Value-Investoren hatten es in den vergangenen Jahren oft nicht leicht. Der von ihnen verfolgte Anlageansatz funktionierte nicht immer wie erhofft und stand öfter im Schatten der auf Kursdynamik ausgerichteten Momentum-Strategie.

Doch natürlich spielen Bewertungen nach wie vor eine wichtige Rolle beim Analysieren und Beurteilen von Aktien. Auf diesen Ansatz eingeschworen ist auch das Finanzinformations- und Analyseunternehmen Morningstar. Die 1984 gegründete US-Gesellschaft hat inzwischen in 27 Ländern operativ unterwegs und es werden rund 530.000 Investmentprodukte weltweit begutachtet. Der Investmentbereich verwaltet mehr als 185 Milliarden Dollar an Assets.

Die hauseigenen Analysten vertrauen bei ihren Anlageurteilen im Aktienbereich auf Bewertungen, die sich unter dem fairen Wert eines Unternehmens bewegen. Außerdem favorisieren sie Gesellschaften, denen es gelungen ist, einen unternehmerischen Burggraben um sie herum aufzubauen, der ihnen dabei hilft, die Gewinnspannen hoch und potenzielle Konkurrenten auf Distanz zu halten.

Grundsätzlich und vereinfacht gesprochen gehen die Morningstar-Analysten von Aktienkursen aus, die sich den Schätzungen des Fair Value annähern. Allerdings vermeidet man es, einen genauen Zeithorizont vorherzusagen, wann dies passieren könnte. Wie es dazu heißt, konvergierten manche Aktien sehr schnell mit ihrem Fair Value, während es in anderen Fällen auch drei Jahren oder mehr sein könnten. Geduld sei daher der entscheidende Faktor für eine erfolgreiche Aktienanlage.

Börse Online hat sich in dem von Morningstar beobachteten Anlage-Universum umgesehen und dabei nach jenen Aktien aus Europa gesucht, die gemessen an dem von Morningstar ermittelten fairen Wert derzeit mit den höchsten Abschlagen ausgestattet sind. Die fünf Titel mit der höchsten Diskrepanz auf dieser Auswahlbasis stellen wir auf den nachfolgenden Seiten etwas näher vor. Die Verhältnisse von Kurs zum fairen Wert bewegen sich bei diesem Aktien zwischen 0,43 und 0,76. Ausgestattet sind diese Aktien entweder mit vier oder fünf Morningstar-Sternen, was bedeutet, dass sie als werthaltig eingestuft werden.



Morningstar Europa-Favorit mit dem größten Abstand zum fairen Wert, Nummer eins: Sanofi S.A. (WKN: 920657, 70,40 Euro, alle Angaben beziehen sich auf den Stand vom 07. September)



Der erste Morning-Europa-Favorit kommt mit einem eingetrübten Chartbild daher. Allerdings ist das bei Werten, die mit einem Abschlag zum inneren Wert gehandelt werden, nicht selten, sondern eher die Regel. Bei Sanofi ist es so, dass sich die Notiz deutlich von dem im August 2015 aufgestellten Rekordhoch von 100,65 Euro abgesetzt hat. Dadurch hat sich ein mittelfristiger Abwärtstrend etabliert, wobei es momentan charttechnisch gesehen vor allem darum geht, das im Februar bei 67,27 Euro aufgestellte Jahrestief zu verteidigen.

Angeknackst ist der Chart, weil der französische Pharmakonzern zuletzt mit einigen geschäftlichen Rückschlägen zu kämpfen hatte. So sank der Umsatz im zweiten Quartal Umsatz um fünf Prozent auf 8,14 Milliarden Euro und der Nettogewinn von 1,3 Milliarden auf 1,16 Milliarden Euro. Die Gesellschaft machte dafür ungünstige Wechselkurse und eine überraschend schwache Entwicklung bei Diabetes-Mitteln verantwortlich. Letzteres ist für Sanofi sehr belastend, weil Diabetesarzneien für rund ein Fünftel der Einnahmen stehen. Nicht geglückt ist auch die geplante Übernahme der auf Krebserkrankungen spezialisierten US-Firma Medivation, weil so wie es aussieht stattdessen der Konkurrent Pfizer zum Zuge kommen wird.

