(neu: Aussagen aus Telefonkonferenz, weitere Details, Analysten, Aktienkurs.)

MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der Autobauer BMW kommt wie die anderen deutschen Konkurrenten gut aus dem Kaltstart in der Corona-Pandemie. Weil die Geschäfte in China wieder mit Schwung laufen und BMW dort deutlich mehr Autos verkauft hat, konnte Vorstandschef Oliver Zipse für das dritte Quartal am Mittwoch sogar einen Gewinnanstieg zum Vorjahreszeitraum präsentieren. Die bereits vor einigen Monaten gedämpfte Jahresprognose behalten die Münchener aber angesichts des neuesten Infektionsgeschehens in Amerika und Europa bei.

"Nach einer Stabilisierung des wirtschaftlichen Umfelds im dritten Quartal nimmt die Dynamik der Pandemie nunmehr wieder deutlich zu", hieß es von BMW. Es bestünden daher weiter große Unsicherheiten. Viele Länder in Europa, darunter auch Deutschland, sind derzeit wieder in einem Teil-Lockdown oder planen verschärfte Kontaktbeschränkungen, um die Seuche einzudämmen. "Neue Lockdowns können unsere Geschäftsentwicklung im vierten Quartal sowie den Start 2021 stark beeinträchtigen", warnte Zipse.

Zwischen Juli und Ende September kletterte der Überschuss bei BMW um gut 17 Prozent auf 1,82 Milliarden Euro, wie der Dax -Konzern mitteilte. Vor allem der gute Lauf in China bescherte BMW über das Beteiligungsergebnis den spürbaren Gewinnanstieg. Aber auch im sonstigen Autogeschäft lief es etwas besser als gedacht.

BMW hatte bereits mitgeteilt, dass sich die Belastungen aus dem Frühjahr bei der Entwicklung der Kassenlage im dritten Quartal teils umgekehrt hätten. Zudem verschärfte das Unternehmen seinen Sparkurs und gab weniger für Investitionen aus. "Wir steuern das Tagesgeschäft eng an der regionalen Entwicklung der Nachfrage und können jederzeit auf sich ändernde Rahmenbedingungen reagieren", sagte der BMW-Chef.

Beim operativen Ergebnis vor Zinsen und Steuern, in das die China-Gewinne aus Buchhaltungsgründen nicht einbezogen werden, schnitten die Weißblauen mit einem Rückgang um knapp 16 Prozent auf 1,92 Milliarden Euro wie erwartet ab. Im zweiten Quartal hatte BMW hier operativ noch einen deutlichen Verlust eingefahren. Der Gesamtumsatz fiel um 1,4 Prozent auf 26,3 Milliarden Euro.

Die Aktie lag am Mittwochmittag nach einem starken Lauf in den vergangenen Tagen im Einklang mit anderen Autowerten 0,9 Prozent im Minus. Unter anderem sorgte die Hängepartie in der US-Präsidentschaftswahl für etwas Risikoscheu unter den Anlegern.

JPMorgan-Analyst Jose Asumendi sprach zwar von sehr starken Quartalszahlen. Er bleibt aber wegen neuer Beschränkungen in der Corona-Krise vorsichtig. Dass BMW die Margenprognose für die Autosparte trotz guter Ergebnisse nicht angehoben habe, dürfte Investoren nicht überraschen, schrieb George Galliers von Goldman Sachs. Gleichwohl könnten sie bei den Marktschätzungen Luft nach oben sehen.

Im dritten Quartal hatte der Konzern 676 000 Autos verkauft, fast 9 Prozent mehr als im Vorjahr. In China lag die Nachfrage sogar um ein Drittel höher. In Deutschland befeuerten die Kaufprämien für Elektro- und Hybridautos die Nachfrage. In den USA dagegen lag diese weiter deutlich unter dem Niveau vor einem Jahr.

