Der designierte Infineon-Chef Jochen Hanebeck sagte, das Unternehmen sehe nachhaltiges Wachstumspotenzial bei diesen neuen Materialien. "Zur Reduzierung der CO2-Emissionen sind innovative Technologien sowie die Nutzung grüner elektrischer Energie Schlüsselelemente." Erneuerbare Energien und Elektromobilität seien Haupttreiber für starkes und nachhaltiges Wachstum der Nachfrage nach Leistungshalbleitern.

Infineon unterstreiche mit der Investition den Anspruch, als Technologieführer bei Siliziumkarbid und Galliumnitrid auch Marktführer zu sein. Die beiden Materialien gelten als Zukunftstechnologie bei der Steuerung des Stromverbrauchs unter anderem in Elektroautos oder Ladestationen. Galliumnitrid könne etwa Energieverluste beim Laden verringern, die sich in Abwärme zeigten, sagte der scheidende Chef Reinhard Ploss bei der virtuellen Hauptversammlung. "Wenn wir die Chancen bei Industrie- und Automotive-Anwendungen richtig nutzen, werden wir davon später auch in weiteren Märkten profitieren."

Ploss geht Ende März in Rente, sein Nachfolger Hanebeck ist derzeit für das operative Geschäft zuständig. Sein Posten geht an Rutger Wijburg, der zuletzt in Dresden für den Hochlauf der Produktion zuständig war.

ANALYSTEN FÜRCHTEN ÜBERKAPAZITÄTEN


Infineon profitiert derzeit von der weltweit wachsenden Chip-Nachfrage. Zugleich kommt das Unternehmen bei der Ausweitung der Produktion nicht so schnell voran wie erhofft; Hanebeck sprach zuletzt bei der Vorlage der Geschäftszahlen von längeren Lieferzeiten auch für Fabrikausrüstung. Erst vor wenigen Monaten hatte Infineon ein neues Werk im österreichischen Villach in Betrieb genommen.

Bei manchen Börsianern wächst aber nun die Furcht vor Überkapazitäten. Der Markt sei in Sorge, dass die Party bei den Halbleitern bald zu Ende sein könnte und dass die derzeit angekündigten und sich auch schon im Bau befindlichen Produktionsausweitungen schon bald zu Überkapazitäten führen würden, sagte Portfoliomanager Markus Golinski von Union Investment. "Das Risiko wächst, dass steigende Lagerbestände in einigen Produktbereichen in Kürze zu einer Korrektur führen könnten." Deka-Expertin Cornelia Zimmermann sagte, derzeit sei die Produktion bei den Halbleiterherstellern höher als der Absatz. "Wir hoffen, dass diese Marktentwicklung nicht zu einem massiven Lageraufbau führt und die Halbleiter ungenutzt im Regal verstauben."

rtr