Laut Commerzbank ebenfalls auffällig: Auch unter den Edelmetallen kam es zwischenzeitlich zu starken Verschiebungen. So war Gold im November gegenüber Silber">Silber so teuer wie zuletzt im Januar 2009. Der Preisabschlag von Platin gegenüber Gold weitete sich im November auf ein Rekordniveau aus und Platin kostete gegenüber Palladium im Oktober so wenig wie zuletzt Anfang 2002.
Bestimmendes Thema an den Edelmetallmärkten war ansonsten die Diskussion über den Zeitpunkt der ersten Zinserhöhung der US-Notenbank Fed. Doch in einem Ausblick auf das Jahr 2016 hofft die Commerzbank darauf, dass von diesem Einflussfaktor künftig keine großen Belastungen mehr ausgehen. Zumindest ist das die Annahme, nachdem die Fed am 16. Dezember die Zinsen erhöht hat. Denn mit dieser Vollzugsmeldung werde endlich die Debatte über den Zeitpunkt dieses wichtigen Schrittes verstummen und damit ein wesentlicher Belastungsfaktor für die Edelmetallpreise an Bedeutung verlieren, heißt es.
Auch der Großteil der ebenfalls preisbelastenden US-Dollaraufwertung könnte dann hinter uns liegen. Schließlich dürfte die Fed die Zinsen nur in einem sehr gemächlichen Tempo anheben, auch weil sie kaum dazu bereiten sein dürfte, eine weitere starke Aufwertung des Dollar zu tolerieren. Dennoch dürfte der Dollar nach Einschätzung der Commerzbank eher weiter auf- als abwerten und damit 2016 ein Bremsklotz für die Edelmetallpreise bleiben.
Unter dem Strich rechnet die Commerzbank für das kommende Jahr aber mit mehr Rücken- als Gegenwind für das Edelmetallsegment. Auf den nachfolgenden Seiten erfahren Sie mehr zu den Hintergründen sowie die konkreten Preisprognosen für Gold, Silber, Platin und Palladium. Hinzu kommen die Preisvorhersagen für 2017, die ebenfalls optimistisch ausfallen.
Auf Seite 2: Commerzbank Palladium-Preisprognose für 2016/2017
Commerzbank Palladium-Preisprognose für 2016/2017:
Aktueller Stand (16.12.): 568,50 Dollar je Feinunze
Jahresdurchschnittsprognose für 2016: 630 Dollar
Jahresdurchschnittsprognose für 2017: 780 Dollar.
(Alle Preisangaben beziehen sich auf den Stand vom 14.12.)
Palladium, das Ende 2014 noch bei 792 Dollar pro Feinunze gehandelt wurde, hat ein schwaches Jahr hinter sich. Durch die erlittenen Verluste handelt dieses Edelmetall bi vor kurzem nicht weit entfernt von dem Ende August bei 521 Dollar verzeichneten Fünfjahrestief.
Beim Versuch, diese Entwicklung fundamental zu begründen tun sich die Commerzbank-Analysten schwer. Denn wie dem Mitte November veröffentlichten Halbjahresbericht von Johnson Matthey hervorging, rechnet der weltgrößte Verarbeiter von Platin und Palladium für 2015 mit einem höheren Angebotsdefizit als noch im Mai prognostiziert. Bei Palladium wird dieses auf 427.000 Unzen taxiert.
Angebotsseitig wird von zwei unterschiedliche Tendenzen berichtet: Einem stark steigenden Minenangebot stehe ein deutlich sinkendes Recyclingangebot gegenüber. Konkret erwarte Johnson Matthey bei Palladium eine insgesamt stabile bis marginal steigende Minenproduktion im nächsten Jahr. Das Angebot durch Recycling soll demnach wie bei Platin deutlich ausgeweitet werden, wobei dies wohl nur bei höheren Preisen realistisch sein dürfte
Dem stünden Käufe der russischen Reservebehörde Gokhran gegenüber. Diese hatte ihre Verkäufe in den vergangenen Jahren deutlich reduziert und 2014 gar kein Palladium mehr verkauft. In diesem Jahr ist sie offenbar auf die Käuferseite gewechselt. So hat sie von russischen Produzenten neben Platin auch eine Tonne Palladium zur Aufstockung ihrer Reserven gekauft. Auch im nächsten Jahr könnten deren Angaben zufolge Platinmetalle gekauft werden, was Angebot vom Markt nehmen würde.
