Mit diesen "Mobilitätsdevices" wolle VW ständig online verbunden sein, um Dienste - für die die Kunden bezahlen sollen - auf dem neuesten Stand zu halten. Dafür seien im weiteren Verlauf von 2020 "wichtige Weichenstellungen" geplant.

Volkswagen müsse in der Lage sein, nicht nur die "Transporthülle" anzubieten - also das Auto selbst - "sondern auch das Gehirn, welches das Fahrzeug mit künstlicher Intelligenz sicher steuert", führte Diess aus. Volkswagen wolle Auto, Gehirn und Dienste zusammenführen und ein einzigartiges Mobilitätserlebnis bieten. Diess machte klar, dass der Wandel zu einem Digitalunternehmen mit einem von dem Konzern selbst entwickelten Betriebssystem für die Autos viel herausfordernder sein werde als der mit dem neuen E-Auto ID.3 gerade angelaufene Einstieg in die Elektromobilität.

In einem Reuters-Interview hatte der Konzernchef gesagt, in Anbetracht der Umwälzungen müsse sich Volkswagen fragen, was die Transformation für die einzelnen Teile des Konzerns bedeute. "Marken müssen sich an den neuen Anforderungen messen. An der Elektrifizierung, an den Reichweiten, an der Digitalisierung und Vernetzung des Fahrzeugs", erläuterte Diess ohne konkrete Namen zu nennen. Bei solchen Äußerungen schwingt mit, dass Töchter, die den Weg weg vom Verbrennungsmotor nicht schaffen, keine Zukunft im Konzern haben. Damit könnten die Tage der besonders PS-starken Luxuskarossen der Marken Bugatti und Lamborghini genauso gezählt sein wie die der Ducati-Motorräder.

Aktionärsfragen dazu wich das Management auf der Hauptversammlung aus: "Zu Spekulationen in den Medien über Börsengänge von Lamborghini oder den Verkauf von Unternehmensteilen äußern wir uns nicht", sagte Finanzchef Frank Witter. Diess erklärte, die Luxusautos der Marken Bentley, Lamborghini und Bugatti kämen überdurchschnittlich gut durch die Krise. Der Auftragsbestand von Ducati liege deutlich über dem des Vorjahres. Entwicklungsvorstand Markus Duesmann sagte, in nicht allzu ferner Zukunft werde der Elektroantrieb auch bei Motorrädern von Ducati eine Rolle spielen.

ERREICHEN DER CO2-ZIELE EINE KRAFTANSTRENGUNG


Hochrangigen Managern zufolge will Volkswagen im November seine Strategie nachbessern - und das gerade auch vor dem Hintergrund der EU-Pläne für eine erneute Verschärfung der Vorgaben für den Ausstoß von klimaschädlichem Kohlendioxid. Vor den Aktionären sagte Diess, der Konzern arbeite mit Hochdruck daran, die CO2-Flottenziele zu erreichen. Dies werde "sicher ein sehr anstrengendes Programm bis zum Jahresende".

Inmitten des Umschwungs und trotz der Belastungen durch die Corona-Pandemie sieht sich Volkswagen weiter auf Kurs für seine Ziele. Diess zufolge erwartet der Konzern im September Auftragseingänge und Auslieferungen über Vorjahr. Für den weiteren Jahresverlauf geht er von einer Fortsetzung des Aufwärtstrends aus. Der VW-Chef bestätigte die Prognose, "in der Summe aller Geschäftsteile profitabel zu bleiben und ein positives operatives Ergebnis in 2020 zu erzielen".

rtr