"Das Produzierende Gewerbe hat seine außenwirtschaftlich bedingte, leichte Schwächephase des zweiten Halbjahres 2015 hinter sich gelassen", erklärte das Bundeswirtschaftsministerium am Dienstag in Berlin. Dazu trug nicht zuletzt ein besseres Europa-Geschäft der Exporteure bei.

Die deutschen Ausfuhren stiegen im März mit 1,9 Prozent zum Vormonat so kräftig wie seit einem halben Jahr nicht mehr, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. "In einem alles anderen als stabilen Umfeld ist das keine Selbstverständlichkeit", sagte der Präsident des Außenhandelsverbandes BGA, Anton Börner. Von Reuters befragte Ökonomen hatten eine Stagnation vorhergesagt, nachdem es bereits im Februar ein deutliches Plus von 1,3 Prozent gegeben hatte. "Die Exporte liefen zuletzt überraschend gut", so DekaBank-Ökonom Andreas Scheuerle. "Hierzu dürfte die Konjunkturerholung in Europa beigetragen haben." In den Schwellenländern und in den USA sei die Entwicklung dagegen schlechter.

Die Ausfuhren in die Europäische Union legten um 1,7 Prozent im Vergleich zum März 2015 zu, wozu besonders die kräftige Nachfrage aus den nicht zur Euro-Zone gehörenden EU-Staaten wie Polen und Großbritannien beitrug. Die Lieferungen in die Länder außerhalb der EU - wozu die weltgrößten Volkswirtschaften USA und China gehören - schrumpften dagegen um 3,4 Prozent.

"DEUTLICH GERINGERER ZUWACHS IM FRÜHJAHR"



Industrie, Baubranche und Versorger stellten von Januar bis März 1,8 Prozent mehr her als im Vorquartal. "Die Auftragseingänge und das Geschäftsklima haben sich in den vergangenen Monaten wieder freundlicher entwickelt", erklärte das Wirtschaftsministerium. Allerdings zeigte der Trend zuletzt nach unten: Trotz anziehender Exporte drosselten die Unternehmen ihre Erzeugung im März so kräftig wie seit über anderthalb Jahren nicht mehr. "Das ungewöhnlich frühe Osterfest dürfte die Produktion gedrückt haben", sagte Commerzbank-Ökonom Ralph Solveen.

Das Statistische Bundesamt will am Freitag seine erste Schätzung zum Bruttoinlandsprodukt veröffentlichen. Die von Ökonomen erwarteten 0,6 Prozent dürften danach aber nur schwer zu halten sein. "Bereits für das zweite Quartal ist mit einem deutlich geringeren Zuwachs zu rechnen", so Solveen. Das Ifo-Geschäftsklima als wichtigster Frühindikator der deutschen Konjunktur war zuletzt zum vierten Mal binnen fünf Monaten gefallen.

Ein Grund dafür ist die maue Weltkonjunktur: Der Internationale Währungsfonds senkte zuletzt seine Prognose für das Wachstum der Weltwirtschaft 2016 auf 3,2 Prozent. Auch in Europa steht die Erholung auf wackligen Beinen - nicht zuletzt aus politischen Gründen: Spanien steht im Juni vor Neuwahlen, die Briten könnten im selben Monat beim Referendum für einen EU-Abschied stimmen und in Griechenland kann die Euro-Krise jederzeit wieder hochkochen.

Reuters