Seit Monaten befindet sich der Euro in einem bedenklichen Abwärtstrend. Doch was, wenn heute nach der EZB-Sitzung durch die richtigen Worte von Frau Lagarde der Euro wieder an Stärke gewinnt? Welche Auswirkungen könnte das haben? Von Johann Werther

Niedrigere Rohstoffkosten

Das Erste, wodurch sich ein stärker werdender Euro bemerkbar machen sollte, sind billigere Rohstoffpreise. Da fast alle Rohstoffe wie Öl, Weizen etc. in US-Dollar bemessen werden, verlieren diese für Euro Investoren an Wert und sind billiger zu haben. Dies würde nicht nur Preise an Tankstellen und für Autos wieder drücken, sondern hätte auch zur Folge, dass die Inflation im Euro-Raum einen gehörigen Satz nach unten machen könnte.

Anleihen werden attraktiver

Ein starker Euro kann aktuell nur durch eine Zinserhebung der EZB wieder ins Gespräch rücken. Steigen die Zinsen im Euro-Raum, so könnte einiges der Gelder, welches von Europa aus in amerikanische Staatsanleihen geflossen ist, wieder zurück in die Heimat finden. Außerdem würden Anleihen höher rentieren, während Assets wie Immobilien weiter abwerten dürften. Rein makroökonomisch dürften Aktien aus dem EU-Raum ebenfalls abwerten, allerdings kann man nach der katastrophalen Notenbankpolitik des letzten Jahres und der Abwertung der Aktienmärkte davon ausgehen, dass ein steigender Euro mit grünen Vorzeichen begrüßt werden würde.

Amerikanische Aktien profitieren

Doch die wirklichen Gewinner einer solchen Entwicklung sitzen in Amerika. Vor allem die großen Big-Tech Player wie Amazon, Apple und Microsoft hatten bei ihren letzten Quartalsberichten allesamt Gewinneinbußen aufgrund der Währungseffekte im Euro-Raum. Sollte der Euro wieder stärker werden, könnten diese mehr US-Dollar aus diesem Markt schlagen und dürften so wieder einen kleinen Aufwärtstrend erleben.

Fazit

Ein sich grundsätzlich verstärkender Euro, wäre also positiv für Europa und auch für die Mehrheit der Unternehmen, in welche Privatanleger investiert sind. Allerdings muss hier erneut deutlich angemerkt werden, dass es sich hier um eine reine Spekulation handelt und ein wirklich hartes Vorgehen der EZB gegen die Inflation aufgrund der Schuldenstaaten in Südeuropa vermutlich nicht möglich ist.

Selbst wenn sich die EZB zu 75 Basispunkten durchringen kann, bleibt die Gefahr, dass dieser Effekt verpufft und durch das Anleihekaufprogramm von Staaten wie Italien ein Effekt entsteht, der Europa möglicherweise in eine weitere Schuldenkrise stürzen könnte.