GroKo-Verhandlungen, Androhung eines Handelskriegs, Parlamentswahlen in Italien, Syrien-Krieg mit Beteiligung Russlands und der Türkei - die zurückliegenden Wochen waren eine echte Belastungsprobe für die Kapitalmärkte. Dass dann auch noch ein Tweet über die Entlassung des US-Außenministers Rex Tillerson für zusätzliche Volatilität sorgte, spiegelt die Nervosität am Aktienmarkt gut wider. Und als ob das alles nicht genug wäre, sorgte auch noch ein Datenskandal bei Facebook dafür, dass die Kurse an der Technologiebörse Nasdaq am Montag ordentlich abrutschten.
Allerdings wirken auch die europäischen Aktienmärkte momentan wie gelähmt. Etliche Investoren sind wegen der Androhungen der US-Regierung vorsichtig geworden und haben ihre Positionen reduziert. Immerhin scheint aber das letzte Wort nicht gesprochen zu sein - positiv ist, dass beide Seiten trotz aller Drohungen und Gegendrohungen wohl zu verhandeln gewillt sind. Es sollte in nächster Zeit also ruhiger um das Thema werden.
Dann sollten auch wieder jene Faktoren in den Mittelpunkt rücken, die mindestens genauso wichtig sind - vor allem die Profite der Unternehmen. So schlecht sieht es da nicht aus. Die Gewinne im breiten europäischen Index Stoxx 600 sind nach neuesten Berechnungen im Vergleich zum Vorjahr um 22,6 Prozent gestiegen, im DAX und im Euro Stoxx 50 sind es jeweils ungefähr 14 Prozent. Hält die Konjunkturdynamik an, dann sollten auch die künftigen Gewinne weiterhin steigen. Das sind eigentlich gute Nachrichten für das Börsenjahr.
Bleibt es also so wie gehabt? Werden die Aktienmärkte wie in den zurückliegenden Jahren weiterhin vom Goldilocks-Umfeld unterstützt und nach oben getrieben, also von starkem Wachstum bei gleichzeitig moderater Inflation und niedrigen Zinsen? Oder läuft die Zeit dafür langsam, aber sicher ab? Gute Argumente gibt es sowohl dafür wie auch dagegen, dass die Inflationsraten tatsächlich kräftig ansteigen werden. Die damit verbundenen Unwägbarkeiten dürften in den kommenden Quartalen jedenfalls wesentlich größeren Einfluss auf die Finanzmärkte haben als in den zurückliegenden Jahren.
So gesehen wäre es vermessen, die Risikofaktoren nicht weiterhin im Auge zu behalten. Die guten Unternehmensgewinne sind der Aspekt, der für ein Anhalten des Bullenmarkts spricht. Am Donnerstag gibt es hierzu neue Daten: zum einen die Einkaufsmanager-Stimmungsindizes für die USA, Japan und den Euroraum, zum anderen den zuletzt enttäuschenden Ifo-Geschäftsklima-Index.
Der Aspekt, der indes Sorgen macht, ist der Konsum. Hier scheint zwar oberflächlich noch alles in Ordnung zu sein, und gerade die Amerikaner geben weiterhin gern Geld aus, aber die Kombination aus langsam steigenden Hypothekenzinsen und höheren Kosten im Baubereich - was Volkswirte zum Konsum rechnen - dämpfen die Erwartung, dass das mit der Ausgabefreudigkeit einfach so weitergeht.
Viel wird davon abhängen, wie die US-Notenbank Fed auf die einerseits steigenden Inflationserwartungen und den andererseits vielleicht schwächeren Konsum reagieren wird. Diese Woche tagt die Fed. Dass der Leitzins um 0,25 Punkte erhöht wird, ist so gut wie sicher. Noch offen ist aber, wie es bei den sogenannten Dot-Plots aussieht, der Projektion weiterer Erhöhungen.