Nach dem Vortagesrutsch hat sich der DAX am Mittwoch etwas gefangen. Ein weiteres Konjunkturpaket der USA in Höhe von 480 Milliarden US-Dollar zur Bekämpfung der wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise wurde am Markt als hilfreich für die Aktienkurse gesehen. Eine Stabilisierung am Aktienmarkt dürfte davon abhängen, ob der Verfall der Ölpreise in den kommenden Tagen gestoppt werden könne, sagte Analyst Jochen Stanzl von CMC Markets.
Allerdings sollte der Einbruch beim Öl auch eine Mahnung für die Anleger sein, nicht zu optimistisch bei Aktien zu werden, so Stanzl. "Was der Stillstand des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens anrichtet, dringt jetzt erst allmählich durch den Ölpreis-Crash und schlechte Quartalszahlen der Unternehmen ins Bewusstsein der Anleger", erklärte er. Am Mittwochmorgen stand vor allem der Preis für die Nordseesorte Brent unter Druck - dieser fiel zeitweise auf den tiefsten Stand seit 1999.
Auf Unternehmensseite setzte sich am Mittwoch die Infineon-Aktie an die DAX-Spitze mit mehr als sechs Prozent im Plus. Als Treiber erwies sich die Umsatzprognose des Konkurrenten STMicroelectronics , die laut Händlern besser als befürchtet ist. Schlusslicht im DAX war zur Mitte der Woche das Papier der Deutschen Lufthansa mit zwei Prozent im Minus.
Weitere positive Meldungen für Aktien: Die Papiere des Softwarespezialisten Teamviewer machten mit einem weiteren Rekordhoch und einem Plus von zuletzt 5,7 Prozent ihrem Ruf als einem der Corona-Krisengewinner wieder alle Ehre.
Zudem legte die Biontech-Aktie um mehr als 36 Prozent auf fast 53 Euro zu. Grund: Das Mainzer Unternehmen bekam als erster deutscher Konzern vom Paul-Ehrlich-Institut eine Zulassung für die klinische Prüfung eines Impfstoff-Kandidaten gegen Corona.
Was am Mittwoch an der Börse außerdem wichtig war
Pfeiffer Vacuum mit Gewinneinbruch im ersten Quartal - Mehr Neuaufträge
Der Vakuumpumpen-Hersteller Pfeiffer Vacuum hat im ersten Quartal einen Gewinneinbruch hinnehmen müssen. Während der Umsatz mit 153,3 Millionen Euro fast so hoch ausfiel wie ein Jahr zuvor, sank das Betriebsergebnis (Ebit) um gut 29 Prozent auf 12,8 Millionen Euro, wie das im SDax notierte Unternehmen am Dienstagabend im hessischen Aßlar mitteilte. Allerdings sprudelten die Bestellungen stärker als Anfang 2019: Der Auftragseingang legte um 16 Prozent auf 172,9 Millionen Euro zu.
AT&T zieht Prognose wegen Corona zurück - Gewinn steigt zum Jahresauftakt
Der US-Telekom- und Medienkonzern AT&T hat seine Jahresziele angesichts der Unsicherheiten rund um die Corona-Krise zurückgezogen. "Die wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie und daraus folgende gesellschaftliche Veränderungen sind derzeit nicht vorhersagbar", teilte das Unternehmen am Mittwoch in Dallas mit. Zuvor hatte der Konzern noch ein Umsatzwachstum zwischen ein und zwei Prozent angepeilt. Die Aktie legte vor Handelsbeginn leicht zu.
Unicredit legt deutlich mehr Geld für faule Kredite zur Seite
Die italienische Großbank Unicredit rechnet wegen der wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie mit einem deutlichen Anstieg von Kreditausfällen. Als erste Großbank Europas bezifferte der Mutterkonzern der deutschen Hypovereinsbank am Mittwoch, wie stark der Ausbruch des Virus und seine Folgen ihr Geschäft im ersten Quartal belastet hat.
