Am Erdölmarkt steht die angespannte Situation im Nahen Osten weiter im Mittelpunkt. Am Wochenende waren drei US-Soldaten bei einem Drohnenangriff in Jordanien nahe der syrischen Grenze ums Leben gekommen, was die Ölpreise nervös schwanken ließ. Und am Donnerstag sorgte eine Falschmeldung für kräftig sinkende Brent-Notierungen. Was noch folgen könnte.

Am späten Donnerstag-Nachmittag machte in den Social Media eine Meldung die Runde, wonach es eine Einigung über einen Waffenstillstand zwischen Israel und der Hamas gebe. Die Ölpreise reagierten sofort und kräftig. Der Preis für ein Barrel (159 Liter) Brent-Rohöl verlor am Spotmarkt in wenigen Minuten drei Prozent an Wert. Die psychologische Marke von 80 Dollar wurde damit zum ersten Mal in dieser Woche unterschritten. 

Zwar stellte sich bald heraus, dass es eine Falschmeldung war. Doch die Ölpreise erholten sich kaum und halten sich auch am Freitag noch auf dem gedrückten Niveau. Am Mittag kostet ein Barrel der Nordseesorte Brent zur Lieferung im April 79,20 Dollar. Das waren 50 Cent mehr als am Vortag. Der Preis für ein Fass der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) zur März-Lieferung stieg um 46 Cent auf 74,28 Dollar.

Brent-Öl  (Barrel in US-Dollar, Spotpreis)
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Brent-Öl (Barrel in US-Dollar, Spotpreis)

Lage im Nahen Osten bleibt Damoklesschwert

Die Lage im Nahen Osten bleibt ein erheblicher Risikofaktor für den Rohölmarkt. Der Gaza-Krieg, die Angriffe von Huthi-Milizen auf Schiffe im Roten Meer sowie die Spannungen zwischen den USA und Iran führen zu Aufschlägen bei den Ölpreisen. Im Hintergrund laufen allerdings diplomatische Bemühungen um eine Freilassung israelischer Geiseln, die nach Informationen der Nachrichtenagentur "Bloomberg" Fortschritte machen.

Die Fake-Waffenstillstands-Meldung zeigte die Richtung an, wohin die Ölpreise streben, sollte der Krieg im Gazastreifen tatsächlich beendet werden: Abwärts!

Hauptbelastungsfaktor für die Ölpreise ist das nach wie vor hohe Angebot außerhalb des Ölkartells Opec. Lager- und Produktionsdaten aus den USA hatten in dieser Woche das Bild bestätigt. Hinzu kommt eine schwächelnde Nachfrage wegen der vielerorts kraftlosen Konjunktur. Auch wegen der andauernden Wachstumsschwäche in China sind die Marktteilnehmer zurückhaltend. 

Auch die Spekulanten spielen eine Rolle bei den Ölpreisen. Möglicherweise werden sie versuchen, gegen die Ölförderbegrenzungen anzuwetten und den Brent-Preis unter die 200-Tage-Linie zu drücken. Damit wäre auch ein Aufwärtstrend seit dem Dezember-Tief wieder Geschichte.  (Mit Material von dpa-AFX)

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