Für die Nachfrage aus der Autoindustrie, die 80 Prozent der gesamten Palladiumnachfrage ausmacht, gehe Johnson Matthey von einem Übergangsjahr mit nur moderatem Nachfragezuwachs aus. So solle der chinesische Automarkt im nächsten Jahr nur langsam wachsen. Und in den USA würden ab 2017 verschärfte Abgasnormen eingeführt, die erst dann zu einer höheren Nachfrage nach Palladium führen sollen. Außerhalb der Automobilbranche soll die industrielle Nachfrage stabil bleiben, da in der Elektronikindustrie und Zahnmedizin Palladium durch andere Materialien ersetzt wird. Die Schmucknachfrage dürfte das siebte Jahr in Folge fallen und ist somit nahezu bedeutungslos.
Wie die Marktbilanz bei Palladium im nächsten Jahr ausfalle, hänge laut Johnson Matthey maßgeblich von der Investmentnachfrage ab. Trotz der stark gefallenen Preise schließe Johnson Matthey nicht aus, dass es in Europa und den USA zu weiteren Abflüssen aus den ETFs kommt, da viele Bestände vor 2011 bei noch niedrigeren Preisen gekauft worden seien. Die Commerzbank-Analysten gehen allerdings nicht davon aus, dass sich 2016 die hohen ETF-Abflüsse aus diesem Jahr wiederholen. Daher wird bei Palladium ein weiteres Jahr mit einem Angebotsdefizit erwartet. Das wäre dann gleichbedeutend mit dem fünften Defizitjahr in Folge, was den Preis unterstützen sollte. Bis Ende 2016 sieht die Commerzbank den Palladiumpreis auf 700 Dollar je Feinunze steigen. Geht die Vorhersage auf, wäre das gleichbedeutend mit einem Plus von rund 23 Prozent.
Auf Seite 3: Commerzbank Platin-Preisprognose für 2016/2017
Commerzbank Platin-Preisprognose für 2016/2017:
Aktueller Stand (16.12.): 868,50 Dollar je Feinunze
Jahresdurchschnittsprognose für 2016: 1.000 Dollar
Jahresdurchschnittsprognose für 2017: 1.250 Dollar.
Gemessen an einem Ende 2014 noch gültigen Preisniveau von 1.207,50 Dollar je Feinunze blickt das bis vor kurzem auf einem Siebenjahrestief gehandelte Platin auf ein mehr als gebrauchtes Jahr zurück. Die Commerzbank hält das für mehr als erstaunlich, schließlich habe Johnson Matthey auch für Platin die Prognose für das Angebotsdefizit (gerechnet wird mit 652.000 Unzen) in diesem Jahr erhöht. Zur Begründung für die angepassten Vorhersagen wurde auf die Investmentnachfrage verwiesen, die auf 367.000 Unzen steigen soll. Das wiederum sei vor allem auf eine starke Barrennachfrage in Japan zurückzuführen. Den Einfluss der Platin-ETFs sehe Johnson Matthey "neutral", obwohl die von Bloomberg erfassten Platin-ETFs bis Ende November Abflüsse von rund 300.000 Unzen verzeichnet hätten.
Als Stütze wird bei Platin wie für Palladiun die steigende Nachfrage aus der Automobilindustrie gesehen. Mit Blick auf die Angebotsseite wird angenommen, dass wegen der niedrigen Stahl- und Edelmetallpreise der Anreiz zur Verschrottung von Autos und dadurch die Wiedergewinnung der Rohmaterialien gering bleibt. Aus demselben Grund dürfte auch weniger alter Platinschmuck veräußert werden.
