"Wir werden in diesem Jahr in Deutschland wahrscheinlich nicht mal mehr einen Zubau von 1,5 Gigawatt (GW) erreichen", prognostizierte Asbeck am Dienstag im Vorfeld der Branchenmesse Intersolar in einem Interview der Nachrichtenagentur Reuters. "Um die Nachfrage wieder anzukurbeln, müsste als erstes die Steuer auf den Eigenverbrauch von Solarstrom abgeschafft werden." Er verwies dabei auf die 40-prozentige Ökostrom-Umlage auf selbstgenutzten Strom aus Anlagen über zehn Kilowattstunden (KW).
Zudem dürfe es erst einmal keine weiteren Änderungen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) geben, damit sich der Markt wieder "berappeln" kann, so Asbeck. Deutschland war einst Solar-Weltmeister. In Spitzenzeiten wurden im Jahr Solaranlagen mit einer Gesamtleistung von über acht Gigawatt neu errichtet. Doch angesichts der hohen Kosten hat die Bundesregierung die staatliche Förderung zusammengestrichen. Im EEG wurde ein Ausbauziel von nur noch zwei bis drei GW pro Jahr vereinbart, was aber bereits 2014 verfehlt wurde. In den ersten vier Monaten 2015 wurden nach Angaben der Bundesnetzagentur rund 400 Megawatt (MW) auf Dächer und Felder geschraubt.
Weltweit rechnet Asbeck derweil mit einer Zunahme der neu installierten Anlagen auf 50 bis 60 GW - jeweils zehn in Europa, USA, Japan und der übrigen Welt. Allerdings ist der weltgrößte Markt China, in dem dieses Jahr Solaranlagen mit einer Leistung von bis zu 20 Gigawatt errichtet werden sollen, für ausländische Solarfirmen weitgehend abgeschottet.
Asbeck verteidigte die unter Federführung von Solarworld durchgesetzten Zölle auf Billigimporte aus China. "Die Zölle auf chinesische Importe haben sich weder in den USA noch in Europa hemmend auf die Marktentwicklung ausgewirkt. Im Gegenteil: Es herrscht wieder ein Wettbewerb und auch kleinere Anbieter haben eine Überlebenschance", sagte Asbeck. "Wir werden im September bei der EU den Antrag stellen, dass die Zollbestimmungen verlängert werden." Sie laufen 2015 zunächst aus.
Für Solarworld laufen die Geschäfte nach Angaben des Managers planmäßig. "Das zweite Quartal war für Solarworld besser als das erste. Wir sind damit auf dem Weg, unsere Jahresziele zu erreichen, die auch ein positives Ebit vorsehen." Solarworld peilt 2015 einen Umsatzanstieg auf über 700 (Vorjahr: 573) Millionen Euro an und einen operativen Gewinn (Ebit). 2014 lag der bereinigte operative Verlust bei 43 Millionen Euro. Die Billigkonkurrenz aus Asien und der Nachfrageeinbruch hatten Solarworld 2013 an den Rand des Ruins getrieben.
Reuters