Die wichtige Kernsparte mit dem Automobilbau verzeichnete zwischen Juli und Ende September eine operative Marge (Ebit) von 6,7 Prozent und damit 0,1 Prozentpunkte mehr als ein Jahr zuvor. Analysten hatten hingegen mit einem Rückgang gerechnet. BMW bestätigte die Prognose erneut wie vor einigen Wochen und peilt weiter im Gesamtjahr einen Wert zwischen 0 und 3 Prozent an. Nach neun Monaten liegt BMW nur knapp im Plus bei 0,3 Prozent. Der Konzern rechnet den Gewinn aus dem chinesischen Gemeinschaftsunternehmen erst im Finanzergebnis hinzu, was die Vergleichbarkeit der Marge etwa mit dem Rivalen Mercedes-Benz aus dem Daimler -Konzern erschwert.

Nach der bereits bekannten besseren Entwicklung der Kassenlage im dritten Quartal schraubte Finanzchef Nicolas Peter die Jahresziele für den Barmittelzufluss im Autogeschäft herauf. "Wir streben für das Gesamtjahr einen Free Cashflow von mindestens 1,5 Milliarden Euro", sagte er. Zuvor hatte BMW sich zum Ziel gesetzt, auf Jahressicht mindestens positiv abzuschneiden.

Zipse will angesichts härterer CO2-Emissionsvorgaben und steigender Nachfrage absehbar auch die technischen Plattformen von BMW stärker auf Elektroautos ausrichten. "Unser neues Werk in Ungarn spielt hier eine Schlüsselrolle", sagte er. "Dort läuft ab Mitte dieses Jahrzehnts die neue BEV-zentrierte Architektur an." BEV steht für rein batterieelektrische Fahrzeuge.

"Wir rechnen damit, dass ab 2025 die Nachfrage nach vollelektrischen Fahrzeugen weiter deutlich ansteigen wird", sagte Zipse. "In zehn Jahren wollen wir mehr als sieben Millionen elektrifizierte Fahrzeuge der BMW Group auf der Straße haben - davon zwei Drittel vollelektrisch."

BMW baut auch bisher sowohl Batterieautos als auch Plugin-Hybride auf denselben Montagelinien wie Verbrenner. Nun soll die Batterievariante in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts immerhin im Zentrum der neuen Technik stehen. Zipse hält damit nach eigenen Worten aber an der vielbeschworenen Technologieoffenheit auch in der eigenen Produktion fest.

Auch die restliche Autoindustrie hatte im dritten Quartal deutliche Erholungszeichen von dem weitreichenden Produktions- und Verkaufsstopp verspürt. Daimler hatte den Gewinn auch dank eines ebenfalls guten Laufs in China steigern können, Volkswagen als weltgrößter Autobauer und Marktführer in China kam ebenfalls wieder besser in Tritt.

Angesichts des noch nicht feststehenden Ausgangs der US-Präsidentschaftswahl zeigte sich Zipse zurückhaltend. Amtsinhaber Donald Trump hatte immer wieder mit deutlich höheren Einfuhrzöllen auf Autos aus europäischer Produktion gedroht. Wichtig sei Planungssicherheit, sagte der BMW-Lenker. Man könne erst mehr sagen, wenn eine Entscheidung in den USA feststehe. "Wir werden dort sicherlich mit jeder Situation zurechtkommen müssen", sagte der Manager.

Die Branche malt derzeit auch die Aussichten bei einem möglichen Sieg des demokratischen Herausforderers Joe Biden nicht in allzu rosigen Farben. Daimler-Vorstandschef Ola Källenius machte sich jüngst wegen der Ankündigungen beider Parteien und Kandidaten, das hohe Handelsdefizit der USA abbauen zu wollen, wenig Illusionen: "Egal, ob die eine oder andere Seite gewinnt, müssen wir uns als Europa darauf einstellen, dass die sprechen wollen."/men/tav/jha/

Quelle: dpa-Afx