Auch 2016 soll die Autoindustrie eine wesentliche Säule der Platinnachfrage bleiben. Laut Johnson Matthey werde die Nachfrage weiter zulegen, allerdings nicht mehr im selben Ausmaß wie in den beiden vergangenen Jahren. Die globale Produktion von Dieselfahrzeugen und schweren LKWs soll demnach um vier Prozent und sechs Prozent steigen und die Platinnachfrage demzufolge etwas stärker als die Fahrzeugproduktion zulegen. Dies sei unter anderem der Einführung der neuen Euro 6b-Abgasnorm in Europa im nächsten Jahr geschuldet, die zudem 2017 nochmals verschärft werde. Negative Auswirkungen des VW-Abgasskandals auf die Platinnachfrage ließen sich somit nicht ausmachen.
Der Ausblick für die Schmuck- und Investmentnachfrage ist dagegen laut Johnson Matthey weniger eindeutig. Demnach würden die niedrigen Preise nicht automatisch zu einer höheren Schmucknachfrage führen. Die Commerzbank geht jedoch davon aus, dass Platin gerade wegen seines hohen Preisabschlags gegenüber Gold vermehrt Nachfrage aus der Schmuckindustrie anziehen sollte. Platin ist mittlerweile seit Mitte Januar ununterbrochen günstiger als Gold und die Preisdifferenz betrug Ende November sogar rekordhohe 230 USD je Feinunze.
Die starke Barrennachfrage in Japan werde sich 2016 wohl nicht mehr wiederholen, da diese in erster Linie auf den stark gefallenen Platinpreis in heimischer Währung zurückzuführen gewesen sei. Dagegen könnte es in Europa und den USA wieder zu ETF-Zuflüssen kommen. Hierzu bedürfe es aber nachhaltiger Preissteigerungen.
Auf der Angebotsseite erwarte Johnson Matthey für 2016 eine stabile Minenproduktion in Südafrika, das mit einem Anteil von 74 Prozent der mit Abstand weltgrößte Platinproduzent ist. Nach Einschätzung der Commerzbank bestehen hier aber beträchtliche Abwärtsrisiken. Denn bei den gegenwärtigen Preisen seien große Teile der Platinproduktion trotz des schwachen Südafrikanischen Rand nicht mehr kostendeckend. So hätten zum Beispiel Lonmin und Glencore bereits angekündigt, einzelne Schächte bzw. ganze Minen zu schließen, was das Angebot vermindern sollte. Dies wiederum dürfte die einflussreiche und streiklustige Gewerkschaft AMCU nicht so ohne weiteres hinnehmen. Zudem stünden in der südafrikanischen Platinindustrie im nächsten Jahr wieder Tarifverhandlungen an, im Zuge derer es ebenfalls zu Arbeitsniederlegungen und den damit verbundenen Angebotsausfällen kommen könnte.
Dem gegenüber steht wohl ein höheres Angebot durch Recycling, da viele Autokatalysatoren zur Verwertung zur Verfügung stehen. Das Recyclingangebot dürfte aber erst bei höheren Preisen merklich zunehmen. Bei Platin erwarte Johnson Matthey für 2016 das fünfte Angebotsdefizit in Folge. Dies spricht laut Commerzbank für deutliche Preissteigerungen, insbesondere sollte es in Südafrika wieder zu Angebotsausfällen kommen und zugleich die Investmentnachfrage stärker anziehen. Ende 2016 wird mit einem Platinpreis von 1.100 Dollar je Feinunze gerechnet, was um knapp 27 Prozent über den aktuell gültigen Preisen liegt.