Morningstar beziffert den fairen Wert der derzeit bei 39,60 Dollar gehandelten ADRs auf 54 Dollar je Aktie. Das lässt dem Titel theoretisch ein Aufwärtspotenzial von 36,4 Prozent. Zum Kauf wird bei Kursen von 37,80 Dollar geraten und ans Verkaufen sollte ab Notierungen von 72,90 Dollar gedacht werden. Beim ökonomischen Burggraben, Englisch auch Moat genannt, wird den Franzosen zugestanden, einen großen Schutzbunker um sich herum aufgebaut zu haben. Wie es heißt, tragen dazu Patente, Größenvorteile und ein schlagkräftiges Vertriebsnetzwerk bei.

Es gebe zwar auch einige Risiken, aber zumindest geht man davon aus, dass mögliche Eingriffe in den Pharmamarkt bei einem Sieg von Hillary Clinton bei den US-Präsidentschaftswahlen keine ausgeprägten negativen Effekte für Sanofi nach sich ziehen sollten. Das geschätzte KGV wird auf 12,6 beziffert und das Verhältnis von Kurs zum Buchwert mit dem 1,7-fachen. Beides Bewertungsrelationen, die unter dem Markt- und dem Branchen-Durchschnitt liegen. Die Dividendenrendite wird mit 4,2 Prozent angegeben, was überdurchschnittlich ist. Im hauseigenen Fünf-Sterne-Ranking-System ist der Titel mit vier Sternen ausgestattet.

Die Sanofi-Gruppe hat ihren Hauptsitz in Paris und gehört zu den weltweit führenden Gesundheitsanbietern. Gemäß Umsätzen 2014 nach IMS ist man das viertgrößte Pharmaunternehmen weltweit, auch in Deutschland ist Sanofi nach Umsatz der viertgrößte Hersteller von Arzneimitteln. Die Schwerpunkte setzt das Unternehmen auf Lösungen bei Diabetes, auf Impfstoffe (Weltmarktführer durch die Tochtergesellschaft Sanofi Pasteur), innovative Medikamente (in Therapiegebieten wie Onkologie, Thrombose, Herz-Kreislauf, Zentrales Nervensystem und Innere Medizin), frei verkäufliche Gesundheitsprodukte (Consumer Health Care), Schwellenmärkte, Tiergesundheit (Merial) und Genzyme (Seltene Erkrankungen). Die Gesell¬schaft ist am 31. Dezember 2004 infolge der Übernahme von Aventis durch Sanofi-Synthelabo entstanden. Aventis wiederum war im Dezember 1999 aus dem Zusammenschluss von Rhône-Poulenc mit Hoechst hervorgegangen.



Morningstar Europa-Favorit mit dem größten Abstand zum fairen Wert, Nummer zwei: Volkswagen Vorzüge (WKN: 766403, 126,75 Euro)



Einen schweren Kursabsturz musste die Aktie von Volkswagen, dem nächsten Favoriten hinnehmen. Der Titel notiert dadurch noch immer um mehr als die Hälfte unter dem noch Mitte März 2015 bei 255,20 Euro aufgestellten Rekordhoch. Aber immerhin hat sich die Notiz wieder deutlich vom Zwischentief von 92,36 Euro nach oben hin abgesetzt. Das hält die Hoffnung auf eine nachhaltige Bodenbildung am Leben.

