Auf und nieder, immer wieder - die Entwicklung des Goldpreises erinnert seit Mitte März an eine Fahrt auf der Schiffschaukel. Das Edelmetall schwankt zwischen 1180 und 1215 US-Dollar pro Feinunze. Jüngst kletterte die Notierung auf den höchsten Stand seit drei Monaten. Verantwortlich für den Anstieg waren eher schwache US-Konjunkturdaten, die eine Zinserhöhung der Notenbank im Juni oder Juli unwahrscheinlich erscheinen lassen.
Das jüngst veröffentlichte Sitzungsprotokoll der Fed bestätigte diese Einschätzung. Höhere Zinsen würden eine Alternative zur zinslosen Anlage in Gold bieten. Kommen sie später, bleibt Gold attraktiv. Doch Investoren sahen das Dreimonatshoch offenbar eher als Verkaufsgelegenheit, denn als einen Start zu neuen Höhenflügen. Das Edelmetall gab die Gewinne schnell wieder ab. "Der Markt bewegt sich kaum", sagt Commerzbank- Analyst Eugen Weinberg. "Es gibt keinen großen Ausbruch, weder nach oben noch nach unten, weil es an Faktoren mangelt, die entsprechende Impulse liefern würden." Tatsächlich heben sich die Mittelzu- und -abflüsse in Gold-ETFs seit Jahresbeginn auf.
Auch die physische Nachfrage liefert keine eindeutigen Signale. Zwar kaufte Indien im ersten Quartal 15 Prozent mehr Gold als in den ersten drei Monaten des Vorjahres. Doch 2014 waren die Importe des Subkontinents außergewöhnlich niedrig ausgefallen, sodass die hohe Zuwachsrate wenig aussagekräftig ist. Gleichzeitig sank die Nachfrage aus China.
Auf Seite 2: Optimismus ist angebracht
Markus Bachmann, Manager des Craton Capital Precious Metal Fund, sieht die Lage etwas positiver - auch in China. "Die physische Nachfrage aus China verharrt dennoch signifikant oberhalb der Niveaus von 2012 und vorher, wobei noch unter den Werten von 2013. Wir ermutigen die Investoren, sich nicht von quartalsmäßigen Schwankungen täuschen zu lassen, sondern den langfristigen Trend zu beachten, der klar ansteigend verläuft", sagt Bachmann. Auch die US-Leitzinserhöhung hält er längst für eingepreist. "Ein Zinsschritt innerhalb der nächsten drei bis sechs Monate sollte im Goldpreis längst reflektiert sein, auch in Anbetracht des substanziell erstarkten US Dollar", glaubt der Experte. Der Goldpreis bildet laut Bachmann einen Boden. "Von hier aus kann er wieder den langfristigen Aufwärtstrend aufnehmen, getrieben von den anhaltend hohen globalen Schuldenniveaus, etlichen geopolitischen Unsicherheiten, vielen Währungsabwertungen und negativen Renditen in anderen Anlageklassen", ist Bachmann überzeugt. Zudem hält der Experte die Bemühungen der chinesischen Regierung, den Yuan als globale Reservewährung zu etablieren, sowie die anhaltende Verschiebung von physischen Goldbeständen von West nach Ost für zusätzliche Katalysatoren. "Goldund Silberproduzenten bauen sukzessive das Anlegervertrauen wieder auf. Sie gehen gestärkt aus dieser strategischen Neuausrichtung hervor und werden von höheren Metallpreisen überdurchschnittlich profitieren können. In Anbetracht der sehr niedrigen Sektorbewertungen und der Tatsache, dass die globalen Investorengelder in dieser Anlageklasse historisch gering sind, sind die Aussichten auf höhere Kurse exzellent."
Goldaffine Anleger können entweder über Gold-ETFs wie Xetra Gold vom anspringenden Goldpreis profitieren oder setzen auf Goldminenfonds. Denn sie reagieren traditionell besonders stark auf einen Anstieg des Goldpreises. Zumal sie auch seit Langem von Anlegern links liegen gelassen werden.
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