Auf Wochensicht stellte sich hier ein Anstieg von 29.948 auf 62.636 Futures (+109,1 Prozent) ein. Damit hat sich der Optimismus innerhalb von vier Wochen mehr als vervierfacht. In der vergangenen Woche war dies vor allem den Großspekulanten (Non-Commercials) zu verdanken. Sie haben nämlich ihre Netto-Long-Position innerhalb einer Woche von 41.659 auf 70.733 Kontrakte (+69,8 Prozent) kräftig nach oben gefahren. Dies dürfte ein wesentlicher Faktor dafür gewesen sein, dass der von den Terminmärkten ausgehende Verkaufsdruck nachgelassen und den Boden für eine markante Erholung des Goldpreises bereitet hat.
Bei den Kleinspekulanten (Non-Reportables) gab es ebenfalls eine positive Entwicklung zu berichten. Sie sind zwar mittlerweile seit sechs Wochen netto short, also mehrheitlich pessimistisch gestimmt, haben ihre Netto-Short-Position innerhalb einer Woche aber von minus 11.711 auf minus 8.097 Futures erhöht. Dies bedeutet, dass sie nicht mehr ganz so pessimistisch gestimmt sind. Grundsätzlich ist dieser Pessimismus relativ ungewöhnlich. In diesem Jahr gab es bei insgesamt 34 Updates unter kleinen Spekulanten lediglich siebenmal Netto-Short-Positionen zu vermelden.
Auf Seite 2: Charttechnischer Rebound vollzogen
Anfang August stürzte der Goldpreis unter 1.083 Dollar und markierte damit den tiefsten Stand seit fünfeinhalb Jahren. Die von China ausgehenden Turbulenzen an den internationalen Aktienmärkten haben dann Schlimmeres verhindert und dem gelben Edelmetall zu einem Rebound verholfen. Von einem Turnaround kann man derzeit aber noch nicht sprechen, schließlich bewegt sich Gold in einem seit mehr als zwei Jahren intakten Abwärtstrendkanal. Um einen nachhaltigen Trendausbruch zu signalisieren, müsste Gold die Marke von 1.200 Dollar nachhaltig knacken. Dies würde zudem ein Überschreiten der 200-Tage-Linie mit sich bringen und damit ein zweites Kaufsignal generieren. Ungemach würde allerdings drohen, falls das diesjährige Mehrjahrestief signifikant verletzt wird.
Im Rhythmus von drei Monaten veröffentlicht die US-Wertpapieraufsicht SEC die Beteiligungsquoten institutioneller Investoren des weltgrößten Gold-ETF SPDR Gold Shares. Das Mitte August erfolgte Update beinhaltete so manche Überraschung. So hat der größte Einzelinvestor des ETFs, der vom US-Milliardär John Paulson gemanagte Hedgefonds Paulson & Co. seine seit Jahren unangetastete Position deutlich reduziert. In den Monaten April, Mai und Juni kam es zu einer Reduktion von 10,235 Millionen auf 9,235 Millionen Anteile, was einem prozentualen Rückgang von 9,8 Prozent entsprach.
Unter den 15 größten Einzelinvestoren gab es aber noch eine weitere Überraschung. Obwohl negative Analystenkommentare derzeit Hochkonjunktur haben, stockte die US Investmentbank Morgan Stanley ihre Position am SPDR Gold Shares deutlich auf. Im Berichtszeitraum kaufte sie kräftig zu und erhöhte ihre Beteiligung um 36,8 Prozent auf 4,708 Millionen Anteile. Die hauseigenen Analysten sind von Gold jedoch alles andere als begeistert und rechnen mit einem Kurssturz auf 800 Dollar pro Feinunze. Zwischen Reden und Handeln herrscht derzeit somit eine erhebliche Diskrepanz. Dies war in der Vergangenheit aber immer wieder zu beobachten.
Auf Seite 3: Zum Commitments of Traders-Report
Zum Commitments of Traders-Report:
Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.
Zum Autor:
Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.