Am 5. Mai wird es bei Infineon spannend. Die Halbjahreszahlen stehen dann weniger im Mittelpunkt, sondern die neue Prognose unter erstmaliger Einbeziehung von International Rectifier (IR). Der mit drei Mrd. Dollar teuerste Zukauf der Unternehmensgeschichte dürfte kurzfristig wegen Integrations- und Restrukturierungskosten von geschätzten 125 Mio. Euro die Marge belasten. Für das laufende Jahr stellt Infineon bei den Amerikanern ein Wachstum in Aussicht, dass deutlich unter dem Konzerndurchschnitt liegt. Bei der operativen Marge von IR werden rund sieben Prozent avisiert. Warburg Research rechnet bereits im Geschäftsjahr 2015/16 mit 13 Prozent, in 2016/17 sollte das Konzern-Margenziel von 15 Prozent erreicht sein. Mittel- bis langfristig dürfte sich der Deal für den Chipkonzern vor allem mit besseren Absatzchancen in die USA und nach Asien auszahlen. In den aktuellen Schätzungen der Analysten ist IR noch nicht enthalten, hier wartet man auf erste Fakten Anfang Mai.

Entscheidend für die künftigen Erlöse ist natürlich auch die Wechselkursveränderung. Zuletzt wurde die Guidance für den Umsatz erhöht, angepeilt wird nun ein Zuwachs von zehn bis 14 Prozent gegenüber dem Vorjahreswert von 4,32 Mrd. Euro. Die bisherige Prognose basierte auf einem Wechselkurs von 1,30 Dollar, nun rechnet das Management mit 1,20 Dollar. Aktuell steht der Euro zum Dollar aber bereits fast an der Parität und somit deutlich tiefer. Selbst wenn der Kurs bei 1,15 Dollar für den Rest des Jahres liegen sollte, besteht nach Schätzung von Warburg Research weiteres Aufwärtspotenzial von rund 35 Mio. Euro auf Umsatzebene.

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Infineon im Chart-Check



In die Karten spielt den Oberbayern auch die starke Nachfrage aus der Automobilindustrie. Dank florierender Absatzzahlen wirkt sich hier besonders die Nähe zu den deutschen Herstellern positiv aus. Mit 46 Prozent steuerte der Bereich Automotive im vergangenen Jahr den Löwenanteil bei. Hier könnte der Wind in Zukunft aber rauer werden. Mit der avisierten Übernahme von Freescale durch den Konkurrenten NXP entsteht ein starker Rivale, wodurch der Konkurrenzdruck steigt.

Ebenso gut wie die fundamentale Ausgangslage ist auch die Charttechnik. Bereits seit Anfang Oktober gibt ein enger und recht steiler Aufwärtskanal den Takt vor. Die Range steigt mit rund 0,65 Euro pro Monat und verläuft derzeit bei 10,40 / 11,55 Euro. Etwas zur Vorsicht mahnt aber die hohe Differenz zur 200-Tage-Linie. Mit 24 Prozent hat sich die Aktie so weit von ihrer langfristigen Signallinie entfernt wie seit 2011 nicht mehr. In den vergangenen Jahren endete eine Aufwärtsbewegung meist schon ab 20 Prozent.

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Fasst man alles zusammen, zählt die Aktie zu den spannendsten Werten in der ersten Liga. Einige Vorschusslorbeeren sind nach der jüngsten Rally bereits enthalten, aber es besteht durchaus noch Luft nach oben. Die Übertreibung am Gesamtmarkt und die erhöhte Bewertung mahnen aber zur Vorsicht. Etwas defensivere Produkte sind daher zu bevorzugen, wie Capped-Calls. Die WKN PS1QZ2 ist mit einem Cap bei 9,80 Euro ausgestattet und hat eine Laufzeit bis Mitte September 2015. Anleger erzielen auch dann noch die Maximalrendite von 17,6 Prozent oder 34 Prozent p.a., wenn die Aktie zum Bewertungstag ausgehend vom aktuellen Niveau um rund zwölf Prozent tiefer notiert. Ein Totalverlust droht ab einem Kurs von 8,80 Euro. Vorgelagert liegen aber einige Unterstützungen, an denen mit Nachkäufen zu rechnen ist.

Basiswert Infineon

Kurs Basiswert 11,26 EUR

Produkt Capped-Call

WKN PS1QZ2

Emittent BNP Paribas

Bewertungstag 18.09.2015

Basispreis 8,80 EUR

Cap 9,80 EUR

Maximalrendite (p.a.) 17,6% (33,7%)

Kurs Zertifikat 0,86 Euro

Zielkurs 1 Euro

Stoppkurs 0,69 Euro

Franz-Georg Wenner ist Chefredakteur des börsentäglichen Anlegermagazins "Index-Radar".

www.index-radar.de