Den Winterschlussverkauf gibt es zwar seit einigen Jahren nicht mehr, an der Börse ist es aber nun am Ende der kalten Jahreszeit trotzdem noch möglich, Schnäppchen zu ergattern. Obwohl beim DAX die Schwankungen nach dem Ende der Baisse wieder zurückgegangen sind, weisen manche DAX-Titel sehr starke Bewegungen auf. Vielen Anlegern ist es daher zu riskant, in diese zu investieren. Die hohe Volatilität hat für bestimmte Produkte, zum Beispiel Discount-Zertifikate, aber Vorteile. Diese werden sogar attraktiver.

Mit Discount-Papieren kaufen Anleger Aktien oder Indizes mit Rabatt auf den Börsenkurs. Der Discount wirkt dabei wie ein Puffer. Erst wenn er aufgebraucht ist, erleiden Inhaber der Zertifikate Verluste. Der Nachteil ist, dass die Gewinne durch eine Obergrenze, den Cap, begrenzt sind. Wird diese überschritten, sind keine weiteren Erträge mehr möglich - anders als bei einem Direktinvestment in Aktien. Daher eignen sich die Rabattpapiere vor allem für Seitwärts- oder moderate Aufwärts- und Abwärtsphasen, aber nicht für eine Hausse oder Baisse. Bei Börsenabstürzen sind die Verluste zwar geringer als mit Aktien - aber es gibt sie.

Discount-Papiere mit Vorteilen

Mittel- und langfristig orientierte Anleger fahren mit Discountern besser als mit Aktien oder Indexpapieren. Das haben mehrere Studien gezeigt. Die letzte ist von der Deutschen Bank. Sie umfasst den Zeitraum von 1999 bis Ende 2017.

Fast 56 Prozent aller untersuchten Discount-Zertifikate haben sich dabei über ihre Laufzeit besser entwickelt als ihr Basiswert. Bei Discountern auf Aktien waren es sogar fast 57 Prozent. Von den Basiswerten landeten nur 61,6 Prozent im Plus, während das bei fast vier Fünftel der Rabattpapiere der Fall war. Gut drei Viertel von Letzteren erzielten wiederum die maximal mögliche Rendite. Interessant ist zudem, dass sich 18,5 Prozent der Discount-Zertifikate positiv entwickelten, obwohl der zugrunde liegende Basiswert in der jeweiligen Zeitspanne Verluste einfuhr.

Überhaupt ist die Häufigkeitsverteilung der Renditen bei Rabattpapieren sehr verschieden zu Aktien oder Indizes. Mit fast zwei Dritteln der Discount-Zertifikate wurde eine Performance zwischen null und 20 Prozent erzielt, aber nur mit knapp 30 Prozent der Direktinvestments. Mit Aktien und Indexpapieren war auch die Verlustwahrscheinlichkeit mehr als doppelt so hoch.

Allerdings spielen diese bei hohen Kursgewinnen ihre Stärke aus, während Discount-Papiere wegen ihres Caps hier eindeutig das Nachsehen haben. "Discount-Zertifikate sind für Investoren interessant, die nicht von Bullenmärkten ausgehen. Dennoch sind mit ihnen signifikante Kursgewinne bei geringerem Risiko als mit Aktien oder Indexprodukten möglich", erklärt Rinol Hasaj, Derivate­experte der Deutschen Bank.

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Hoher Rabatt bei Einzelaktien

Auch er rät derzeit zu Rabattpapieren auf schwankungsintensive Einzeltitel, da Discount-Papiere auf Indizes aktuell wenig attraktive Konditionen aufweisen. Das ist bei Produkten auf den DAX-Wert Covestro anders. Der Spezialchemiehersteller hat zuletzt die Börsianer mit schlechten Unternehmenszahlen enttäuscht. Im vergangenen Halbjahr gab es zwei Gewinnwarnungen, welche die Aktie kräftig unter Druck brachten. Die zurückgehende Nachfrage in der Autobranche und die schwächere Weltkonjunktur belasten die ehemalige Bayer-Tochter. Auch die Ergebnisprognose für 2019 stellte die Aktionäre nicht zufrieden. Die meisten Analysten erwarten, dass der Titel kei- ne großen Sprünge macht, sondern seitwärts läuft oder sogar leicht nachgibt.

Da fast alle negativen Nachrichten im Kurs eingepreist sind, dürfte das Abwärtspotential begrenzt sein - trotz der 30-Tage-Volatilität von 40 Prozentpunkten. Mit dem Discount-Papier der Commerzbank, das bis Ende 2019 läuft, können Anleger auf Covestro setzen. Der Cap steht mit 45 Euro unter dem Aktienkurs von 50 Euro. Die maximale Rendite liegt bei fast zehn Prozent. Der Discount beträgt 18 Prozent. Erst wenn die Aktie unter den Zertifikatekurs von 41 Euro sinkt, entstehen Verluste.

