Die Furcht der Börsianer vor einer weltweiten Rezession, ausgelöst durch die Folgen der Coronavirus-Epidemie, haben dem DAX am Freitag weiter zugesetzt. So verlor der deutsche Leitindex zeitweise mehr als vier Prozent und rutschte auf den niedrigsten Stand seit Mitte August vergangenen Jahres. Unsere aktuelle DAX-Chartanalyse finden Sie hier. Auch in den USA fielen die Kurse deutlich. Der Dow Jones fiel zu Handelsbeginn um drei Prozent. Unsere aktuelle Dow Jones-Chartanalyse finden Sie hier. "Die Nerven bei den Anlegern liegen blank", fasste Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC zusammen.
So flüchteten Anleger in sogenannte "sichere Häfen" wie Bundesanleihen. Die Rendite der zehnjährigen Papiere fiel um sieben Basispunkte auf ein Rekordtief bei minus 0,746 Prozent. Der Goldpreis stieg auf den höchsten Stand seit sieben Jahren. "Die Anleger 'hamstern' in dieser Situation alles, was Sicherheit im Falle einer sich weiter verschärfenden Krise verspricht", sagte Anleihe-Experte Elmar Völker von der LBBW.
Die Rezessionsangst spiegelte sich auch am Rohölmarkt wider. Zudem konnten sich wichtige Ölfördernationen offenbar nicht auf eine gemeinsame Reaktion auf die Corona-Krise verständigen. Russsland lehnte beim Treffen des Rohölkatells Opec mit seinen Verbündeten (Opec+) Medienberichten zufolge jede weitere Kürzung der Fördermenge ab. Der Preis für ein Barrel der Nordseesorte Brent fiel um mehr als drei US-Dollar.
Auf Unternehmensseite stand die Tourismus- und Luftfahrtbranche weiter im Fokus der Aktionäre. Reisebeschränkungen und Stornierungen durch die Ausbreitung der neuartigen Lungenkrankheit belasteten die Kurse weiter. Die Lufthansa gab am Freitag bekannt, in den nächsten Wochen noch mehr Flüge streichen zu wollen. Durch diese Maßnahme könne die Airline die finanziellen Folgen der gesunkenen Nachfrage eindämmen. Die Aktie dämmte ihre Verluste komplett ein und drehte leicht ins Plus. Seit Jahresbeginn hat der Kurs mehr als ein Drittel an Wert verloren.
Was am Freitag an der Börse sonst noch wichtig war
Kreise: Cypress-Übernahme durch Infineon steht auf der Kippe
Der Chiphersteller Infineon stößt bei der geplanten Übernahme des US-Konkurrenten Cypress Semiconductor Insidern zufolge auf Widerstand. Mitarbeiter der Regulierungsbehörde CFIUS hätten US-Präsident Donald Trump davor gewarnt, den milliardenschweren Zukauf zu genehmigen, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg am späten Donnerstagabend unter Verweis auf mit der Sache vertraute Personen. Grund seien Sorgen, dass durch den Deal eine Gefahr für die nationale Sicherheit der USA bestehen könnte. Infineon wollte sich auf Nachfrage nicht dazu äußern. Worin das Risiko für die nationale Sicherheit bestehen soll, ist laut des Berichts nicht bekannt.
Auftragsflaute für Airbus im Februar
Der europäische Flugzeugbauer Airbus hat im Februar eine Auftragsflaute verbucht. Nach einem starken Januar kamen im Folgemonat keine Bestellungen herein, teilte der Konzern am Donnerstagabend mit. Im ersten Monat des Jahres waren 274 Jets bestellt worden.
Brillenkonzern EssilorLuxottica erwartet vorerst gebremste Nachfrage
Der Brillenkonzern EssilorLuxottica richtet sich wegen des neuartigen Coronavirus für das erste Halbjahr auf ein gebremstes Umsatzwachstum ein. Wenn sich die Auswirkungen der Epidemie in den nächsten Monaten abschwächten, dürften die Erlöse im Gesamtjahr um 3 bis 5 Prozent anziehen, teilte der Hersteller der bekannten Ray-Ban-Brillen am Freitag in Charenton-le-Pont bei Paris mit. Der um Sonderposten bereinigte Gewinn soll um das 0,7- bis 1,2-fache des Umsatzwachstums zulegen.
Glyphosat-Klagen: Nächster US-Prozess gegen Bayer verschoben
In den USA ist ein weiterer wichtiger Prozess gegen den Agrarchemie- und Pharmakonzern Bayer wegen angeblicher Krebsrisiken glyphosathaltiger Unkrautvernichter verschoben worden. Richter Vince Chhabria verschob den für den 23. März angesetzten Fall Stevick gegen Monsanto ohne ein neues Datum zu nennen. "Dieser Gerichtsbeschluss wird es den Parteien ermöglichen, den Mediationsprozess zielorientiert unter der Aufsicht von Ken Feinberg fortzusetzen und Ablenkungen zu vermeiden, die sich aus Gerichtsverfahren ergeben können", sagte ein Bayer-Sprecher am Freitag auf Anfrage.
rtr/dpa-AFX/fh