Die Gründe für den Einbruch des DAX-Vertreters sind hinlänglich bekannt. Mit dem im Vorjahr bekanntgewordenen Abgasskandal hat sich die Gesellschaft ihre eigene Suppe versalzen. Die Ausstattung von weltweit elf Millionen Dieselfahrzeugen mit einer Software, welche die Emissionswerte der Autos bei Abgastests gegenüber dem realen Fahrverhalten deutlich absenkt, hat das Image beschädigt und Kosten in vielfacher Milliardenhöhe verursacht. Selbst jetzt erweckt das Unternehmen mitunter noch immer den Eindruck, nicht so recht zu wissen, wie sich am besten mit dieser Bürde umgehen lässt. Zuletzt kam außerdem auch noch ein unsäglicher Streit mit den Zulieferfirmen hinzu.

Immerhin: Mit den für die erste Jahreshälfte vorgelegten Geschäftszahlen schnitten die Wolfsburger besser ab, als allgemein erwartet worden war. Operativ und vor Sondereinflüssen ergab sich ein Gewinn von 7,5 Milliarden Euro, nach 6,99 Milliarden Euro im Vorjahreszeitraum. Analysten hatten im Schnitt nur mit einem Ergebnis von rund 6,4 Milliarden Euro gerechnet. Bekräftigt wurde außerdem der Jahresausblick, der bei der operativen Rendite vor Sondereinflüssen eine Spanne von 5,0 bis 6,0 Prozent vorsieht, nach 6,0 Prozent im vergangenen Jahr.

Für die American Depositary Receipts (ADRs), die einem Fünftel der hiesigen Vorzugsaktien entsprechen, gibt Morningstar den fairen Wert mit 42,00 Dollar an. Beim Erstellen des Artikels werden diese Anteilsscheine bei 28,36 Dollar gehandelt. Daraus errechnet sich ein Aufholpotenzial zum fairen Wert von 48 Prozent. Gekauft werden sollte bei ADR-Kursen von 25,20 Dollar und verkauft bei Notierungen ab 65,10 Dollar.

Zum fairen Wert heißt es, dieser sei mit vielen Unsicherheiten belastet und es gebe auch keinen ökonomischen Burggraben. Gut sieht es dagegen auf der Bewertungsseite aus. Neben dem bereits erwähnten Abschlag zum fairen Wert wird das Kurs-Umsatz-Verhältnis auf 0,3 beziffert und das Kurs-Buchwert-Verhältnis auf 0,7. Beide liegt unter dem Branchenschnitt, der mit 0,5 bzw. 1,4 angegeben wird. Alles zusammengenommen kommt der zuständige Analyst Richard Hilgert zu dem folgenden Schluss: "Der Diesel-Skandal hat für langfristig orientierte Investoren, die gewillt sind, höhere Risiken zu akzeptieren, ein Kaufgelegenheit geschaffen".

Der Volkswagen-Konzern mit Sitz in Wolfsburg ist einer der führenden Automobilhersteller weltweit und der größte Automobilproduzent Europas. 2015 sanken die Auslieferungen von Konzernfahrzeugen auf 9,931 Millionen (2014: 10,137 Millionen). Der Umsatz des Konzerns belief sich im Vorjahr auf 213 Milliarden Euro (2014: 202 Milliarden Euro). Das Ergebnis nach Steuern betrug im abgelaufenen Geschäftsjahr -1,4 Milliarden Euro (2014: 11,1 Milliarden Euro). Zwölf Marken aus sieben europäischen Ländern gehören zum Konzern: Volkswagen Pkw, Audi, SEAT, ŠKODA, Bentley, Bugatti, Lamborghini, Porsche, Ducati, Volkswagen Nutzfahrzeuge, Scania und MAN. Der Konzern betreibt in 20 Ländern Europas und in 11 Ländern Amerikas, Asiens und Afrikas 119 Fertigungsstätten. 610.076 Beschäftigte produzieren an jedem Arbeitstag rund um den Globus nahezu 42.000 Fahrzeuge. Seine Fahrzeuge bietet der Volkswagen Konzern in 153 Ländern an.