Auf Seite 4: Commerzbank Silber-Preisprognose für 2016/2017
Commerzbank Silber-Preisprognose für 2016/2017:
Aktueller Stand (16.12.): 14,157 Dollar je Feinunze
Jahresdurchschnittsprognose für 2016: 15,50 Dollar
Jahresdurchschnittsprognose für 2017: 17,50 Dollar.
Silber">Silber sitzt bei einem Ende 2014 noch gültigen Stand von 15,72 Dollar auch in diesem Jahr auf Verlusten. Bei aktuell praktisch gültigen Sechsjahrestiefs ist der 2011 aufgenommene Abwärtstrend uneingeschränkt intakt.
Das Gold-Silber-Verhältnis liegt seit Juni bei über 70, was laut Commerzbank auf eine Unterbewertung von Silber gegenüber Gold hindeutet. Dass Silber fundamental betrachtet zu niedrig notiert, zeigten auch Daten des auf Edelmetalle spezialisierten Research-Instituts Thomson Reuters GFMS von Mitte November zur Lage am globalen Silbermarkt in diesem Jahr. Demnach soll das gesamte Silberangebot im Vergleich zum Vorjahr um 3,3 Prozent auf 1.014,4 Millionen Unzen (31500 Tonnen) zurückgehen. Die Minenproduktion werde kaum noch ausgeweitet und zeige damit die schwächste Entwicklung seit 2002. Das Angebot an Altsilber sinke der niedrigen Preise wegen das vierte Jahr in Folge.
Die gesamte Silbernachfrage soll laut Thomson Reuters GFMS 2015 um 2,5 Prozent auf 1.057,1 Millionen Unzen (32900 Tonnen) sinken. Dies sei zum einen dem Rückgang der Nachfrage von industriellen Anwendungen um insgesamt vier Prozent auf 570,7 Millionen Unzen geschuldet. Ein geringerer Verbrauch in der Elektronikindustrie könne durch eine nahezu rekordhohe Nachfrage aus der Photovoltaikindustrie nicht ausgeglichen werden. Zum anderen werde auch die Nachfrage aus der Schmuckindustrie um 2,5 Prozent auf 218,9 Millionen Unzen zurückgehen, was auf China zurückzuführen sei.
Die Nachfrage nach Barren und Münzen werden dagegen um 1,5 Prozent auf 206,5 Millionen Unzen steigen. Wegen der niedrigen Preise dürften die Münzabsätze wohl ein Rekordhoch erreichen. Wie das Silver Institute zwischenzeitlich mitgeteilt habe, mussten die Münzanstalten in den USA, Kanada, Australien, Österreich und Großbritannien die Verkäufe von Silbermünzen wegen der außerordentlich starken Nachfrage einschränken. In manchen Regionen betrug die Wartezeit zur Auslieferung von Silbermünzen bis zu vier Wochen.
Thomson Reuters GFMS erwarte vor diesem Hintergrund, dass sich am globalen Silbermarkt 2015 ein Angebotsdefizit von 42,7 Millionen Unzen (1.328 Tonnen) ergeben wird. Dies wäre das dritte Jahr in Folge, in dem das Angebot hinter der Nachfrage zurückbleibt. Das Defizit werde etwas abgefedert durch Netto-Abflüsse aus den ETFs und der Auslieferung von börsenregistrierten Lagerbeständen. Würden diese in die Betrachtung mit einfließen, halbiere sich das Defizit auf 21,3 Millionen Unzen. Zwar gehe Thomson Reuters GFMS nicht davon aus, dass das erneute Defizit dem Silberpreis kurzfristig Unterstützung geben wird. Mittel- bis langfristig sollten mehrere Defizitjahre in Folge aber dem Preis Auftrieb verleihen.
