Dieser Preisauftrieb sorgt bei vielen Beobachtern für Verwunderung: Seit einigen Wochen klettert der Preis für das Recht, eine Tonne CO2 zu emittieren, stramm nach oben. Zuletzt überschritt er zum ersten Mal seit 14 Jahren wieder die Marke von 30 Euro.

Der Ausstoß von klimaschädlichem Kohlendioxid verteuert sich also für viele Unternehmen. Und das in einer Zeit, in der die Wirtschaftsaussichten trübe sind und die Luft wohl so wenig verschmutzt wird wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Wie passt das zusammen? Einen eindeutigen Treiber auszumachen fällt selbst Analysten schwer. Als Erklärung werden spekulative Anleger genannt, die darauf wetten, dass das System mit Verschmutzungsrechten bei den Klimaschutzmaßnahmen der Politik künftig eine größere Rolle spielt.

Diese Annahme ist nicht ganz unbegründet, schließlich soll nach dem Willen des EU-Parlaments künftig auch der Schiffsverkehr in das Emissionshandelssystem eingegliedert werden. Und von dem geplanten 750 Milliarden Euro schweren Konjunkturpaket dürften wohl nur solche Projekte profitieren, die die Vorgaben in puncto Klimaneutralität erfüllen. Möglich ist, dass Unternehmen, die Kohlendioxid ausstoßen und CO2-Zertifikate brauchen, diese nun auf Vorrat kaufen, bevor die EU strengere Klimaschutzmaßnahmen umsetzt.

Der Handel von Emissionsrechten ist schließlich eines der Instrumente, mit denen die EU ihre Klimaziele erreichen will. Die CO2-Zertifikate werden seit 2005 von den jeweiligen Staaten an die Unternehmen verteilt oder müssen von diesen erworben werden. Ein Zertifikat erlaubt dem Inhaber, eine Tonne Kohlendioxid auszustoßen.


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Auch Hedgefonds sind unterwegs

Lange Zeit hat das System nicht richtig funktioniert, da zu viele Zertifikate im Umlauf waren. Das wurde in den vergangenen zwei, drei Jahren geändert, und die Preise sind gestiegen. Mittlerweile haben auch Hedgefonds das Thema Klimawandel entdeckt und tummeln sich auf dem Markt für Emissionsrechte. Nicht ausgeschlossen, dass auch diese Anlegergruppe den Preisauftrieb bei CO2-Zertifikaten befeuert hat.

Elchin Mammadov, Analyst bei Bloomberg Intelligence, meint: "Die CO2-Rally wurde hauptsächlich von spekulativen Anlegern getrieben." Er erwartet, dass der Preis für ein Zertifikat noch bis auf etwa 35 Euro klettern kann. Anschließend hält er wieder tiefere Notierungen für möglich, da sich die Energienachfrage erst langsam erholt. Langfristig agierende Anleger könnten spätestens dann einen Einstieg in den Markt erwägen. Etwa mit einem Indexzertifikat der Commerzbank (ISIN: DE 000 CU3 RPS 9), mit dem man eins zu eins an der Preisentwicklung von EU-Emissionsrechten teilnimmt.