Bisher war vielfach erwartet worden, dass die geplante "No-Single-Buyer Rule" eine Vergabe der Live-Rechte an Sky - oder einen anderen, neuen Konkurrenten - allein verbieten würde. In England etwa müssen sich Sky und der Telekom-Anbieter BT die Live-Rechte an der Premier League teilen. Doch das ist den Insidern zufolge kein Thema mehr. Möglich wäre die Vergabe der Live-Rechte an zwei oder mehr Anbieter dennoch: Die DFL, die die Rechte vermarktet, vergibt mehrere Rechte-Pakete, je nach dem Anpfiff der jeweiligen Spiele. Die Liga und Sky wollten sich zu den Informationen nicht äußern. Ein Sprecher des Kartellamts sagte, das Genehmigungsverfahren stehe kurz vor dem Abschluss. Die Rechte-Auktion soll noch im April beginnen und spätestens Mitte Juni abgeschlossen werden.
Das Kartellamt hat bei der Rechtevergabe ein gewichtiges Wort mitzureden, weil es die DFL als Monopol-Inhaber sieht. Es hatte in den vergangenen Monaten die Fußball-Bundesliga-Vereine und andere Betroffene in einer großangelegten Umfrage angehört und mit der DFL über die Auflagen verhandelt. Die Bonner Wettbewerbshüter wollen damit die Marktmacht von Sky brechen und Innovationen fördern.
RECHTEVERGABE WIRD ZUM BALANCEAKT
Für die Bundesliga und die DFL ist die Ausschreibung eine Gratwanderung: Sie wollen den Erlös aus den Übertragungsrechten auf mehr als eine Milliarde Euro pro Saison steigern. In der laufenden Saison bringen die Inlands-Rechte 663 Millionen Euro, dazu kommen 154 Millionen aus dem Ausland. Um die neue Marke zu erreichen, muss die DFL bei der Ausschreibung mehr Wettbewerb schaffen, ohne Sky zu sehr zu schwächen. Für die Pay-TV-Plattform sind die Fußball-Rechte in Deutschland das größte Zugpferd. Die Bandbreiten im Internet und in den deutschen Mobilfunknetzen sind noch zu gering, um allen Fans einen Zugriff auf die Live-Übertragungen zu ermöglichen. Um die Fernsehrechte attraktiver zu machen, führt die DFL von Mitte 2017 an fünf Montagsspiele pro Saison ein.
Anders als bei der Ausschreibung für die Spielzeiten 2013 bis 2017 will die DFL nicht mehr zwischen den Übertragungswegen - vom klassischem Fernsehen bis zum Internet - unterscheiden. Branchenkenner erwarten für die unterschiedlichen Rechte-Pakete Dutzende von Bewerbern, darunter neben Sky auch Sport1 (Constantin ), die Deutsche Telekom mit ihrem Internet-Angebot "Entertain", aber auch den US-Medienkonzern Discovery (Eurosport), die Perform Group des britisch-russischen Investors Len Blavatnik, die arabische Senderkette Al-Jazeera ("BeIN") oder den Versandhändler Amazon. Doch nicht nur Sky, auch die ARD muss sich bei der Rechtevergabe auf Konkurrenz einstellen: Medienberichten zufolge buhlt RTL mit um die Zusammenfassung der Spiele am Samstag- und Sonntagabend.
Reuters