Die Hoffnung auf ein Ende des Ölpreisverfalls und eine moderatere Straffung der US-Geldpolitik hat den Börsen in der zurückliegenden Woche neuen Auftrieb gegeben. Nachdem der DAX in den vergangenen Tagen rund acht Prozent -zulegen konnte, bremsten am Freitag Gewinnmitnahmen den Leitindex wieder ab. Für den Nachmittag (nach Redaktionsschluss dieser Ausgabe) standen zudem wichtige US-Konjunkturdaten an.

Aktienstratege Ralf Zimmermann vom Bankhaus Lampe sieht auf dem aktuellen Kursniveau weiter Kaufgelegenheiten, verweist aber auch auf zunehmende Risiken in den kommenden Monaten, die weitere Tiefstände bei den Indizes erwarten lassen. Der Bankhaus-Lampe-Experte hat deshalb sein DAX-Ziel zum Jahresende von 11 200 auf 10 800 Punkte gesenkt. "Auch wenn sich Erholungstendenzen abzeichnen, ist es zu früh, um aggressiver einzusteigen", sagte Zimmermann, der in einer schwächeren Weltwirtschaft weiter das Hauptrisiko sieht.

Skeptischer OECD-Ausblick



In dieses Szenario passt auch der skeptischere Konjunkturausblick der Industriestaaten-Organisation OECD. Sie hat am Donnerstag ihre Wachstums-prognosen für die Weltwirtschaft, die USA, die Eurozone und Deutschland teilweise deutlich gesenkt.

Die globale Konjunktur dürfte demnach in diesem Jahr nur noch um drei Prozent zulegen und im nächsten Jahr um 3,3 Prozent. Der deutschen Wirtschaft traut die OECD in diesem Jahr nur noch ein Wachstum von 1,3 (bisher: 1,8) Prozent zu, das sich im nächsten Jahr auf 1,7 (2,0) Prozent erhöhen dürfte.

Der starke Ölpreisverfall um bis zu 70 Prozent seit Mitte 2015 hatte in den vergangenen Wochen zudem Zweifel an der Bonität der Ölförderländer aufkommen lassen. In den Sog waren auch Ölförderunternehmen insbesondere in den USA geraten, die den Rohstoff mithilfe des teuren Fracking-Verfahrens herstellen. Käme es zu Unternehmenspleiten, könnte dies auch für die Banken gefährlich werden, die dann auf ihren Krediten sitzen blieben.

Auf Seite 2: Moderatere US-Geldpolitik





Moderatere US-Geldpolitik



So sorgte die vorläufige Stabilisierung des Ölpreises und damit verbunden der Ölfirmen in den vergangenen Tagen auch für eine Entspannung bei den Banktiteln. Der Euro-Stoxx-Bankenindex konnte über zehn Prozent zulegen.

Rückenwind erhielten die Börsen zuletzt auch von der Aussicht auf eine behutsamere Straffung der US-Geldpolitik. Diesen Schluss ließen die am Mittwoch veröffentlichten Sitzungsprotokolle der US-Notenbank Fed zu. Beobachter sahen darin Hinweise, dass die Notenbank von ihren bislang signalisierten vier Zinserhöhungen 2016 abrücken könnte. Eine Reihe von Fed-Führungsmitgliedern soll vor einer Konjunkturabkühlung in China und Turbulenzen an den Finanzmärkten gewarnt haben. Sie hätten sich besorgt gezeigt, dass die US-Wirtschaft durch Störfeuer von außen in Mitleidenschaft gezogen werden könnte.

Experten erwarten, dass die Notenbank angesichts des widrigen globalen Umfelds zunächst auf weitere Erhöhungen ganz verzichtet oder sich zumindest auf zwei Schritte beschränkt, die jedoch noch nicht im März beginnen sollen. Die Fed hatte im Dezember erstmals seit rund zehn Jahren die Leitzinsen wieder angehoben - auf 0,25 bis 0,5 Prozent.

Versorger fahren Achterbahn



Auf Erholungskurs befanden sich zum Wochenende hin die Versorgeraktien. Eon und insbesondere RWE (Dividendenausfall) hatten im Wochenverlauf eine regelrechte Achterbahnfahrt hingelegt.