Dax und EuroStoxx50 bauten ihre jüngsten Kursgewinne am Mittwoch aus und legten jeweils zwei Prozent auf 11.718 und 3058 Punkte zu. Im Gegenzug verbilligte sich die "Antikrisen-Währung" Gold um 0,7 Prozent auf 1698 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm). "Fortschritte bei der Entwicklung von Coronavirus-Medikamenten und das bisherige Ausbleiben einer zweiten Infektionswelle lassen die Risikobereitschaft der Anleger steigen", sagte Analyst Pierre Veyret vom Brokerhaus ActivTrades.

Zusätzlichen Rückenwind erhielten die Aktienmärkte von dem 750 Milliarden Euro schweren EU-Rettungsplan, den Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen im Europäischen Parlament vorstellte. Zwei Drittel des Geldes soll in Form von Zuschüssen an die von der Coronavirus-Pandemie besonders gebeutelten Staaten fließen. "Die Botschaft ist klar: Es geht darum, einen echten europäischen Solidaritätsmechanismus zu schaffen", sagte Fondsmanager Enguerrand Artaz vom Vermögensverwalter La Financiere de l’Echiquier.

Vor diesem Hintergrund deckten sich Investoren mit Anleihen südeuropäischer Staaten ein. Dies drückte die Renditen der zehnjährigen Titel aus Italien, Spanien, Griechenland und Portugal jeweils auf den niedrigsten Stand seit etwa acht Wochen. Gleichzeitig legte der Euro auf 1,0989 Dollar zu.

RISIKOFAKTOR GEOPOLITIK


Der Streit zwischen den USA und China um ein Sicherheitsgesetz für Hongkong dürfe aber nicht außer Acht gelassen werden, warnte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. "Dieses Thema hat das Potenzial, einen neuen wirtschaftlichen und politischen Konflikt zwischen den beiden Supermächten auszulösen. Wenn sich die USA und China gegenseitig bekämpfen, dann hat das einen negativen Einfluss auf die Weltwirtschaft."

Am Rohölmarkt schlugen die Spannungen auf die Stimmung. Die Sorte Brent aus der Nordsee verbilligte sich um 1,8 Prozent auf 35,51 Dollar je Barrel (159 Liter).

TOURISTIK- UND AUTOWERTE ERNEUT IM AUFWIND


Die Aussicht auf eine Lockerung der Reisebeschränkungen bescherte den Reise- und Touristikwerten einen erneuten Kurssprung. Dabei stachen erneut die Titel von TUI heraus, die nach ihrem gut 50-prozentigen Anstieg vom Dienstag zeitweise weitere 37 Prozent zulegten. Commerzbank-Analystin Thu Lan Nguyen mahnte allerdings zur Besonnenheit. Schließlich sei unklar, wie die wichtige Sommer-Reisesaison verlaufen werde. "Vielleicht ziehen doch so einige den Urlaub auf Balkonien vor."

In Paris sorgte eine gut 20-prozentige Rally der Renault-Papiere für Aufsehen. Der Autobauer will die Zusammenarbeit mit seinen japanischen Partnern Nissan und Mitshibishi vertiefen und damit Kosten senken. Deren Aktien gewannen in Tokio jeweils mehr als fünf Prozent.

Eine milliardenschwere Kapitalerhöhung drückte die Titel von Infineon dagegen knapp drei Prozent ins Minus.

rtr