Über eine mögliche Übernahmeofferte aus China für den Leuchtenhersteller Osram wird seit längerem spekuliert. Vergangene Woche beflügelte ein Medienbericht über ein qualifiziertes Angebot von San'an bis Mitte Oktober den Osram-Kurs. Dabei wurde auch über den möglichen Verkauf des 17,5-prozentigen Anteils spekuliert, den der einstige Mutterkonzern Siemens noch an dem Leuchtenhersteller hält. Nach der Erklärung der Chinesen am Montag drehten die Aktien indes ins Minus - in der Spitze um 2,7 Prozent auf 56,15 Euro.

WIRTSCHAFTSMINISTERIUM SKEPTISCH



Die Bundesregierung will sich inhaltlich nicht zum Interesse der Chinesen an Osram äußern. Ein Sprecher des Wirtschaftsministeriums verwies in Berlin darauf, dass es sich um einen unternehmerischen Vorgang handele. Zugleich merkte er aber an, dass Deutschland im Wettbewerb mit Ländern stehe, die selbst nicht so offen sind. "Wir wollen keinen Protektionismus, aber wir wollen faire Wettbewerbsbedingungen", sagte er. Darüber müsse auf europäischer Ebene diskutiert werden. "Wir haben auch bei China die Situation, dass wir dort nicht die gleichen offenen Bedingungen vorfinden wie das bei uns ist." Das gelte auch für Investitionen aus China in Deutschland. Deshalb müsse darüber nachgedacht werden, wie man damit umgehe.

San'an ist in Deutschland nicht gänzlich unbekannt. Die Firma hatte 2014 mit einem Großauftrag beim defizitären Chipanlagenbauer Aixtron für Hoffnung auf bessere Zeiten gesorgt. Ende vergangenen Jahres dampfte San'an den Auftrag allerdings ein - statt 50 Anlagen zur Herstellung von Leuchtdioden sollten es nur noch drei werden. Der Aktienkurs von Aixtron brach daraufhin ein. Inzwischen hat die chinesische Grand Chip Investment, eine Tochter des Investmentfonds Fujian Gran Chip Imvestment (FGC), nach Aixtron gegriffen und will die Aachener Firma für sechs Euro je Aktie - 670 Millionen Euro insgesamt - übernehmen. FGC und San'an sind geschäftlich verbunden, wie FGC Manager Liu Zhendong zuletzt in einem Spiegel-Interview einräumte. Er dementierte aber, dass es eine Einflussnahme gegeben habe.

Osram wie auch die Wettbewerber ringen seit längerem mit dem Umbruch in der Branche. Immer mehr Kunden schwenken auf die stromsparenden Leuchtdioden (LEDs) um, die zunehmend in der Unterhaltungselektronik, Automobilindustrie und bei industrieller Beleuchtung zum Einsatz kommen. Osram-Chef Olaf Berlien richtet daher den Konzern konsequent auf LED-Chips und Spezialbeleuchtung aus. Das traditionelle Lampengeschäft von Osram wurde an ein Bieter-Trio aus China verkauft. Dass Berlien für die Neuausrichtung über eine Milliarde Euro investiert und eine Massenfertigung in Asien baut, stieß bei Aktionären wie der einstigen Mutter Siemens auf massive Kritik.

rtr