Für 2016 sei mit einem weiteren Angebotsdefizit zu rechnen. Die angekündigten Einschnitte bei der Förderung von Zink- und Kupfererzen würden sich auch in einem fallenden Silberangebot bemerkbar machen, da Silber hier als Nebenprodukt anfällt. Die Silbernachfrage sollte sich dagegen aufhellen. Insbesondere die seit Jahren stattfindende Verdrängung von Silber aus elektrischen und elektronischen Anwendungen sollte allmählich auslaufen, wie die Trendwende bei der Nachfrage aus der Photovoltaikindustrie zeigt.
Im Zuge der von der Commerzbank ebenfalls erwarteten Preiserholung bei Gold soll auch der Silberpreis steigen. Ähnlich wie bei Gold soll der Großteil des Preisanstiegs in der zweiten Jahreshälfte erfolgen. Mitte 2016 erwarten die Analysten einen Silberpreis von 15 Dollar je Feinunze, Ende 2016 sollte Silber bei 17 USD je Feinunze notieren - diese Vorhersage bewegt sich um rund 20 Prozent über den aktuellen Preisen. Eine überdurchschnittliche Preisentwicklung wird Silber aber nicht zugetraut. Dafür sei eine stärkere Erholung der Industrienachfrage erforderlich.
Auf Seite 5: Commerzbank Gold-Preisprognose für 2016/2017
Commerzbank Gold-Preisprognose für 2016/2017:
Aktueller Stand (16.12.): 1.071,53 Dollar je Feinunze
Jahresdurchschnittsprognose für 2016: 1.150,00 Dollar
Jahresdurchschnittsprognose für 2017: 1.275,00 Dollar.
Der Goldpreis fiel Anfang Dezember bekanntlich auf 1.050 USD je Feinunze und damit auf das niedrigste Niveau seit fast sechs Jahren. Das Edelmetall steht somit vor seinem dritten Jahresrückgang in Folge. Hauptgrund hierfür ist laut Commerzbank der starke Dollar. In Euro gerechnet werde Gold das Jahr 2015 jedenfalls nahezu unverändert abschließen.
Ein wesentlicher Belastungsfaktor für den Goldpreis seien die wiederkehrenden Spekulationen über den Zeitpunkt der ersten Zinserhöhung der US-Notenbank Fed gewesen. Da dieser Belastungsfaktor nach der für Mitte Dezember zu erwartenden Zinserhöhung entfallen dürfte, sollte Gold im nächsten Jahr in Dollar gerechnet steigen. Denn es sei kaum davon auszugehen, dass es im nächsten Jahr zu einer Serie von Zinserhöhungen kommen werde. Dagegen spreche auch der Wunsch, den Dollar nicht noch weiter aufwerten zu lassen.
Beim Blick zurück auf den letzten Zinserhöhungszyklus erinnert die Commerzbank auch daran, dass der Goldpreis damals nach dem ersten Zinsschritt trotz der darauffolgenden Zinserhöhungsserie innerhalb eines Jahres um elf Prozent zulegte. Weil dieses Mal mit deutlich weniger Zinserhöhungen zu rechnen sei, sollte der Goldpreis 2016 ähnlich stark zulegen können, selbst wenn der Dollar im Gegensatz zu damals weiter steigen sollte. Der Goldpreis in Euro dürfte der Commerzbank-Prognose zufolge stärker steigen als der Goldpreis in US-Dollar.
Nach der ersten Fed-Zinserhöhung und dem Wegfall der damit verbundenen Unsicherheit dürfte die physische Goldnachfrage wieder stärker zur Geltung kommen. Die mit Abstand wichtigsten Länder seien China und Indien. Diese stellten zusammen etwa die Hälfte der weltweiten Nachfrage nach Goldschmuck, -münzen und -barren. Trotz des nachlassenden Wirtschaftswachstums sei auch im nächsten Jahr mit einer robusten Goldnachfrage Chinas zu rechnen. Denn aufgrund steigender Einkommen gebe es weiterhin einen zunehmenden Anlagebedarf, wovon auch Gold profitieren sollte. Die Anlagealternativen im Inland seien begrenzt und zudem nicht ohne Risiko, wie der Einbruch am Aktienmarkt und der Rückgang der Immobilienpreise zeige.
