In der Nacht zum Mittwoch fiel der Euro auf 1,1853 Dollar und notierte damit so niedrig wie seit Ende Februar 2006 nicht mehr. "Sollte sich der Euro im Wochenverlauf nicht mehr erholen, könnte er schnell unter 1,15 oder sogar 1,12 Dollar absacken", warnte ein Händler. Sowohl technisch als auch fundamental sei der Euro angeschlagen. Auf dem Höhepunkt der Schuldenkrise im Mai 2010 hatte die wichtige Marke von 1,1875 Dollar noch gehalten. Der Preissturz an den Ölmärkten verringert laut Experten die Inflationserwartungen für die Euro-Zone und lässt somit weitere Geldspritzen der Zentralbank nötig erscheinen.

Als entscheidender Grund für die Euro-Schwäche gilt auch die Aussicht auf steigende Zinsen in den USA. Die US-Notenbank hatte im vergangenen Jahr die Geldschleusen für die inzwischen anziehende Konjunktur geschlossen und könnte 2015 erstmals seit Ausbruch der Finanzkrise 2007 die Zinsen wieder erhöhen.

Dagegen stehen in der Euro-Zone die Zeichen weiter auf eine ultralockere Geldpolitik. Dazu tragen auch die immer tiefer in den Keller fallenden Ölpreise bei - das Nordseeöl Brent notierte am Mittwoch deutlich unter der Marke von 51 Dollar je Fass. Ein Barrel des US-Öls WTI kostete 47,34 Dollar. Seit Mitte Juni haben sich die Preise halbiert. Der Markt interpretiere dies als Gefahr für ein Abgleiten der Euro-Zone in eine dauerhafte Deflation, erklärte Commerzbank-Analyst Urich Leuchtmann. Das für dieses Jahr erwartete Anleihekaufprogramm der EZB sollte eigentlich längst in den Wechselkursen berücksichtigt sein. "Dennoch belasten die fallenden langfristigen Inflationserwartungen."

In der vorigen Woche hatte EZB-Chef Mario Draghi dem "Handelsblatt" gesagt, die Vorbereitungen für ein Anleihekaufprogramm im großen Stil liefen. Viele Anleger vermuten, dass die EZB bei ihrer ersten geldpolitischen Ratssitzung des neuen Jahres am 22. Januar mindestens einen Zeitplan für das sogenannte Quantitative Easing (QE) vorlegen wird.

Allerdings steht auch die politische Entwicklung in Griechenland im Fokus. Denn bei einer für den 25. Januar angesetzten Neuwahl könnten die Wähler des Landes der ungeliebten Reformpolitik einen Denkzettel verpassen und sich für eine andere Politik entscheiden. Dies hat eine neuerliche Debatte über einen Austritt Griechenlands aus der Währungsunion ausgelöst. Viele Börsianer fürchten für diesen Fall einen Dominoeffekt.

Reuters