Ausgangssituation und Signal
Der Aktienkurs von Volkswagen (Vorzugsaktien) geht am Freitag kaum verändert in den Handel und notiert um 240,55 Euro. Der positiven Kursbewegung der jüngsten Vergangenheit sollte dies aber keinen Abbruch tun. Rückblick: Seit Jahresbeginn ging es mit den Notierungen der VW-Aktie von 153,20 Euro bis auf 252,20 Euro nach oben. Seit den Tiefstkursen aus dem Vorjahr sind die Notierungen um 220 Prozent gestiegen.
Im kurzfristigen Bereich zeigt sich im Tageschart die steil ansteigende 21-Tagelinie (grüne Linie) bei 219,75 Euro als Unterstützung. Dieser gleitende Durchschnitt verstärkt damit die horizontale Kurslinie um 217,30 Euro in ihrer Eigenschaft als potenzieller Kaufbereich. Zum Verständnis: Die 21-Tagelinie ist eine gleitende Durchschnittslinie, welche die Durchschnittskurse der vergangenen 21 Handelstage widerspiegelt. Der Kursverlauf wird dadurch in geglätteter Form dargestellt. Die Definition: Solange die 21-Tagelinie nach oben strebt, solange sprechen Analysten grundsätzlich von einem kurzzeitigen Aufwärtstrend. Liegen die Kurse des Basiswertes zudem oberhalb ihrer ansteigenden 21-Tagelinie - wie derzeit bei der VW-Aktie der Fall -, so ist das ein Zeichen von kurzzeitiger Stärke seitens der Anleger.
Die Charts im Detail
Was die längerfristige Aussicht anbelangt, so hilft ein Blick auf den Wochen- / Monatschart weiter. Gerade der Blick auf den Monatschart kann sehr interessant sein. Dieser nämlich offenbart das mittelfristige Trendverhalten eines Basiswertes, und das nicht selten über mehrere Jahre hinweg. Denn beim Monatschart basiert die Betrachtungsweise auf monatlichen Kursdaten. Im Falle von Kerzencharts etwa bildet jede Kerze (engl.: "Candle") das Kursverhalten eines Handelsmonats ab: Monatseröffnungs- und -schlusskurs; Monatshoch und -tief.
Im Monatschart (Chart 3) zu sehen: Die 200-Tagelinie (blaue Kurve). Im Wochenchart entspricht sie der 40-Wochenlinie; im Monatschart in etwa der 9-Monatslinie. Mit ihrem steigenden Verlauf zeugt sie grundsätzlich von einem intakten, ansteigendem Trendverhalten in der mittelfristigen Zeitbetrachtung. Dieser gleitende Durchschnitt verläuft bei derzeit 171,88 Euro. Eine Vorzugsaktie von VW kostet derzeit also mehr als im Durchschnitt der vergangenen 200-Handelstage - ein Zeichen von Stärke. Gleichzeitig dient dieser gleitende Durchschnitt den Kursen als Unterstützung im Falle etwaiger Kursverwerfungen.
Doch Vorsicht: Die jüngste Aufwärtsrallye hat auch dazu geführt, dass sich der Basiswert bereits heiß gelaufen hat. Der Titel droht, als "überkauft" zu gelten, wie Chartisten sagen. Ein Hinweis darauf liefert der prozentuale Abstand zwischen 200-Tagelinie (grüne Kurve) und Aktienkurs. Dieser bewegt sich im Falle der VW-Aktie bei derzeit knapp 30 Prozent und schreitet damit in Richtung eines Extrembereichs (siehe Kurve unterhalb des Monatscharts). Das könnte schnell in Gewinnmitnahmen münden, beziehungsweise in einen Seitwärtstrend, zumal ab 250 Euro mit einem ersten Widerstand zu nach oben zu rechnen ist. Der Monatschart veranschaulicht diese Hürde (rot schraffiert).
Tageschart
Wochenchart
Monatschart
Empfehlung der Redaktion
VW AG: Ein interessanter Autowert, der sich seinem Allzeithoch annähert. Käme es zu einem signifikanten Ausbruch über 262,45 Euro, dem besagtem Allzeithoch, so wäre dies als starkes Kaufsignal zu werten. Unser nachfolgendes Kursziel würden wir dann im Bereich um 300 Euro veranschlagen - als runde Kursmarken könnte dieses Kursziel ein neuerlicher Widerstand darstellen. Damit sprächen wir von einem Kurspotenzial von rund 14 Prozent nach einem gelungenen Break out über die 262,45er-Marke. Andererseits lässt sich aktuell mit relativ engmaschigen Stop-Losskursen agieren. Diese könnten sich knapp unterhalb signifikanter Unterstützungslinien platziert finden - siehe abgebildete Tabelle.
Unterstützungen und Widerstände
Chartmarken | Niveau |
---|---|
Oberes Ziel 2 | 300,00 |
Oberes Ziel 1 | 252,20 |
Unteres Ziel 1 | 218,65 |
Unteres Ziel 2 | 198,58 |
Empfehlungen auf Basis charttechnischer Signale. In Einzelfällen sind Abweichungen zur fundamentalen Einschätzung möglich.
AUTOR Manfred Ries vom Index Radar-Magazin ist ausgebildeter Bankkaufmann. Nach seinem Studium der Volkswirtschaftslehre arbeitete er über viele Jahre hinweg in den Bereichen Vermögensanlage und Devisenhandel bei Großbanken. Seit mehr als 15 Jahren ist Manfred Ries als Wirtschaftsjournalist tätig. Für Börse Online analysierte er bereits 1999 die Märkte aus charttechnischer Sicht. www.index-radar.de