Für dieses Jahr rechne der World Gold Council WGC mit einer Nachfrage in China zwischen 900-1.000 Tonnen, was dem Niveau des Vorjahres entsprechen würde. Darauf deuteten auch die chinesischen Goldimporte aus Hongkong, welche nach zehn Monaten leicht über dem Niveau des Vorjahreszeitraumes liegen. Die Goldauslieferungen der Shanghai Gold Exchange hätten sechs Wochen vor Ende des Jahres bereits das Rekordniveau des Gesamtjahres 2013 übertroffen. Darin enthalten seien zwar auch Goldgeschäfte, welche nicht direkt der physischen Nachfrage zuzuordnen sind. Dennoch deuteten die Zahlen auf eine hohe zugrundeliegende Dynamik bei der Goldnachfrage in China hin.
In Indien dürfte die Goldnachfrage in diesem Jahr etwas niedriger ausfallen als im Vorjahr. Der WGC habe unlängst seine Schätzung auf 850-950 Tonnen nach unten revidiert. Schuld daran sei eine unterdurchschnittliche Monsunsaison, welche die Ernten und damit auch die Einkommen der Landbevölkerung schmälerte. Aus diesem Grund soll die Goldnachfrage im nachfragestarken Dezember-Quartal deutlich niedriger ausfallen als üblich. Unter der Annahme, dass nach dem Abflauen des Wetterphänomens El Niño im nächsten Jahr wieder mit einer normalen Regenzeit zu rechnen ist, sollten auch die Ernten wieder besser ausfallen und davon auch die Goldnachfrage profitieren. Der in lokaler Währung relativ niedrige Goldpreis und das robuste Wirtschaftswachstum sprechen ebenfalls für eine stärkere indische Goldnachfrage im nächsten Jahr. Die indische Regierung versuche zwar, mit der Begebung von Goldanleihen und der Einführung von Goldsparkonten das im Inland gehaltene Gold verfügbar zu machen und dadurch den Importbedarf zu reduzieren. Der Erfolg dieser Maßnahmen sei bislang aber gering gewesen.
Die Zentralbanken seien seit sechs Jahren Netto-Käufer und auch 2016 dürften die Zentralbanken Gold kaufen. Denn der Anteil von Gold in den Währungsreserven der Schwellenländer sei im internationalen Vergleich weiterhin niedrig, so dass nach wie vor die Notwendigkeit zur Diversifikation bestehe. Beruhige sich die Lage in den Schwellenländern, dürften die Zentralbanken ihre Goldkäufe wieder erhöhen.
Bei der Investmentnachfrage laufe alles auf ein weiteres Jahr mit Netto-Abflüssen aus den Gold-ETFs hinaus. Die gesamten ETF-Bestände seien mittlerweile auf aber dem niedrigsten Niveau seit Anfang 2009. Das heißt, Anleger, welche seit der Finanzkrise Gold-ETFs gekauft haben, seien inzwischen wieder draußen. Die Commerzbank ist daher zuversichtlich, dass die ETF-Verkäufe im nächsten Jahr aufhören werden.
Für eine nachhaltige Trendwende bedürfe es aber einer Stabilisierung und Erholung der Preise, was im Verlaufe des kommenden Jahres erwartet werde. Der Goldpreis soll demnach im ersten Quartal 2016 einen Boden ausbilden, danach zunächst allmählich und später deutlicher an Stärke gewinnen. Im ersten Halbjahr sehen die Analysten Gold auf 1.125 Dollar je Feinunze steigen. Bis Ende 2016 wird dann mit einem Preisanstieg auf 1.200 Dollar je Feinunze gerechnet - rund 12 Prozent über dem aktuellen Niveau. Gold in Euro dürfte Ende 2016 bei 1.165 EUR je Feinunze notieren, so die Vorhersage.