Morningstar Europa-Favorit mit dem größten Abstand zum fairen Wert, Nummer drei: Telefónica S. A. (WKN: 850775, 9,559 Euro)



In einem völlig intakten langfristigen Abwärtstrend bewegt sich der Aktienkurs von Telefónica. Dieser scheint vorerst noch zementiert zu sein, doch zumindest macht es etwas Hoffnung, dass es zuletzt gelungen ist, etwas Abstand zum Jahrestief von 7,66 Euro aufzubauen. Ein erster steiler Abwärtstrend, der seit dem Vorjahr existiert, konnte dadurch geknackt werden. Damit nachgelegt werden kann, kommt es nun aber auf bessere Ergebnisse als zuletzt an.

Denn bisher war es so, dass die schwache Kursentwicklung zu den enttäuschenden Geschäftszahlen passte. Im zweiten Quartal musste der spanische Telekommunikationskonzern einen Gewinneinbruch hinnehmen. Konkret sank das Ergebnis auf 693 Millionen Euro von 1,52 Milliarden im Vorjahreszeitraum. Der Umsatz fiel um 7,7 Prozent auf 12,72 Milliarden Euro. Als Erklärung wurde auch auf widrige Wechselkurseffekte verwiesen sowie auf fehlenden Schwung in den wichtigen Märkten Spanien sowie in Mittel- und Südamerika.

Allerdings glauben die Verantwortlichen an einen sich in der zweiten Jahreshälfte verbessernden Cash¬ Flow und die erwartete Dividende von 0,75 Euro je Aktie für 2016 wurde bestätigt. Wichtig wäre es jedoch, endlich auch das bestehende Verschuldungsproblem anzugehen, denn Ende Juni hatte sich die als zu hoch erachtete Verschuldung des Konzerns noch einmal um knapp zwei Milliarden Euro im Vergleich zum ersten Quartal auf 52,5 Milliarden Euro erhöht.

Als fairen Wert für den mit vier Sternen ausgestatteten Titel hat Morningstar hier 14,00 Dollar errechnet. Gehandelt werden die ADRs derzeit bei 10,69 Dollar. Das bedeutet, ist besteht gemessen daran rund 31 Prozent Luft nach oben. Einstiegskurse werden bei 8,40 Dollar gesehen, Verkaufskurse ab 21,70 Dollar. Einschränkend heißt es, der ermittelte faire Wert sei mit großen Unsicherheiten behaftet und den ökonomischen Burggraben bezeichnet der zuständige Analyst Alan Nichols als eng.

Auch Nichols sieht wegen der Verschuldung die finanzielle Flexibilität eingeschränkt, in den Aktivitäten in Lateinamerika wittert er sowohl Chancen als auch Risiken. Letztlich hänge das Urteil davon ab, wie sich diese Länder volkswirtschaftlich entwickelten. Bei den sonstigen Bewertungsrelationen gibt er das KGV mit 13,0 an, das Kurs-Umsatz-Verhältnis mit 1,0 und das Kurs-Buchwert-Verhältnis mit 2,9. Werte, die im Branchenvergleich als gemischt einzustufen sind.

Der spanische Telekommunikationskonzerns Telefónica S. A. mit Sitz in Madrid zählt zu den weltweit größten Telekommunikationsanbietern. Außerhalb Spaniens gehören zu den wichtigen Märkten Lateinamerikas Brasilien, Argentinien, Mexiko, Peru und Ecuador. 2015 generierten Brasilien und Hispanoamerica gemeinsam mehr als 54 Prozent des Konzernumsatzes, der EBITDA-Beitrag machte 70 Prozent aus, wie die Landesbank Baden-Württemberg vorrechnet. Hinzu kommt Deutschland als bedeutender Markt. Telefónica Deutschland bietet Mobil- und Festnetzdienste für Privat- und Geschäftskunden an. Mit insgesamt 48,6 Millionen Kundenanschlüssen gehört das Unternehmen zu den drei führenden integrierten Telekommunikationsanbietern bundesweit.



