Der DAX geht mit einem kleinen Wochenminus von 0,2 Prozent ins Wochenende. Der sich wieder verschärfende US-chinesische Konflikt sowie neue Sorgen rund um die Corona-Pandemie drückten das Börsenbarometer unter 13.000 Punkte. Der Risiko-Appetit der Anleger sei zunächst einmal gezügelt, schrieb Analyst Edward Moya vom Währungsbroker Oanda.

"Zuletzt hatten die Anleger die Pandemie aus ihren Köpfen verbannt", doch nun sei Covid-19 einmal mehr auf die Börsenbühne zurückgekehrt, kommentierte IG-Marktanalyst Christian Henke unter Verweis auf den am Vortag veröffentlichten Anstieg der US-Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe. Zudem warnen auch Frankreich und Spanien aktuell wieder vor zunehmenden Corona-Fällen. Hinzu kam Chinas Reaktion auf die bevorstehende Schließung eines chinesischen Konsulats in Houston (Texas). China forderte nun die USA auf, ihre diplomatische Vertretung in der Stadt Chengdu zu schließen.

Gewinner gab es am Freitag keine im deutschen Leitindex - dafür einige Verlierer. Nach kräftigen Verlusten im US-Technologiesektor am Vorabend sowie niederschlagende Quartalszahlen des Chipgiganten Intel standen auch hierzulande Tech-Aktien unter Druck. Das riss auch im deutschen Leitindex Infineon und SAP mit nach unten. Nur noch schwächer war am Freitag die Wirecard-Aktie mit einem Abschlag von fast 4,5 Prozent.

Was am Freitag an der Börse außerdem wichtig ist


Intel profitiert von Rechenzentren - Problem bei neuer Technologie
Der Ausbau von Rechenzentren in der Corona-Krise hat dem Chipriesen Intel im vergangenen Quartal einen kräftigen Schub beschert. Der Konzernumsatz stieg im Jahresvergleich um 20 Prozent auf 19,7 Milliarden Dollar (16,9 Mrd Euro). Das Geschäft mit Rechenzentren schoss dabei um 43 Prozent auf 7,1 Milliarden Dollar hoch. Die Corona-Krise hatte durch die Verlagerung ins Homeoffice und die verstärkte Nutzung von Streaming-Diensten den Ausbau der Netzwerk-Kapazitäten notwendig gemacht. Der Bedarf an Chips dafür lasse inzwischen aber wieder nach, sagte Intels Finanzchef George Davis.

Lichtkonzern Signify kommt besser durch die Corona-Krise als erwartet
Der Lichtkonzern Signify schlägt sich in der Corona-Krise besser als erwartet. Der Umsatz der Niederländer ging im zweiten Quartal nicht so stark zurück, wie Experten befürchtet hatten. Die Erlöse sanken im Vergleich zum Vorjahr auf vergleichbarer Basis - also um Zu- und Verkäufe sowie Währungseffekte bereinigt - um 22,5 Prozent auf 1,47 Milliarden Euro, wie der Konzern am Freitag in Eindhoven mitteilte. Die Marge vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Sondereffekten (bereinigte Ebitda-Marge) blieb mit 9 Prozent stabil. Hier waren die Analysten lediglich von gut 5 Prozent ausgegangen.

Goldman Sachs einigt sich mit Malaysia im 1MDB-Skandal auf Milliardenzahlung
Die US-Investmentbank Goldman Sachs hat sich mit Blick auf die Korruptions- und Geldwäscheaffäre beim Staatsfonds 1Malaysia Development Berhad (1MDB) mit dem Land geeinigt. Das malaysische Finanzministerium bestätigte am Freitag eine Einigung mit einem Volumen von 3,9 Milliarden US-Dollar (3,4 Mrd Euro). Zuvor hatte die Nachrichtenagentur Bloomberg darüber berichtet. Die Goldman-Aktien legte im vorbörslichen US-Handel um mehr als ein Prozent zu.