Noch stärker von der schwächelnden Autobranche abhängig als Covestro ist der Reifenhersteller und Zulieferer Continental. Das führte im Vorjahr zu mehreren Gewinnwarnungen, die Aktie stürzte ab.

Margendruck bei Continental

Nach wie vor ist der Konzern in schwerem Fahrwasser. Die Marge soll 2019 noch einmal von 9,2 Prozent im Vorjahr auf unter neun Prozent sinken. Vor allem das China-Geschäft brummt nicht mehr so wie früher. Der Umsatz für 2019 soll nur leicht steigen. Das Unternehmen steht vor einem Umbau. Die Sparte Antriebstechnik soll zu mindestens einem Viertel an die Börse gebracht werden. Das könnte Geld in die Kassen spülen.



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Werbeeffekt durch Tour de France

Zudem wird Continental zu einem der fünf Hauptpartner der Tour de France, was sich positiv auf Image und weltweiten Bekanntheitsgrad auswirken sollte. Eventuell werden dadurch auch neue Kunden angezogen. "Die Prognosen für 2019 enttäuschen zwar auf den ersten Blick, schaffen aber Spielraum, sie letztendlich zu übertreffen", sagt Christian Ludwig. Der Analyst des Bankhauses Lampe ist optimistisch für die Aktie.

Diese gehört mit einer 30-Tage-Volatilität von annähernd 33 Prozentpunkten zu den am heftigsten schwankenden DAX-Titeln. Das sorgt aber für interessante Konditionen bei Discount-Zerti­fikaten. Bei einem Papier von HSBC Deutschland erhalten Anleger einen Rabatt von 11,3 Prozent auf den Aktienkurs von 144 Euro. Wird zur Fälligkeit im ­November 2019 der etwas unter der aktuellen Notierung liegende Cap von 140 Euro erreicht, ist ein maximaler Ertrag von fast zehn Prozent erzielbar. Nur wenn der Titel unter den Zertifikatekurs von 127,40 Euro sinken sollte, erleiden Investoren Verluste.

Diese entstehen beim Discount-Zertifikat der DZ Bank auf die Deutsche Bank erst, wenn die Aktie den Rabatt von 17,7 Prozent aufgebraucht hat. Wegen der hohen 30-Tage-Volatilität von 44 Prozentpunkten ist hier viel Risikopuffer und eine attraktive Rendite darstellbar. Der Cap befindet sich bei 7,20 Euro, somit zehn Prozent unter dem aktuellen Aktienkurs von 8,03 Euro. Fällt die Aktie bis zum Laufzeitende im November nicht unter 7,20 Euro, ist der maximale Ertrag von fast neun Prozent erzielbar.

Buchwert stützt den Aktienkurs

Die Bank kämpft nach wie vor mit ­einer Fülle von Rechtsstreitigkeiten. Zudem ist das Geschäft margenschwach. Dazu trägt bei, dass die Regulierungsanforderungen dem Finanzinstitut schwer zu schaffen machen. Das Invest­mentbanking ist nicht mehr der Gold­esel vergangener Tage und bisher hat der Vorstand keine neuen Geschäfts­felder gefunden, um wieder nachhaltig in die Erfolgsspur zu kommen.

Hoffnung beziehen Börsianer aber aus der eventuellen Fusion mit der Commerzbank und daraus, dass der aktuelle Aktienkurs durch den Buchwert der Aktie bei vier Euro gut unterstützt wird.

Eventuell erweist sich die Deutsche Bank, die Anleger mit dem Discount-Papier zu 6,60 Euro kaufen können, rückblickend noch als ein Superschnäppchen beim Winterschlussverkauf.



Die Volatilität spielen:
Strategie Discount-Zertifikate eignen sich auch kurzfristig für Anleger, die vor allem von einer fallenden Volatilität profitieren wollen. Wegen der enthaltenen Optionskomponente kann der Wert ­eines Rabattpapiers auch steigen, obwohl der Kurs des Basiswerts seitwärts läuft - besonders dann, wenn sich bei einem Basiswert mit hoher Volatilität die Schwankungen reduzieren. Das können Anleger nutzen. Meldet eine Firma wie etwa Tesla im Januar schlechte Ergebnisse, fällt die Aktie und die Volatilität der Aktie erhöht sich stark. Das macht den Kauf des Tesla-Discount-Zertifikats attraktiv, da es günstiger geworden ist - hohe Volatilität ermöglicht mehr Discount. Oft beruhigt sich die Situation und die Schwankungen der Aktie werden nach ein paar Tagen geringer, was den Wert des Discount-­Papiers erhöht. Es entwickelt sich dann in der Folgezeit oft besser und stabiler als die Aktie. Hinzu kommt, dass Anleger verglichen mit der Aktie durch den hohen Discount noch viel Sicherheitspuffer haben. Aktuell könnte sich bei Beiersdorf, das miese Zahlen veröffentlicht hat, dieses Vorgehen lohnen.