von Heinz-Gerd Sonnenschein, Deutsche Postbank, Bonn

Am 8. Oktober fiel der offizielle Startschuss für die Berichtssaison der US-Firmen über ihren Unternehmenserfolg im abgelaufenen Geschäftsquartal. Traditionell hat der Aluminiumkonzern Alcoa mit seinem Quartalsbericht den Startschuss gegeben. Da es in den USA aber eher die Ausnahme als die Regel ist, dass ein Geschäftsquartal deckungsgleich mit einem Kalenderquartal ist, haben vor dem 8. Oktober schon einige Unternehmen Quartalszahlen vorgelegt, die für das aggregierte Q3 EPS des S&P 500 berücksichtigt werden. Der Indexanbieter Standard & Poor's entscheidet, welche Geschäftsberichte für welchen aggregierten Quartalsgewinn des S&P 500 zusammengefasst werden. So reicht beispielsweise die Zeitspanne der für das Q3 EPS des S&P 500 relevanten Quartalsberichte von Mitte September bis Anfang Dezember. In Deutschland sind gebrochene Geschäftsjahre bzw. -quartale unüblich. Die Zeitspanne, in der beispielsweise die DAX-Konzerne ihre Zahlen veröffentlichen, ist daher deutlich kürzer. Sie beginnt am 20. Oktober und endet am 26. November.

In den USA hatten von Mitte September bis zum 7. Oktober schon 22 Unternehmen ihre Quartalsberichte, die für die Ermittlung des aggregierten Q3 EPS des S&P 500 relevant sind, veröffentlicht, also bevor der offizielle Startschuss durch Alcoa gegeben wurde. Unter ihnen waren namhafte Konzerne wie FedEx, Nike, Oracle oder Micron Technology. Jeweils inklusive Alcoa gerechnet, übertrafen bisher 19 Unternehmen die Konsensprognose für das EPS und 17 steigerten ihr EPS YoY. Die Umsatzerwartung übertrafen immer noch 12 Firmen und 16 steigerten die Erlöse im Vergleich zum eigenen Vorjahresquartal. So erfreulich diese Werte erscheinen, so gering fallen die aggregierten Zuwächse YoY aus. Auf aggregierter Basis für den S&P 500 erreichten die 23 Unternehmen sowohl beim EPS als auch beim Umsatz nur einen Zuwachs von jeweils rund einem Prozent YoY.

Nach unseren Berechnungen dürfte der aggregierte Quartalsgewinn für den US-Leitindex für das Q3 29,75 USD betragen. Dies bedeutet einen Rückgang von 2,5 Prozent im Vergleich zum 3. Quartal 2014. Für die Umsatzentwicklung sind wir noch etwas pessimistischer. Hier kalkulieren wir mit einem Rückgang von ca. 4 Prozent YoY. Unsere Berechnungen bedeuten ein positives Überraschungspotenzial bei den Gewinnen. Denn auf Basis der schon veröffentlichten EPS sowie der Konsensschätzungen für die übrigen Mitglieder des S&P 500 steht aktuell ein Gewinnrückgang von gut sechs Prozent auf 28,68 USD zu Buche. Bei der Umsatzentwicklung sind unsere Berechnungen und die Markterwartung (Konsens plus schon veröffentlichter Zahlen) dagegen nahezu deckungsgleich, -4 Prozent vs. -3,4 Prozent.

Belastbare Aussagen über die Gewinn- und Umsatzentwicklung im Q3 werden nach der 44. KW möglich sein. In der 43. und 44. KW präsentieren 292 der 500 im S&P 500 gelisteten Unternehmen ihre Quartalszahlen. Nach der 44. KW haben dann mehr als zwei Drittel der S&P 500-Member ihre Bilanzen vorgelegt.

Schwache Gewinn- und auch Umsatzzahlen erwarten wir von den Sektoren Energy und Materials. Die deutlich gesunkenen Rohstoffpreise sollten sich hier in prozentual zweistelligen Gewinnrückgängen niederschlagen. Beim Energiesektor könnten sich die Gewinne im Vergleich zum Vorjahresquartal sogar mehr als halbieren. Das niedrige Zinsniveau dürfte vor allem die Geschäftsentwicklung der Finanzinstitute von kleiner und mittlerer Größe belastet haben. Die Streetbanken sollten über Provisionseinnahmen sowie Investmentbankingerträge diese Belastungen abgefedert haben. Ohne die Großbanken gerechnet erwarten wir einen moderaten Gewinnrückgang des Sektors Financials. Mit ihnen gerechnet, kalkulieren wir mit einem Gewinnzuwachs im mittleren einstelligen Prozentbereich. Klarheit wird diese Woche bringen, wenn JPMorgan Chase (13.10.), Bank of America (14.10.), Wells Fargo (14.10.) sowie Citigroup (15.10.) ihre Bilanzen präsentieren.

Reuters