Dagegen half eine überraschend solide Geschäftsentwicklung beim französisch-italienischen Chipbauer STMicro dem gesamten Tech-Sektor. Auch für die Wall Street erwarteten Börsianer zum Auftakt Kursgewinne.
Die EZB bekräftigte, die Leitzinsen noch bis mindestens über den Sommer hinaus nicht antasten zu wollen. "Die jüngsten Wirtschaftsindikatoren deuten jedoch eindeutig auf eine Abschwächung hin und werden den Zeitplan der EZB in diesem Jahr wohl einen Strich durch die Rechnung machen" sagte Analyst Salah Bouhmidi vom Online-Broker DailyFX. "Mario Draghi wird die Verlangsamung in der einen oder anderen Form anerkennen müssen." Investoren warteten nun gespannt auf die Pressekonferenz mit dem EZB-Präsidenten. Unter anderem stellen sie sich die Frage, ob Banken im Euro-Raum Liquiditätsspritzen von der EZB bekommen. Der Euro notierte 0,3 Prozent tiefer bei 1,1344 Dollar.
Marktexperten sehen die Kursgewinne an den Börsen nicht als nachhaltig an. "Die Bilanzsaison war bislang ganz in Ordnung, aber der aktuelle Gegenwind von Seiten der Konjunktur und Politik gibt Investoren nicht das nötige Vertrauen, Kapital verstärkt in risikoreiche Anlagen zu stecken", erläuterte Fondsmanager Gary Waite vom Vermögensverwalter Walker Crips. Sorgen machte Marktteilnehmern auch der schwache Jahresstart der Wirtschaft im Euro-Raum. Der Einkaufsmanager-Index für Industrie und Dienstleistungsbranche fiel im Januar auf den schlechtesten Wert seit fünfeinhalb Jahren. Volkswirte führten das auch auf den Zollstreit USA/China sowie die Unsicherheiten rund um den Brexit zurück. "Das Tal der Tränen ist noch nicht vorüber", sagte Thomas Gitzel, Chefvolkswirt bei der VP Bank.
INFINEON SETZT SICH AN DIE DAX-SPITZE
Unter den Einzelwerten ragten die europäischen Chipwerte heraus. STMicro steigerte im Schlussquartal seine Umsätze um fünf Prozent und übertraf die Prognosen für die Marge. Die Aktien stiegen um 8,8 Prozent. Zudem schnitt in den USA Texas Instruments, ebenfalls ein Platzhirsch in der Branche, im Quartal besser ab als erwartet. Die im Dax notierten Infineon-Titel kletterten um 5,3 Prozent, im MDax gewannen die Papiere von Siltronic 7,9 Prozent. Auch die Kurse des österreichischen Herstellers AMS und des Chip-Ausrüster ASML aus den Niederlanden sprangen nach oben. Der europäische Branchenindex gewann zwei Prozent.
Aus dem Augenwinkel beobachteten Investoren die politische Krise in Venezuela. In der Hoffnung auf ein Ende der dortigen Wirtschaftskrise griffen Anleger bei Anleihen aus dem südamerikanischen Land zu. Aktionäre des russischen Ölkonzerns Rosneft zogen sich dagegen zurück, die Titel fielen um rund drei Prozent. "Das unerfreulichste Szenario für Rosneft wäre ein Machtwechsel in Venezuela und eine Revision von Verträgen", sagte Analyst Dimitri Maritschenko von der Rating-Agentur Fitch. Das Unternehmen könnte bis zu drei Milliarden Dollar an Vorauszahlungen für venezolanisches Öl verlieren.
rtr