Der US-Internet-Riese Google, dessen Android-Betriebssystem auf Huawei-Handys läuft, stoppt die technische Unterstützung von Huawei-Nutzern - von Updates bis zum Zugang zu Google-Apps -, nachdem die USA Exportbeschränkungen für das Geschäft mit den Chinesen verhängt haben. Auch erste Chip-Hersteller haben Lieferungen an Huawei vorerst eingestellt. Infineon betonte am Montag allerdings, nur ein kleiner Teil des Geschäfts mit Huawei sei davon betroffen.

Trotzdem gingen die Aktien von Chip-Lieferanten wie Infineon und STMicroelectronics zu Wochenbeginn in die Knie. Infineon-Papiere gaben fünf Prozent nach, STMicro-Aktien sieben Prozent, die der österreichischen AMS sogar zehn Prozent. Auch Aktien des Huawei-Rivalen Apple verloren deutlich.

"Man kann davon ausgehen, dass ihr Geschäft mit Huawei ziemlich schwach sein wird, wenn die US-Regierung ihre Meinung nicht ändert", sagte Analyst Janardan Menon von Liberum. Selbst wenn europäische Chipkonzerne nicht direkt von den Sanktionen betroffen seien, träfen sie die Hürden, die die USA Huawei in den Weg stellten. Dabei hofften die Chip-Hersteller eigentlich darauf, dass sich ihr Geschäft im zweiten Halbjahr erholt.

Der bayerische Chipkonzern Infineon dementierte aber einen Bericht der japanischen Wirtschaftszeitung "Nikkei", wonach er seine Lieferungen an Huawei eingestellt habe. Der allergrößte Teil der Produkte, die die Chinesen bei ihm bezögen, sei nicht von Sanktionen betroffen. Nur Produkte mit Ursprung in den USA dürften nicht mehr ohne weiteres geliefert werden. Die Chinesen kaufen bei Infineon vor allem Strommanagement-Chips, bei denen sich der Konzern aus Neubiberg bei München als weltweit führend sieht. Seit der Übernahme von International Rectifier 2015 produziert Infineon diese Handy-Bauteile auch in den USA.

LUMENTUM LIEFERT NICHT MEHR

Die US-Regierung hat Huawei im Handelskrieg mit China auf eine Schwarze Liste gesetzt. Seither brauchen amerikanische Firmen eine Erlaubnis der Regierung, wenn sie weiter an Huawei liefern wollen. Lumentum, ein Hersteller von Smartphone-Teilen, hat als erstes Unternehmen offiziell eingeräumt, seine Lieferungen an Huawei deswegen eingestellt zu haben - und seine Umsatzziele gesenkt. Mit den Chinesen erwirtschaftete Lumentum zuletzt ein Sechstel des Umsatzes. Das Unternehmen liefert auch an Apple die Gesichtserkennungs-Technologie Face ID. Nach einem Bericht von "Bloomberg" haben die US-Chipkonzerne Intel, Qualcomm, Xilinx und Broadcom intern ebenfalls erklärt, dass sie mit Huawei zunächst keine Geschäfte mehr machen wollten.

Der US-Internetriese Google erklärte, man werde sich der Anweisung der Regierung beugen und prüfe Konsequenzen. Ein Insider sagte, Nutzer von Huawei-Smartphones bekämen damit keine Android-Updates mehr. Der "Google Play"-App Store für Musik und Filme und die zugehörige Sicherheitsssoftware funktionierten auf Huawei-Handys aber weiter. Wie das bei künftigen Smartphone-Modellen aussieht, ist unklar. Um den Kunden "YouTube"-Videos, den Browser Google Chrome oder das E-Mail-Programm Gmail bieten zu können, braucht Huawei eine Lizenz. "Huawei hat damit nur noch Zugang zur frei verfügbaren Android-Version", sagte der Insider. Huawei arbeitet seit Jahren an einer eigenen Technik, um nicht auf Android angewiesen zu sein.

KEINE CHANCE OHNE GOOGLE-APPS

Im vergangenen Jahr ging fast die Hälfte der 208 Millionen verkauften Huawei-Handys an Kunden außerhalb Chinas, vor allem nach Europa. Das alles stehe für die Chinesen nun auf dem Spiel, sagte Branchenanalyst Richard Windsor. "Android-Handys haben ohne Zugang zu Google-Diensten außerhalb Chinas keine Chance, verkauft zu werden."

Auch das Bundeswirtschaftsministerium befasst sich mit der Huawei-Blockade. Man prüfe die Auswirkungen auf deutsche Firmen, sagte eine Sprecherin von Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU). Sie kritisierte, dass die Regierung in Washington Firmen aus anderen Staaten ihren Willen aufnötigen wolle. Konkreten Handlungsbedarf gebe es aber noch nicht. Der IT-Verband Bitkom warnte vor einem "Flächenbrand": "Werden kritische Bauteile oder Software-Module nicht mehr geliefert, kann dies einen kompletten Produktions- oder Wartungsprozess zum Erliegen bringen, Unternehmen existenziell gefährden und im Extremfall ganze Volkswirtschaften ins Straucheln bringen", sagte Bitkom-Chef Achim Berg zu Reuters. Die Deutsche Telekom, die von Huawei Netzwerk-Ausrüstung bezieht, bekräftigte: "Wir bewerten derzeit unsere Beschaffungsstrategie neu."

rtr