Woran es hakte, blieb offen. Weder die Behörde noch VW nannten Details. "Wir werden weiter an einer Lösung arbeiten", sagte EPA-Chefin Gina McCarthy. VW erklärte, man wisse es zu schätzen, dass sich McCarthy Zeit für das Treffen mit Müller und VW-Markenchef Herbert Diess genommen habe. Volkswagen werde weiterhin umfänglich mit den Behörden zusammenarbeiten.

Nach scharfer Kritik der ebenfalls zuständigen US-Behörde CARB an VW war die Atmosphäre vor dem mit Spannung erwarteten Spitzentreffen höchst angespannt. Unglückliche Äußerungen Müllers in einem Radiointerview auf der Detroiter Automesse ließen nach Ansicht von Analysten die Chancen auf eine rasche gütliche Einigung schwinden. Der VW-Chef hatte dem Radiosender NPR gesagt, VW habe die Behörden nicht angelogen, sondern nur deren Fragen zunächst nicht verstanden. In einer Wiederholung des Interviews am Folgetag relativierte die Äußerung und sagte: "Wir akzeptieren den Verstoß (gegen das Gesetz) vollkommen."

Ein Insider in der Konzernzentrale in Wolfsburg äußerte sich "befremdet" über den Auftritt des Chefs. Müller hätte so etwas in dieser entscheidenden Woche, in der Volkswagen darum kämpft, in den USA wieder Boden unter die Füße zu bekommen, nicht sagen sollen. VW teilte mit: "Herr Müller ist sich bewusst, dass seine Wortwahl bei der englischen Beantwortung von Fragen bezüglich des Verhaltens von Volkswagen im Zuge das Abgasthematik zu Irritationen geführt hat." Ihm sei wichtig klar zu machen, dass die Entschuldigung für den Vertrauensbruch "aufrichtig und ehrlich gemeint" war.

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VERLOREN GEGANGENES VERTRAUEN WIEDER GEWINNEN



Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer nannte den Auftritt eine sehr unglückliche Panne. Die US-Behörden fühlten sich womöglich nicht ernst genommen. Und VW mache den Eindruck, auf Zeit zu spielen. "Das mögen die Amerikaner nicht", sagte er. Fondsmanager Ingo Speich von Union Investment sagte, die jüngsten Entwicklungen in den USA zeigten, dass VW die Krise nicht verantwortungsvoll genug aufgearbeitet habe. "VW muss auch besser kommunizieren, um verloren gegangenes Vertrauen der Kapitalmärkte zurückzugewinnen."

Am Dienstagabend hatte die kalifornische Umweltbehörde CARB VW schwere Vorwürfe gemacht, die Manipulationen an Diesel-Autos vertuscht zu haben. Vier Monate nach der Aufdeckung des Skandals durch die US-Behörden und wochenlangen Verhandlungen über die technischen Lösungen zum Beheben des Verstoßes gegen die US-Luftreinhaltegesetze steht Europas größter Autokonzern unter scharfer Kritik. "Volkswagen hat entschieden, bei den Emissionstests zu betrügen und dann versucht, es zu verschleiern", erklärte CARB-Leiterin Mary Nichols. "Und als sie erwischt wurden, versuchten sie, es zu leugnen."

Ein VW-Sprecher sagte, die Diskussion mit CARB sei in den vergangenen Wochen konstruktiv gewesen und VW wolle kooperativ mit der Behörde zusammenarbeiten. Für das Treffen mit der EPA hatte Müller einen Plan in der Tasche, der einen neuen Katalysator für einen großen Teil der betroffenen Wagen vorsieht und eine Inzahlungnahme sowie günstige Neuwagenangebote für den kleineren Teil der Kunden.

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INSIDER - AUFSICHTSRATSPRÄSIDIUM TRIFFT SICH IM JANUAR



Zum Stand der Aufarbeitung des Skandals will sich das Präsidium des VW-Aufsichtsrat einem Insider zufolge im Januar treffen. Die Aufsichtsräte sollen über den aktuellen Stand der Rückrufaktionen informiert werden, sagte eine Person aus dem Umkreis des Gremiums zu Reuters. Auch über die Höhe der Kosten für Rückrufaktionen, Kundenentschädigungen und Rechtsstreitigkeiten solle der Vorstand Auskunft geben.

Dem engsten Führungszirkel des Aufsichtsrates gehören von der Eignerseite Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch, Wolfgang Porsche und Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil an. Die Arbeitnehmerseite ist über Vize-Aufsichtsratschef und IG-Metall-Vorsitzende Jörg Hofmann, Betriebsratschef Bernd Osterloh und dessen Stellvertreter Stephan Wolf vertreten.

Reuters