"Die Berichtssaison übertrifft nicht nur in den USA die Erwartungen, auch die Zahlen der deutschen Unternehmen können sich sehen lassen, und dies trotz einer schwächelnden Konjunktur und eines schwierigen Marktumfelds", sagte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus AxiTrader. Der Dax stieg um 0,5 Prozent auf 13.268 Punkte und der EuroStoxx50 markierte mit 3713,79 Zählern ein Viereinhalb-Jahres-Hoch.
Ihr Hauptaugenmerk richteten Börsianer allerdings auf eine für den Abend (MEZ) angesetzte Trump-Rede vor dem New Yorker Wirtschaftsclub. Anleger hofften darauf, dass der Präsident einen Abbau der gegenseitigen Strafzölle zwischen den USA und China signalisieren werde, sagte Rupert Thompson, Chef-Analyst des Vermögensverwalters Kingswood. Außerdem wird er einem Magazinbericht zufolge eine Verschiebung der Strafzölle auf europäische Autos verkünden. Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com warnte aber vor überzogenen Erwartungen. "Die Reden des Präsidenten gleichen dem Wurf eines Dart-Pfeils mit verbundenen Augen."
Der europäische Index für die Automobilbranche stieg dennoch um 0,6 Prozent. Auch am Rohölmarkt waren die Konjunktur-Optimisten in der Überzahl. Die Sorte Brent aus der Nordsee verteuerte sich um 0,5 Prozent auf 62,48 Dollar je Barrel (159 Liter).
INFINEON UND DEUTSCHE POST ÜBERZEUGEN MIT ZAHLEN
Zu den Favoriten am deutschen Aktienmarkt zählte Infineon. Die Papiere des Chip-Herstellers stiegen um bis zu 7,9 Prozent auf ein Sechs-Monats-Hoch von 19,97 Euro und steuerten auf den größten Tagesgewinn seit zweieinhalb Jahren zu. Das Quartalsergebnis habe über seinen Erwartungen gelegen, schrieb Analyst Janardan Menon von der Investmentbank Liberum. Der Ausblick sei konservativ und werde sicher übertroffen.
Die Titel von Dialog Semiconductor gewannen in der Spitze 7,6 Prozent und waren mit 46,15 Euro so teuer wie zuletzt vor zweieinhalb Jahren. Der Chip-Designer hob seine langfristigen Geschäftsziele an. Das seien sehr solide Aussichten, sagte ein Händler. Dialog habe sich erfolgreich vom Großkunden Apple emanzipiert.
Den Aktien der Deutschen Post winkte der größte Tagesgewinn seit Frühjahr 2013. Sie stiegen um bis zu 5,3 Prozent auf ein Eineinhalb-Jahres-Hoch von 34,48 Euro. Der Anstieg des operativen Gewinns habe seine Erwartungen übertroffen, schrieb Analyst David Kerstens von der Investmentbank Jefferies. Dank des boomenden Online-Handels sei der Brief- und Paketzusteller relativ unbeeinflusst von der schwächelnden Konjunktur und den Handelsstreitigkeiten.
MEDIASET STOCKT WOHL BEI PROSIEBEN AUF - RENAULT UNTER DRUCK
In Mailand gewannen die Titel von Mediaset drei Prozent. Der Medienkonzern des früheren italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi stockte seine Beteiligung an der deutschen TV-Senderkette ProSiebenSat.1 auf. Insidern zufolge sei eine weitere Erhöhung möglich. Damit werde die Bildung eines pan-europäischen TV-Konzerns immer wahrscheinlicher, sagte ein Börsianer. ProSieben-Aktien kamen allerdings kaum vom Fleck.
Die Papiere von Renault fielen dagegen zeitweise um 3,4 Prozent auf ein Sieben-Jahres-Tief von 44,61 Euro. Nissan, der japanische Partner des französischen Autobauers kappte nach einem enttäuschenden Quartalsergebnis seine Gesamtjahresziele.
rtr