Morningstar Europa-Favorit mit dem größten Abstand zum fairen Wert, Nummer vier: Aegon N.V. (WKN: A0JL2Y, 3,59 Euro)



Stark angeschlagen präsentiert sich auch das Chartbild beim nächsten Titel, den Morningstar als unterbewertet einstuft. In der Tat hat Aegon eine bereits sehr lange Durststrecke hinter sich, denn letztlich geht es schon seit Ende des abgelaufenen Jahrtausends noch unten mit den Notierungen. Auch in diesem Jahr stehen bisher Verluste zu Buche, wobei es jüngst aber ausgehend von einem Jahrestief bei 3,04 Euro zu einer kleineren Erholung gekommen ist. Diese verblasst allerdings, wenn das aus dem Jahr 1999 stammende Rekordhoch von 55,48 Euro zu Grunde gelegt wird.

Nach Erklärung, warum das Chartbild so aussieht, wie es ist, muss nicht lange gesucht werden. Schließlich ist der niederländische Versicherungskonzern im zweiten Quartal noch tiefer in die roten Zahlen gerutscht als erwartet. Im Quartal per Ende Juni belief sich der Verlust auf 385 Millionen Euro nach einem Gewinn von 319 Millionen im Vorjahreszeitraum. Analysten hatten laut Konsens mit einem Verlust von 355 Millionen Euro gerechnet. Der um Sondereffekte bereinigte Vorsteuergewinn sank auf 435 von 505 Millionen Euro. Hier hatten die Branchenbeobachter mit 481 Millionen Euro gerechnet. Die Bereinigung des Portfolios schlägt somit stark negativ durch.

Den fairen Wert für den mit vier Sternen versehenen Titel gibt Morningstar mit 6,90 Dollar an. Gemessen an den ADRs, die bei 4,11 Dollar gehandelt werden, ergibt sich daraus ein Aufwärtspotenzial von fast 68 Prozent. Zum Einstieg wird bei Kursen von 3,45 Dollar geraten, zum Verkauf ab 12,08 Dollar. Laut dem zuständigen Analysten Henry Heathfield bewege sich Aegon in die richtige Richtung, er räumt aber auch ein, bis jetzt gehe es noch nicht schnell genug voran.

Zum angegebenen fairen Wert sagt er außerdem, dieser berge sehr große Unsicherheiten. Hinzu komme als Nachteil ein fehlender ökonomischer Burggraben. Als Kaufargument stellt er nicht zuletzt auf das Verhältnis von Kurs zum Buchwert ab. Dieses bewegt sich bei 0,4 und liegt damit deutlich unter dem Branchen-Durchschnitt von 1,1. Niedrig sind auch die Bewertungsrelationen beim Kurs-Umsatz-Verhältnis mit 0,3 und beim Kurs-Cash Flow-Verhältnis mit 3,1. Denn dem stehen Branchendurchschnittswerte von 1,3 und 10,3 gegenüber.

Trotz aller momentanen Schwierigkeiten zählt der niederländische Konzern noch immer zu den führenden Versicherungsgruppen Europas. Weltweit betreuen rund 30.000 Mitarbeiter annähernd 30 Millionen von Kunden in über zwanzig Ländern. Ende März 2016 belief sich das verwaltete Vermögen auf 705 Milliarden Euro. Die deutsche Niederlassung der auf flexible Rentenlösungen spezialisierten Aegon Ireland plc sitzt in Frankfurt am Main.



