachsen - mit den obersten Arbeitnehmervertretern alles vorbesprochen haben. Spät am Abend könnte dann offiziell werden, was seit Dienstag Stück für Stück über die Medien durchsickert. Offiziell hat VW bisher nur am Dienstag über den bevorstehenden Führungsumbau informiert, ohne Namen zu nennen. Weitere Stellungnahmen lehnte der Konzern ab.

Auf der langen Agenda des Aufsichtsrats steht zudem der geplante Börsengang der Nutzfahrzeugsparte, die sich Insidern zufolge unter ihrem Chef Andreas Renschler Anfang 2019 abnabeln soll.

ZEITUNG - DIESS LEGTE PLAN SCHON VOR



Der neue VW-Boss hätte mit der Leitung der Volumenmarken mehr direkten Einfluss auf das operative Geschäft als Müller, der 2015 nach dem Dieselskandal die Konzernleitung übernahm. Sein Vertrag soll nicht vorzeitig gegen Abfindung aufgelöst werden, sondern wie vorgesehen bis Februar 2020 weiterlaufen, berichtete das "Handelsblatt". Der Zeitung zufolge demonstrierte Diess schon kurz nach der internen Bekanntgabe des Chefwechsels durch Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch am Dienstag seine Macht und legte detaillierte Pläne auf den Tisch - im Beisein Müllers. Davon fühlten sich mehrere Vorstandsmitglieder vor den Kopf gestoßen, sodass sich Finanzchef Frank Witter überlegt haben soll, ob er in Wolfsburg bleiben will. Witter wollte sich dazu auf Anfrage von Reuters nicht äußern. Der langjährige Einkaufschef Garcia Sanz dagegen scheidet aus, wie zwei Insider Reuters sagten und die "Automobilwoche" berichtete. Er sei vom Stil des Führungswechsels entsetzt gewesen.

"DER HELLE WAHNSINN"



Der einflussreiche Betriebsrat bei VW sehe seine Machtposition gesichert, indem der bisherige Generalsekretär und Vertraute von Betriebsratschef Bernd Osterloh, Gunnar Kilian, neuer Personalvorstand wird. "Unsere Position ist so stark wie nie", sagte ein Arbeitnehmervertreter. Bei den Beschäftigten sorgte jedoch die unvermittelte Kommunikation des Führungsumbaus für Verärgerung. Sie wurden am Dienstag von einer Pflichtmitteilung kalt erwischt, die VW herausgeben musste, weil eine Zeitung den Plan erfahren hatte. "Keiner wusste was. Das ist der helle Wahnsinn, was sich da abspielt", sagte ein Insider. Vor allem die mangelnde Kommunikation des Aufsichtsrats wurde kritisiert. "Das öffnet massiven Spekulationen Tür und Tor."

Der schon mehrmals als Abschusskandidat im Dieselskandal gehandelte Audi-Chef Rupert Stadler ist vom großen Stühlerücken nicht betroffen. "Stadler sitzt fest im Sattel", sagte ein mit den Plänen Vertrauter Reuters. Seine Position sei in der Personaldiskussion kein Thema gewesen. Durch das Umsortieren der Marken wird sich für den Audi-Chef nichts ändern. Die Marke mit den vier Ringen stellt voraussichtlich alleine die Premiumgruppe, wie Insider sagten. Eine "Superpremiumgruppe" könnte unter Führung des Sportwagenbauers Porsche noch die Luxusmarken Bentley, Bugatti und Lamborghini einschließen. Porsche und Audi würden unterdessen ihre gemeinsame Arbeit bei der Entwicklung von Fahrzeugplattformen fortsetzen. Die beiden größten Gewinnbringer in einer Gruppe zusammenzufassen wäre schwierig, weil man keiner von beiden die andere Marke als Führung vor die Nase setzen könne, sagte eine mit den Plänen vertraute Person.

rtr