"Der Aufsichtsrat kann aufgrund der seit Herbst 2015 durchgeführten umfangreichen und unabhängigen eigenen Untersuchungen auch aus heutiger Sicht weiterhin keine vorsätzlich unterlassene Information des Kapitalmarkts erkennen. Dies hat sich auch nach Prüfung der Anklageschrift nicht geändert", erklärte das Kontrollgremium.
Pötsch selbst nahm nach Unternehmensangaben an diesem Teil der Aufsichtsratssitzung nicht teil. Die Sprecher der Familien, Wolfgang Porsche und Hans Michel Piech, teilten im Anschluss mit, der Aufsichtsrat und die Familiengesellschafter stünden uneingeschränkt hinter Diess und Pötsch. Sollte es zu einem Verfahren kommen, sei er davon überzeugt, dass die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft entkräften werden, fügte Porsche hinzu, der den Aufsichtsrat des VW-Großaktionärs Porsche SE leitet. Die Anklagen seien unbegründet, sagte Piech. Über die Familienholding Porsche SE halten die Familien mit 53 Prozent die Mehrheit an Volkswagen.
PÖTSCH MIT APPLAUS BEGRÜSST
Pötsch war bereits auf einer Betriebsversammlung im VW-Stammwerk in Wolfsburg am Mittwoch einem Teilnehmer zufolge von den Beschäftigten mit Applaus begrüßt worden. Dort betonte vor mehr als 10.000 Teilnehmern auch Personalvorstand Gunnar Kilian, der Vorstand sei fest davon überzeugt, dass das Unternehmen und die Verantwortlichen alle kapitalmarktrechtlichen Informationspflichten erfüllt hätten.
Die Staatsanwaltschaft Braunschweig hat Anklage gegen Konzernchef Diess, den früheren Finanzvorstand und jetzigen Aufsichtsratschef Pötsch und den früheren Vorstandsvorsitzenden Martin Winterkorn wegen Vergehen gegen das Wertpapierhandelsgesetz während des Dieselskandals erhoben. Das Landgericht Braunschweig prüft nun die Vorwürfe und entscheidet, ob es zum Prozess kommt. In ihrer Anklage werfen die Strafermittler den Managern vor, sie hätten die Börse im Jahr 2015 vorsätzlich zu spät über die aus der Aufdeckung der Abgasmanipulationen resultierenden Milliarden-Kosten für den Wolfsburger Autokonzern informiert und damit rechtswidrig Einfluss auf den Aktienkurs genommen. Winterkorn war nach Bekanntwerden der millionenfachen Dieselmanipulation im September vor vier Jahren als Vorstandschef zurückgetreten. Alle drei Manager hatten die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft zurückgewiesen.
rtr