Chemikalienhändler Brenntag schneidet besser ab als erwartet
Der Chemikalienhändler Brenntag kommt bislang überraschend gut durch die Corona-Krise. Der Umsatz sowie das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) hätten im zweiten Quartal die durchschnittlichen Analystenschätzungen übertroffen, teilte das Unternehmen am Donnerstagabend in Essen mit. Schon im ersten Quartal hatte Brenntag sich in der Krise robust gezeigt. Die Aktien setzten ihre jüngste Rally fort, auch wenn laut dem Unternehmen der weitere Verlauf des Geschäftsjahres aufgrund der Auswirkungen der Corona-Pandemie unsicher bleibe.

Delivery-Hero-Chef lässt Anleger über Sprung in Gewinnzone im Unklaren
Der möglicherweise bald in den Dax einziehende Essenslieferdienst Delivery Hero lässt Anleger über den Zeitpunkt für einen Sprung in die Gewinnzone im Ungewissen. Auf die Frage des "Handelsblatt" (Freitagausgabe), wann das Unternehmen profitabel werde, antwortete Firmenchef Niklas Östberg: "Ich weiß es wirklich nicht. Als ich letztes Mal ein Datum genannt habe, habe ich mich geirrt."

Shop Apotheke hebt Jahresziele weiter an - Aktie nach Rekord im Minus
Profiteur der Corona-Krise: Nach einem starken zweiten Quartal wird der Online-Arzneimittelhändler Shop Apotheke noch optimistischer für das laufende Jahr. Das Unternehmen begründete den Optimismus damit, dass sich mit dem schon bekannten kräftigen Umsatzanstieg im zweiten Quartal auch die Ergebniskennzahlen "deutlich verbessert" hätten. Außerdem lasse sich die Entwicklung in den kommenden Monaten mittlerweile besser abschätzen. Anleger machten am Freitag nach dem Rekordlauf der Aktien allerdings erst einmal Kasse.

Kreditkarten-Riese American Express erleidet Gewinneinbruch
Hohe Rückstellungen für Kreditausfälle und mangelnde Ausgaben von Kreditkartenkunden haben den Gewinn von American Express in der Corona-Krise kräftig einbrechen lassen. Im zweiten Quartal ging der Überschuss verglichen mit dem Vorjahreswert um 85 Prozent auf 257 Millionen Dollar (222 Mio Euro) zurück, wie American Express am Freitag mitteilte. Die Ergebnisse hätten stark unter der Pandemie gelitten, so der Visa- und Mastercard-Rivale. Insgesamt sanken die Erlöse von American Express um 29 Prozent auf 7,7 Milliarden Dollar.

Tesla plant eigene Batterieproduktion für Fabrik in Deutschland
Der US-Elektroautohersteller Tesla will für seine geplante Fabrik in Deutschland die benötigten Batterien selbst am Ort herstellen. "Es wird eine lokale Zellproduktion geben, die den Bedürfnissen der Berliner Fabrik gerecht wird", sagte Tesla-Chef Elon Musk nach Angaben des Unternehmens vom Freitag bei einer Online-Konferenz zu den Zahlen des zweiten Quartals. Tesla will vom Sommer 2021 an Elektroautos in Grünheide produzieren, das Ziel sind rund 500 000 Stück pro Jahr. Das Bundeswirtschaftsministerium fördert Großprojekte zur Batteriezellinnovation. Europa hinkt bei der Fertigung von Batteriezellen für E-Autos vor allem Asien hinterher.

British-Airways-Mutter IAG verschafft sich Finanzspritze von American Express
Die British-Airways-Mutter IAG hat sich in der Corona-Krise eine Geldspritze vom Kreditkartenanbieter American Express beschafft. Die Partner hätten ihre bestehende Kooperation im Rahmen des Flugmeilen-Programms verlängert, teilte IAG am Freitag in London mit. Der Vertrag laufe über mehrere Jahre und habe einen Umfang von 750 Millionen britischen Pfund (823 Mio Euro). Einen bedeutenden Teil dieser Summe zahle American Express im Voraus für den Kauf sogenannter Avios-Punkte, die Kreditkarteninhaber für den Kauf von Flugtickets bei British Airways und anderen Airlines des Luftfahrtbündnisses Oneworld einsetzen können.

dpa-AFX/rtr/ak