Auch die Investoren an der Wall Street schalteten einen Gang zurück. Für Unterstützung sorgten allerdings besser als erwartet ausgefallene Quartalszahlen der Einzelhändler Target und Lowe's. Am Dienstag hatten der S&P 500 und der Tech-Index Nasdaq eine Rekordmarke erreicht. Seit dem Kurseinbruch im März haben vor allem billionenschwere Wirtschaftshilfen die Aufholjagd an den Börsen befeuert.

Positiv werteten Anleger, dass sich im Ringen um neue Hilfen zur Bewältigung der Corona-Krise in den USA Demokraten und Republikaner offenbar nun zumindest auf ein kleineres Paket einigen wollen. "Es könnte sich auf ungefähr 500 Milliarden Dollar belaufen", sagte ein mit der Angelegenheit vertrauter Regierungsmitarbeiter zu Reuters. Auch den Aufschub von Handelsgesprächen zwischen den USA und China sahen Börsianer positiv.

SORGE VOR DÄMPFER BEI KONJUNKTURERHOLUNG


Die Furcht vor einer nur schleppenden Erholung der Nachfrage in den USA setzte hingegen dem Ölpreis zu. Die Sorte Brent aus der Nordsee verbilligte sich um 0,9 Prozent auf 45,04 Dollar je Barrel. US-Leichtöl WTI notierte mit 42,46 Dollar je Fass 0,8 Prozent niedriger. Bei den Benzinvorräten in den USA habe es einen beunruhigenden Anstieg gegeben, sagte Stephen Innes, Stratege bei AxiCorp. Der gesunkene Ölpreis belastete die Aktien der Energieriesen BP, Total und Shell.

Ein angehobenes Jahresziel sorgte dagegen bei Maersk für einen Kurssprung. Die Aktien der weltweit größten Reederei stiegen in der Spitze um 7,4 Prozent. Den Geschäftseinbruch durch die Coronavirus-Krise federte der dänische Branchenprimus besser als erwartet durch höhere Frachtraten und niedrigere Kosten sowie gesunkene Kraftstoffpreise ab.

Gefragt waren auch Reisewerte wie die British Airways-Mutter IAG und die Fluggesellschaft Easyjet. Der britische Gesundheitsminister hatte angekündigt, die Regierung wolle die Anzahl der Tage, die Reise-Rückkehrer aus bestimmten Ländern in Quarantäne verbringen müssen, verkürzen. Derzeit werde dazu mit dem Londoner Flughafen Heathrow an einem Einsatzplan für Covid-19-Tests gearbeitet.

Bei der Lufthansa sorgte die Einigung mit der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) auf ein erstes Sparpaket für Rückenwind. Die Aktien der Airline bauten ihre Gewinne aus und lagen in der Spitze 2,5 Prozent im Plus. Durch die Vereinbarung sollen die Personalkosten bis Ende des Jahres sinken.

Größter Kursverlierer im Dax war RWE nach einer Kapitalerhöhung. Aktien des Energiekonzerns gaben bis zu 5,3 Prozent nach. RWE hat sich binnen weniger Stunden zwei Milliarden Euro frisches Geld für den Ausbau des Geschäfts mit Erneuerbaren Energien besorgt.

Ein Rückschlag in den USA belastete die Aktien der Pharmafirma Galapagos. Der Kurs an der Börse in Amsterdam brach um ein Drittel ein, nachdem die US-Gesundheitsbehörde FDA die Zulassung für ein Arthritis-Medikament des Unternehmens zunächst verweigerte. Die Behörde forderte weitere Testresultate an. Die Analysten der Investmentbank Jefferies werteten dies als erheblichen Dämpfer.

rtr