Die Europäische Zentralbank EZB hebt die Zinsen in der Eurozone an. So turbulent reagieren jetzt der DAX, Aktien, Gold, Euro, Kryptowährungen und Co. 

Nachdem gestern Abend die amerikanische Notenbank FED ihre Zinsen bereits um 0,25 Prozentpunkte auf einen Leitzins-Korridor von 5,00 bis 5,25 Prozent erhöht hatte, zieht heute die EZB mit Chefin Christine Lagarde nach. 

Die Europäische Zentralbank (EZB) nimmt auf ihrem Zinserhöhungskurs im Kampf gegen die hohe Inflation den Fuß etwas vom Gas. Sie hob am Donnerstag auf ihrer Zinssitzung in Frankfurt die Schlüsselsätze nur um einen Viertel Prozentpunkt an auf die Spanne von 3,5 Prozent bis 3,75 Prozent an, nachdem sie diese noch im März um einen halben Punkt nach oben gesetzt hatte. Der an den Finanzmärkten richtungsweisende Einlagensatz, den Banken für das Parken überschüssiger Gelder erhalten, steigt somit von 3,00 auf 3,25 Prozent.

Doch so reagieren jetzt die Märkte:

So reagieren die Märkte auf die Zinserhöhung der EZB

Vor der Zinserhöhung zeigten sich der DAX und der TecDax heute ziemlich schwach. Der deutsche Leitindex verlor 0,9 Prozent auf 15.670 Punkte und der Tec-Index 0,75 Prozent auf 3.240. In einer ersten Reaktion gaben DAX und TecDax nochmals etwas weiter nach. Doch als die US-Futures um 14:30 deutsche Zeit anfangen zu handeln, verbessert sich der DAX auf minus 0,6 Prozent und der TecDax auf minus 0,4 Prozent. 

Die amerikanischen Börsen waren im vorbörslichen Handel etwas schwächer und büßten bis zu 0,4 Prozent ein. Dow Jones, S&P 500 und Nasdaq zeigten sich nach der Zinserhöhung von Christine Lagarde wenig verändert, verbesserten sich aber leicht.

Der Euro hatte bereits nach der FED-Entscheidung gestern Abend kräftig zugelegt und zeigte sich heute weiter positiv. Er legte vorher um 0,1 Prozent auf 1,108 Dollar zu. Nach der Entscheidung verlor der Euro deutlich und drehte ins Minus. Gegen 15 Uhr verliert er 0,44 Prozent auf 1,102 Dollar. Anleger hatten eventuell auf mehr Erhöhung spekuliert und den Euro stärker gesehen. So wird jetzt der Dollar wieder stärker, weil die Zinsen in Übersee höher sind und die EZB vermutlich nicht auf über 5 Prozent Zinsen kommen wird.

Gold und Silber bewegten sich um die Nullinie. Die Entscheidung von Christine Lagarde hatte keinen weiteren Einfluss auf die Edelmetalle.

Kryptowährungen wie Bitcoin und Ethereum waren leicht positiv. Der Bitcoin legte um 1 Prozent zu und Ethereum um ein halbes Prozent. Nach der Entscheidung legten beide Kryptos ein wenig zu, verloren dann wieder leicht. Ein stärkerer Dollar ist für Kryptos nicht so vorteilhaft.

Um 14:45 kommt es dann noch zur Presse-Konferenz von Christine Lagarde zu der weiteren Zinspolitik der EZB. Bis dahin ist mit hoher Volatilität an den Märkten zu rechnen.

Die EZB will Inflation unbedingt drück

Die EZB teilte zudem mit, sie sei bereit, alle ihre Instrumente im Rahmen ihres Mandats anzupassen, um sicherzustellen, dass die Inflation mittelfristig zum Zielwert von 2 Prozent zurückkehre.

Die Währungshüter hatten im Juli 2022 nach Jahren der ultra-lockeren Geldpolitik die Zinswende vollzogen und haben seitdem einschließlich des neuen Schritts die Schlüsselsätze in rasantem Tempo um insgesamt 3,75 Prozentpunkte angehoben. In den USA hat die US-Notenbank Fed am Mittwoch die Zinsen ebenfalls um 0,25 Prozentpunkte hochgesetzt und steuert nun auf eine Pause zu.

Für die EZB ist der Kampf gegen den anhaltenden Preisschub in der 20-Ländergemeinschaft noch nicht gewonnen. Denn die Inflation liegt weiterhin deutlich über der angestrebten Notenbank-Zielmarke von zwei Prozent. Im April stieg die Teuerungsrate sogar leicht an auf 7,0 Prozent, nachdem sie noch im März auf 6,9 Prozent gesunken war von 8,5 Prozent im Februar. Die viel beachtete Kernrate, bei der die schwankungsreichen Energie- und Rohstoffpreise herausgerechnet sind, ging zudem im April nur minimal auf 5,6 Prozent von 5,7 Prozent im März zurück. Dies treibt viele Euro-Wächter um. Denn das könnte anzeigen, dass die Zeit der hohen Inflationsraten womöglich noch länger anhalten könnte als bislang gedacht.

(Mit Material von Reuters)