So sagte Porsche, er sei bereits in unterschiedlichen VW-Konzerngremien vertreten und wolle einen an der Sache orientierten Beitrag leisten.
Aus dem Kreis der anwesenden rund 3500 Vorzugsaktionäre kam Kritik, dass die Kleinaktionäre in dem Kontrollgremium nicht vertreten seien. Allerdings haben die Halter der Vorzugsaktien, auf welche die Hälfte des Grundkapitals entfällt, kein Stimmrecht. Die Stammaktien und damit alle Stimmaktien halten allein die Porsches und Piechs. "Die Eigentümer benehmen sich weiterhin wie die Gutsherren", warf etwa der Wirtschaftsprofessor Christian Strenger, Experte für gute Unternehmensführung, den Familien vor. Sie hätten nur ihre eigenen Interessen und nicht die des Unternehmens im Sinn. Aufsichtsratschef Wolfgang Porsche erklärte, die Mitglieder des Aufsichtsrats seien dem Unternehmen und damit allen Aktionären gleichermaßen verpflichtet.
Porsche, der kürzlich seinen 75. Geburtstag feierte, hatte vor zwei Jahren eine allmähliche Übergabe der Kontrolle über den weltweit größten Autokonzern an die vierte Generation der Familieneigner angekündigt. Doch mit einem Rückzug lässt sich Porsche, neben seinem Vetter Hans Michel Piech Oberhaupt der Eignerfamilie, noch Zeit. Kürzlich wurde er abermals für fünf Jahre in den VW-Aufsichtsrat gewählt und hat noch vier Jahre Amtszeit als Kontrolleur der PSE. "Wenn meine Gesundheit es zulässt, bleibe ich die vollen fünf Jahre", sagte er kürzlich der Zeitschrift "Stern". Er wolle den bei VW angestoßenen Wandel noch mit überwachen. Dem Fachblatt "Automobilwoche" erklärte er, womöglich werde sein Neffe Ferdinand Oliver Porsche, bisher als einziger sowohl im VW- als auch im PSE-Aufsichtsrat und Kontrolleur der Marken Porsche und Audi, ihn als Familiensprecher ablösen. "Er kennt diese Unternehmen sehr gut. Ihm würde ich diese Rolle voll und ganz zutrauen." Entschieden sei aber noch nichts.
ERNEUT FRAGEN ZU "DIESELGATE"
Thema auf der Hauptversammlung war einmal mehr der Dieselskandal bei VW von 2015, durch den auch der Großaktionär vor einer Welle von Schadensersatzklagen im Volumen von insgesamt 865 Millionen Euro ausgesetzt ist. Zudem ermittelt die Staatsanwaltschaft Stuttgart gegen Ex-PSE und VW-Chef Martin Winterkorn, den jetzigen Vorstandschef und VW-Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch und den kürzlich abgesetzten VW-Chef Mattias Müller wegen des Verdachts, den Kapitalmarkt im September 2015 gezielt zu spät über die Finanzrisiken von Dieselgate informiert zu haben. Pötsch bekräftigte: Alle Klagen seien unbegründet.
Auch der Haftbefehl der US-Behörden gegen Winterkorn, dem dort Verschwörung zur Täuschung der Behörden über die Abgasmanipulation angelastet wird, bringt die PSE- und VW-Manager nicht aus der Ruhe. Pötsch und alle anderen müssten wegen Strafverfolgung im Zuge des Dieselskandals keine USA-Reisen wegen drohender Festnahme fürchten. "Ich reise regelmäßig in die USA", erklärte Pötsch. PSE-Rechtsvorstand Manfred Döss, zugleich Chefjurist von VW, betonte, Vorständen und Aufsichtsräten der PSE sei nichts zur Last zu legen, sie könnten daher weiterhin ohne Risiko in die USA einreisen. Die PSE habe keinen Grund, Schadenersatzansprüche gegen Winterkorn zu stellen, erklärte Döss weiter. "Es gilt die Unschuldsvermutung."
Da Volkswagen die Lasten von Strafen und Schadensersatzklagen der Dieselkrise bisher gut bewältigen konnte, können sich die Eigerfamilien wie auch die Vorzugsaktionäre wieder auf sprudelnde Gewinnquellen verlassen. Im vergangenen Jahr verdiente die Holding, die rund 52 Prozent des VW-Konzerns hält, 3,33 Milliarden Euro im Vergleich zu 1,37 Milliarden Euro 2016. In diesem Jahr rechnet sie mit einem Nettogewinn zwischen 3,4 und 4,4 Milliarden Euro. Die Vorzugsaktionäre sollen 1,76 Euro Dividende erhalten - das hielten einige für zu wenig.