Präsident Mario Draghi dürfte auf der auswärtigen Sitzung in Malta jedoch deutlich machen, dass die EZB falls nötig handlungsbereit sei. Vor allem Hinweise auf eine künftige Ausweitung des milliardenschweren Wertpapierkaufprogamms dürften beachtet werden. Sorgen machten der Notenbank zuletzt die sehr schwache Preisentwicklung und die Abschwächung der Konjunktur in den Schwellenländern.

Im September hatte die EZB zwar ihre Projektionen für das Wirtschaftswachstum und die Inflation gesenkt. Auf eine weitere Lockerung der Geldpolitik wurde aber verzichtet. Die Notenbanker hatten damals noch kein klares Bild über die Auswirkungen der wirtschaftlichen Abschwächung in den Schwellenländern auf die Eurozone. "Diese Unsicherheit wurde bis zuletzt von Präsident Draghi und anderen Ratsmitgliedern betont, sodass auch bei der jetzt anstehenden Sitzung nicht mit geldpolitischen Schritten zu rechnen ist", erwarten die Volkswirte der Deka Bank.

Neue geldpolitische Entscheidungen erwartet Commerzbank-Volkswirt Michael Schubert auf dieser Sitzung ebenfalls noch nicht. "In den letzten Wochen signalisierte eine ganze Reihe von EZB-Ratsmitgliedern eine weiter abwartende Haltung." Auch die wirtschaftliche Entwicklung in der Eurozone spreche gegen eine rasche Entscheidung. So wurden nach der letzten Ratssitzung die zurückliegenden Daten für das Bruttoinlandsprodukt im Euroraum deutlich nach oben revidiert. Zudem hätten die seit der letzten Ratssitzung Anfang September veröffentlichten Wirtschaftsindikatoren für den Euroraum per Saldo nicht negativ überrascht, so Schubert.

Allerdings dürften die Sorgen der EZB laut den Volkswirten von HSBC Trinkaus zuletzt noch größer geworden seien. So hat im September die Inflation wieder in den negativen Bereich gedreht. Zum anderen seien die Risiken für das Wirtschaftswachstum gestiegen. "Die globale Konjunktur droht noch mehr an Fahrt zu verlieren und die Erholung des Euro drückt die Exportperspektiven im gemeinsamen Währungsraum und dämpft den Anstieg der Importpreise zusätzlich", schreibt HSBC Trinkaus.

Weitergehende Entscheidungen werden frühestens auf der Sitzung Anfang Dezember erwartet. Dann wird die EZB ihre neuen Projektionen für das Wirtschaftswachstum und die Inflation vorlegen. Falls die Notenbank dann handelt, dürfte es laut HSBC Trinkaus vor allem um eine Verlängerlängerung der Anleihkäufe über den Herbst 2016 hinaus gehen.

Aufgrund von selbstauferlegten Restriktionen sollte es der EZB schwer fallen die Anleihekäufe zu beschleunigen. Eine Änderung des Leitzinses, der sich bereits auf einem Rekordtief von 0,05 Prozent befindet, wird nicht erwartet.