Die Beschlüsse der Bundesregierung zur Eingrenzung der wieder steigenden Infektionszahlen drückten die Laune, sagte Analyst Christian Henke vom Brokerhaus IG. "Der verlängerte und härtere Lockdown lässt Reiseveranstalter, Hoteliers und Gastronomen hierzulande verzweifeln. Das erhoffte Ostergeschäft fällt ins Wasser."

Selbst positive Konjunkturdaten konnten gegen die trübe Stimmung wenig ausrichten. Die Wirtschaft in der Euro-Zone kehrte einer Umfrage zufolge erstmals seit einem halben Jahr wieder auf die Wachstumsspur zurück. Der Einkaufsmanagerindex - der Industrie und Dienstleister zusammenfasst - stieg im März auf 52,5 Zähler von 48,8 im Februar, wie das Institut IHS Markit mitteilte. "Die Stimmungswerte überraschen deutlich positiv", sagte Helaba-Experte Ralf Umlauf. Die Pandemiebeschränkungen lasteten aber weiterhin auf den Servicesektoren, während die Erholung der Industrie die wirtschaftliche Entwicklung stütze.

"MEIN FEHLER"


Nach breiter Kritik nahm die Bundesregierung in einer kurzfristig anberaumten Konferenzschaltung mit den Regierungschefinnen und -Chefs der Länder die umstrittene Ruhetagsregelung für Gründonnerstag und Ostersamstag zurück. Die Maßnahmen seien kurzfristig nicht umsetzbar gewesen, sagte Kanzlerin Angela Merkel und entschuldigte sich. "Das Covid-Management ist ein holpriger Weg. Dennoch glauben wir, dass die Erholung in der zweiten Jahreshälfte recht stark ausfallen wird", sagte Michele Morganti, Aktienstratege bei Generali Insurance Asset Management. "Wir glauben, dass dies eine Pause und noch nicht das Ende der Aktienrally ist."

Insbesondere die deutlichen Kursgewinne bei Chip-Ausrüstern trugen dazu bei, Verluste am Markt zu begrenzen. Für Rückenwind in der Branche sorgte eine geplante 20 Milliarden Dollar schwere Investition von Intel. Verbesserte Wachstumsaussichten trieben die Aktien des Chip-Ausrüsters ASM International zeitweise um mehr als acht Prozent sowie des Rivalen ASML um bis zu 5,8 Prozent in die Höhe. Infineon führte mit einem Kursplus von rund zwei Prozent den Dax an.

An der Wall Street deuteten die Futures auf einen festeren Handelsstart hin. Für einen Lichtblick sorgten auch hier die Wachstumspläne von Intel.

GOLD UND BITCOIN GEFRAGT


Die gedämpfte Risikolust an den Börsen ließ Anleger vermehrt zu Staatsanleihen greifen. Im Gegenzug fiel die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihen auf minus 0,375 Prozent. Das ist der niedrigste Stand seit fünf Wochen. Auch Gold war gefragt. Eine Feinunze (31 Gramm) verteuerte sich um 0,3 Prozent auf 1733 Dollar. Der Grund für die Erholung des Goldpreises von den erreichten Tiefständen liege im Nachgeben der Renditen der US-Staatsanleihen, sagte Michael Hewson, Marktanalyst beim Handelshaus CMC Markets. "Wenn sich die Renditen weiter abschwächen, kann der Goldpreis weiter steigen und sich wieder der Marke von 1760 Dollar nähern."

Auch bei Bitcoin griffen Anleger zu. Die älteste und wichtigste Cyber-Devise gewann mehr als vier Prozent auf 56.850 Dollar. "Dass Tesla nun sein Versprechen einhält und die Kryptowährung offiziell als Bezahlmittel in den eigenen Reihen eingeführt hat, dürfte weiteres Wasser auf die Mühlen der Anleger sein", sagte Analyst Timo Emden von Emden Research. Tesla-Chef Elon Musk twitterte, Kunden könnten ab sofort Elektroautos von Tesla mit Bitcoin bezahlen.

rtr