Snapchat will in Corona-Krise Werbedollar mit jungen Nutzern anlocken
Die Foto-App Snapchat wird in Corona-Zeiten deutlich mehr genutzt - und ihre Macher hoffen sogar, in der Krise als Werbeplattform zu punkten. So könnten die heutigen Spaß-Filter, bei denen man sich zum Beispiel Katzen-Schnurrhaare verpassen kann, auch von Kosmetikfirmen genutzt werden, um Nutzer virtuell Schönheitsprodukte ausprobieren zu lassen, sagte Gründer und Chef Evan Spiegel.
Hannover Rück und Talanx streichen Gewinnziele wegen Corona-Krise
Die Corona-Krise macht nun auch die Gewinnpläne des Rückversicherers Hannover Rück und seines Mehrheitseigners Talanx (HDI) zunichte. Wegen zu erwartender Versicherungsschäden und der Turbulenzen an den Finanzmärkten zogen beide Unternehmen aus Hannover am Dienstagabend ihre Gewinnziele für 2020 zurück. An weitere Rekordgewinne ist derzeit kaum zu denken. Bei den geplanten Dividenden für 2019 wollen die Vorstände allerdings keine Abstriche machen, auch wenn die Europäische Versicherungsaufsicht Eiopa das gefordert hatte.
VW-Lkw-Holding Traton mit Gewinneinbruch wegen Corona-Krise
Der Lkw- und Bushersteller Traton hat die Folgen der Corona-Krise im ersten Quartal deutlich zu spüren bekommen. Nach vorläufigen Zahlen lag der Umsatz mit rund 5,7 Milliarden Euro rund 11 Prozent niedriger als ein Jahr zuvor, wie die VW-Tochter mit Marken wie MAN, Scania und der brasilianischen VW Caminhoes e Onibus am Dienstagabend in München mitteilte. Der operative Gewinn lag mit 160 Millionen Euro sogar rund zwei Drittel niedriger als ein Jahr zuvor.
Netzwerkausrüster Ericsson sieht Nachfrage in Krise robust - 5G nimmt Fahrt auf
Der Netzwerkausrüster Ericsson rechnet auch in der Corona-Krise mit einer robusten Nachfrage nach Teilen für Telekommunikationsnetze. Die Branche dürfte sich in der Pandemie widerstandsfähig zeigen, und das Unternehmen sei mit seinen wettbewerbsfähigen 5G-Produkten und Kostenstrukturen gut positioniert, teilte Ericsson-Chef Börje Ekholm am Mittwoch in Stockholm mit. Im ersten Quartal habe die Ausbreitung der Lungenkrankheit Covid-19 einen begrenzten Einfluss auf das eigene Geschäft gehabt. Daher bleibt Ericsson auch trotz bestehender Unsicherheiten bei seiner Jahresprognose.
Vodafone startet Ausbau von 5G in der Fläche
Gut zehn Monate nach der milliardenschweren Versteigerung der Funkfrequenzen für die fünfte Mobilfunkgeneration in Deutschland hat Vodafone nun auch den 5G-Ausbau in der Fläche gestartet. Dabei wurden 5G-Anlagen im ländlichen Raum in Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Brandenburg gemeinsam mit dem Technologiepartner Ericsson in Betrieb genommen.
Südzucker erreicht Ziele - Ausblick unter Vorbehalt
Der Zuckerproduzent Südzucker hat seine Ziele im vergangenen Geschäftsjahr (per Ende Februar) erreicht. Das operative Ergebnis verbesserte sich 2019/20 von 27 auf 116 Millionen Euro, wie das Unternehmen am Mittwoch in Mannheim anhand vorläufiger Zahlen mitteilte. Dabei profitierte Südzucker von besseren Geschäften bei seiner Ethanol-Tochter CropEnergies sowie dem Spezialitäten-Bereich. Südzucker hatte zuvor 70 bis 130 Millionen Euro angekündigt.
rtr/dpa-AFX/ak