Morningstar Europa-Favorit mit dem größten Abstand zum fairen Wert, Nummer fünf: Fiat Chrysler Automobiles N.V. (WKN: A12CBU, 6,155 Euro)



Volatil wie eh und je präsentiert sich bis heute die Aktie von Fiat Chrysler. Seit einigen Jahrzehnten geht es hier schon rauf und runter mit den Notierungen, wobei zuletzt seit Mitte März 2015 wieder der Rückwärtsgang eingeschaltet war. Momentan versucht sich der Titel daran, im Bereich des Jahrestiefs von 5,11 Euro einen tragfähigen Boden auszubilden. Ob das gelingt, scheint derzeit noch offen zu sein.

Die Schwierigkeiten, mit denen der Aktienkurs nach wie vor zu kämpfen hat, sind deswegen etwas erstaunlich, weil der italienisch-amerikanische Autobauer ganz ansprechende Quartalszahlen vorgelegt hat. Von April bis Juni kletterte der Gewinn bei allerdings leicht gesunkenen Umsätzen um ein Viertel auf 321 Millionen Euro und auch der um Einmalposten bereinigte operative Gewinn kam um 16 Prozent auf 1,63 Milliarden Euro voran. Eine Basis, von der aus sich die Verantwortlichen ermutigt fühlten, die Prognose für den Umsatz im laufenden Jahr von 110 Milliarden auf 112 Milliarden Euro zu erhöhen und beim bereinigten operativen Gewinn von bisher über fünf Milliarden auf über 5,5 Milliarden Euro.

Den fairen Wert beziffert Morningstar auf 16,00 Dollar. Die ADRs notieren momentan aber nur bei 6,94 Dollar. Um den fairen Wert zu erreichen, müsste dieser Titel folglich um satte 130,5 Prozent zulegen. Eine Kluft, die Morningstar dazu bringt, den Wert mit fünf Sternen zu dekorieren. Von Einstiegskursen wird bereits ab 8,00 Dollar gesprochen, zum Verkauf sollte dagegen erst ab Notierungen von 28,00 Dollar übergegangen werden.

Zu beachten sind allerdings die sehr großen Unwägbarkeiten, mit denen der errechnete faire Wert laut dem zuständigen Analysten Richard Hilgert versehen ist. Außerdem gebe es keinen ökonomischen Burggraben. Abzuwarten bleibt ansonsten natürlich auch, wie sich ein künftig möglicherweise weniger gut laufender US-Automarkt auf die Geschäfte niederschlagen würde. Das Verhältnis von Kurs zum Buchwert wird in diesem Fall mit 0,6 angegeben, das Kurs-Umsatz-Verhältnis mit 0,1 und das Kurs-Cash Flow-Verhältnis mit 0,9. Denn dem stehen Branchendurchschnittswerte von 1,4, 0,5 und 0,1 gegenüber. Unter dem Strich steht man damit im Branchenvergleich relativ gut da.

Fiat Chrysler Automobiles N.V. (FCA) ist die Holdinggesellschaft der Fiat Chrysler Gruppe, einem international tätigen Automobilkonzern. Nach der länderübergreifende Fusion zwischen der FIAT S.p.A. mit seiner Tochtergesellschaft Fiat Investments N.V. im Oktober 2014 firmiert der Konzern seit 12. Oktober 2014 als Fiat Chrysler Automobiles N.V. ("FCA") und verlegte seinen Unternehmenssitz nach Amsterdam, Holland und seinen operativen Hauptsitz nach London, UK. Unter den Marken Fiat, Fiat Professional, Alfa Romeo, Lancia, Abarth, Chrysler, Jeep, Dodge, Ram und SRT entwickelt, konstruiert, produziert und vertreibt die Unternehmensgruppe PKWs und leichte Nutzfahrzeuge für den Massenmarkt. Luxus- und Sportwagen werden unter der Marke Maserati angeboten. Die Tochtergesellschaft Ferrari S.p.A. ("Ferrari") wurde im Januar 2016 als eigenständige Aktiengesellschaft aus dem Fiat Chrysler Konzern ausgegliedert.