Konzernchef Matthias Müller und der einflussreiche Betriebsratschef Osterloh einigten sich am Montag darauf, die Arbeitnehmer bei den Zukunftsfragen des von der Abgaskrise schwer geschüttelten Wolfsburger Unternehmens stärker einzubinden. Unter Leitung von VW-Markenchef Diess sollten mit der Arbeitnehmervertretung Eckpunkte für die künftige Ausrichtung der Kernmarke sowie Maßnahmen zur Sicherung der deutschen Werke vereinbart werden, teilte VW im Anschluss an eine Sitzung des Aufsichtsratspräsidiums mit. Über eine mögliche Kürzung der Bonus-Zahlungen für das Top-Management einigte sich das sechsköpfige Gremium einem Insider zufolge nicht.

Osterloh begrüßte die Beteiligung der Arbeitnehmer an der Unternehmensstrategie als "starkes Signal" an die Beschäftigten. "Wir wollen gemeinsam die Auswirkungen des Abgasskandals meistern und gleichzeitig Volkswagen in das Zeitalter der Elektromobilität und Digitalisierung führen", betonte der Betriebsratschef. Dabei dürfe nicht vergessen werden, dass die Werke auch in den kommenden Jahren noch hauptsächlich konventionelle Fahrzeuge produzierten. Deshalb sollten sowohl kurz- als auch langfristige Ziele vereinbart werden.

Konzernchef Müller sagte zu, die Einigung in seiner für Sommer angekündigten Strategie 2025 zu berücksichtigen. Erste Schritte sollten bereits in der Investitionsplanung für die nächsten Jahr festgehalten werden. Mit dem Kompromiss ging Müller ausdrücklich auf eine Forderung von Osterloh ein.

DIESS KOMMT NICHT ZU WORT



Wolfgang Porsche lobte als Vertreter der Familien Porsche und Piech im Aufsichtsratspräsidium den Kompromiss ebenfalls. "Wir kennen und schätzen die Herren Müller und Osterloh als verantwortungsvolle Persönlichkeiten, denen es stets um das Wohl von Volkswagen geht." Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil betonte, Wirtschaftlichkeit und Beschäftigung seien bei Volkswagen auch künftig gleichrangige Ziele. VW-Markenchef Diess kam als einziger der Beteiligter nicht in der Mitteilung des Aufsichtsratspräsidiums zu Wort - obwohl er die Verhandlungen leiten soll. Er ließ später über einen Sprecher mitteilen, die angestrebte Vereinbarung werde VW stärken.

Osterloh hatte Diess vergangene Woche den Fehdehandschuh hingeworfen. In einem Brief an die Belegschaft sprach er von einem "gravierenden Vertrauensproblem" zwischen Markenvorstand und den Arbeitnehmervertretern. Diese fürchten einen Stellenabbau unter Diess, der die Hauptmarke VW mit Sparmaßnahmen auf Vordermann bringen will. Nach der Manipulation von Abgaswerten bei weltweit rund elf Millionen Dieselautos drohen dem Konzern hohe Strafen und Schadensersatzforderungen.

Keine Einigung erzielte der engere Führungszirkel um Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch bei den Bonuszahlungen an das Top-Management. Man sei zwar "einen Schritt weitergekommen", die Positionen lägen aber immer noch weit auseinander, sagte eine Person mit Kenntnis der Verhandlungen. Konzernchef Müller hatte Unternehmenskennern zufolge dem Aufsichtsratspräsidium eine deutliche Kürzung der Sonderzahlungen vorschlagen wollen.

Reuters