FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach einem zunächst fortgesetzten Rekordlauf am Dienstagvormittag hat der Dax im späteren Handel seine Gewinne abgegeben und ist klar ins Minus gerutscht. Die Umsätze am Markt waren nach dem langen Osterwochenende noch recht dünn.

Börsianer begründeten die Verluste damit, dass die Finanzmärkte nun mit weniger Zinssenkungen im laufenden Jahre rechnen als die US-Notenbank Fed, nachdem einige Konjunkturdaten in den letzten Tagen eine starke Wirtschaft signalisiert hatten. Fed-Chef Jerome Powell sagte am Freitag, die Notenbank habe es nicht eilig, die Zinssätze zu senken, da die Entscheidungsträger mehr Beweise dafür erwarteten, dass die Inflation eingedämmt sei.

Der deutsche Leitindex, der am Donnerstag das erste Quartal mit einem Plus von insgesamt gut zehn Prozent abgeschlossen hatte, stieg am Vormittag bis auf ein Rekordhoch von gut 18 567 Punkten. Am Nachmittag bröckelte er aber merklich ab und schloss 1,13 Prozent im Minus bei 18 283,13 Zählern. Der MDax verlor letztlich 0,99 Prozent auf 26 776,41 Zähler.

Auch die europäischen Leitindizes bewegten sich in Richtung Süden. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 büßte rund 0,8 Prozent ein. Der französische Cac 40 fiel um 0,9 Prozent und der britische FTSE 100 um 0,2 Prozent. Der New Yorker Dow Jones Industrial notierte zum Europa-Schluss 1,2 Prozent tiefer.

Im Anlegerfokus standen auch Inflationsdaten aus Deutschland. Wie erwartet verlor die Teuerung hierzulande weiter an Tempo. Im März lagen die Verbraucherpreise um 2,2 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats. Das ist der niedrigste Wert seit April 2021 mit damals 2,0 Prozent. Im Februar hatte die Jahresteuerungsrate noch bei 2,5 Prozent gelegen und im Januar bei 2,9 Prozent. Am Mittwoch folgen nun die Daten für die gesamte Eurozone.

Unter den Einzelwerten erreichten Rüstungspapiere zwischenzeitlich weitere Höchststände. Im Dax kletterten Rheinmetall um 1,3 Prozent. Im MDax fielen Hensoldt nach einem Rekordhoch im Handelsverlauf am Ende um 1,0 Prozent. Renk gaben um 1,1 Prozent nach. Zunächst gaben Aussagen von Finanzminister Christian Lindner (FDP) Auftrieb, wonach im Bundeshaushalt ab 2028 ein Spielraum von bis zu neun Milliarden Euro zur Aufstockung des Verteidigungsetats bestehe.

Schlusslicht im deutschen Börsenbarometer waren die Papiere des Wohnimmobilienkonzerns Vonovia mit minus 3,7 Prozent. Sie litten darunter, dass die US-Investmentbank Goldman Sachs sie von der "Conviction List" für besonders aussichtsreiche Aktien gestrichen hatte. Vor allem aber belasteten die Zinsunsicherheiten die gesamte Immobilienbranche.

Im MDax ging es nach einer positiven Berenberg-Studie für Krones um 3,5 Prozent nach oben. Analyst Benjamin Thielmann stufte das Papier des Abfüllanlagenherstellers auf "Buy" hoch und verwies dafür unter anderem auf den hohen Auftragsbestand. Delivery Hero gewannen als zweitbester Indexwert 5,5 Prozent. Analyst Marcus Diebel von der Bank JPMorgan äußerte sich positiv zu Geschäftszahlen des südkoreanischen Delivery-Hero-Geschäfts Woowa.

Der Cloudanbieter Ionos stand wegen eines Großauftrags der Bundesverwaltung im Blick. Das Papier des im Februar 2023 von United Internet an die Börse gebrachten Unternehmens legte als Spitzenreiter im SDax um fast 11,5 Prozent zu und erklomm ein Rekordhoch.

Der Euro wurde mit 1,0768 US-Dollar gehandelt. Die EZB hatte den Referenzkurs am Nachmittag auf 1,0749 Dollar festgesetzt.

Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 2,37 Prozent am Donnerstag auf 2,40 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,10 Prozent auf 125,17 Punkte. Der Bund-Future sank um 0,79 Prozent auf 132,24 Punkte./edh/he

--- Von Eduard Holetic, dpa-AFX ---

Quelle: dpa-Afx