Die deutsche Industrieproduktion ging im August deutlich zurück. Stark mitverantwortlich dafür war die Automobilindustrie. Denn hier kam es zu einem Einbruch von 17,5 % im Monatsvergleich. Zudem sanken die Bestellungen bei der Automobilindustrie im Juli um 4,1 Prozent und im August um 12,0 Prozent im Monatsvergleich. Laut Deka Research war das der viertgrößte Rückgang der gesamtdeutschen Geschichte.
Im September sind zwar in Deutschland saisonbereinigt wieder etwas mehr Autos produziert worden als im Vormonat. Trotzdem war die Produktion weniger als halb so hoch wie vor der Coronavirus-Krise. Offensichtlich leidet die Automobilindustrie weiterhin unter einem eklatanten Mangel an Vorprodukten, erklärt die Commerzbank.
Das sind Zahlen, die bezüglich der von den deutschen Autobauern zu erwartenden Geschäftszahlen viele Fragen aufwerfen und die bei den Anlegern für einige Verunsicherung sorgen. Laut Commerzbank setzt der gestiegene Mangel an Halbleitern die Automobilindustrie weiterhin stark unter Druck.
Dies betreffe Zulieferer (z.B. Continental, Hella) und Produzenten (insbesondere Volkswagen) gleichermaßen. Hersteller von Luxusautos wie BMW und Daimler versuchten, durch Preiserhöhungen und dem vermehrten Verkauf von hochmargigen Luxusautos den Effekt auf ihre Erträge abzumildern. Wie sich das auf die Ergebnisse im dritten Quartals ausgewirkt hat, wird sich schon bald zeigen, da der Berichtsreigen gerade anzulaufen beginnt.
Optimismus verbreitet trotz alledem im Vorfeld die UBS. Die Schweizer Großbank räumt zwar ein, dass die weltweite Autoproduktion im 3. Quartal um 18 Prozent gegenüber dem Vorjahr gesunken ist, was auf Engpässe bei Halbleitern zurückzuführen gewesen sei. Dies werde bei den meisten Unternehmen zu schwächeren Ergebnissen im Quartalsvergleich und zu mehr Gewinnwarnungen führen, insbesondere auf der Seite der Zulieferer.
Gleichzeitig setzen die dortigen Analysten aber darauf, dass der Tiefpunkt der weltweiten Produktionsrate möglicherweise inzwischen bereits hinter uns liegen könnte. Jedenfalls gebe es Anzeichen für eine Stabilisierung auf Ebene der Erstausrüster und die Automobilnachfrage übersteige das Angebot immer noch bei weitem. Für die UBS es an deshalb sogar an der Zeit, das Engagement in Autoaktien zu erhöhen.
Es ist rund um das Segment somit Spannung angesagt und BÖRSE ONLINE nimmt dies zum Anlass, um einen genaueren Blick auf die Aktien der drei großen deutschen Autobauer BMW, Daimler und VW zu werfen. Wir schauen dazu darauf, was mit Blick auf die Berichtssaison jeweils zu erwarten ist, wie sich die Bewertungen sowie die Charttechnik gestalten und was die BÖRSE ONLINE-Redaktion zu diesen Titeln anlagetechnisch rät.
BMW-Aktie
Als erstes werfen wir einen Blick auf BMW. Mit den Marken BMW, Mini und Rolls-¬Royce Motor Cars verfolgt die Gruppe mit allen Marken und über alle relevanten Segmente hinweg eine reine Premiummarken¬-Strategie. Dies gilt auch für die Motorräder. Im Bereich Finanzdienstleistungen werden Aktivitäten wie Finanzierung und Leasing, Vermögensmanagement, Händlerfinanzierung und Flottenmanagement zusammengefasst.
Der Premiumautobauer hat in den ersten neun Monaten seinen Absatz zwar um 17,9 Prozent verbessert, im dritten Quartal zeigte sich allerdings ein Rückgang. Aufgrund der eingeschränkten Verfügbarkeit von Halbleiter-Komponenten hat BMW nach eigenen Angaben vereinzelt Anpassungen des Produktionsprogramms vorgenommen. BMW geht davon aus, dass die Versorgungssituation mit Halbleiterkomponenten weiterhin angespannt bleiben wird. Zwar habe man die Auswirkungen der Engpässe auf Gesamtjahressicht bislang abfedern können, allerdings seien Auswirkungen auf den Absatz in den kommenden Monaten nicht auszuschließen, heißt es in einem Bericht der Nachrichtenagentur Dow Jones.
Infos zu den anstehenden Quartalszahlen: BMW hat jüngst Prognose für das Gesamtjahr 2021 angehoben. Die EBIT-Marge im Automobilbereich sieht der Vorstand nun in einem Korridor zwischen 9,5-10,5 Prozent, statt wie bisher zwischen 7,0-9,0 Protent. Darin enthalten ist die im ersten Halbjahr verbuchte Auflösung von Kartellrückstellungen in Höhe von 1,0 Milliarden Euro.
Die Anhebung der Prognose kam laut UBS nicht überraschend, da BMW im ersten Halbjahr eine Auto-EBIT-Marge von 13,0 Prozent erzielt hatte und der Konsens bereits über der alten Spanne von rund zehn Prozent lag. Nichtsdestotrotz unterstreiche die Mitteilung, dass BMW wahrscheinlich ein solides drittes Quartal hatte, besser als die meisten Konkurrenten.
Trotz eines gewissen Volumenverlusts gegenüber dem zweiten Quartal (rund 70.000 Einheiten) war BMW nach Erachten der UBS in der Lage, im Quartal eine Auto-EBIT-Marge von 8,0 Prozent zu erzielen, was durch eine weitere Verbesserung von Preis und Produktmix unterstützt worden sei. Das BBA at-equity-Ergebnis dürfte ebenfalls stark geblieben sein, allerdings unter dem Rekordwert des ersten Halbjahres. Die Analysten taxieren den Beitrag auf 420 Millionen Euro im dritten Quartal. Der freie Cashflow dürfte ebenfalls im positiven Bereich liegen, man erwartet 1,2 Milliarden Euro im 3. Quartal, was bedeuten würde, dass BMW nur 400 Millionen Euro vom angehobenen freien Cashflow-Ziel von 6,5 Milliarden Euro für das Gesamtjahr entfernt sei.
Die Analysten haben ihre Schätzungen für das Gesamtjahr moderat auf eine Auto-EBIT-Marge von 11,0 Prozent angehoben (von 10,3 Prozent) und sie sehen aufgrund der starken Nachfrage eine solide Basis für weiteres bereinigtes Gewinnwachstum auch im nächsten Jahr. Man geht davon aus, dass BMW noch nicht viel über das Jahr 2022 sagen wird, aber die Kommentare zu Nachfrage, Preisgestaltung und Produktmix dürften weiterhin sehr unterstützend wirken.
Die Vollkonsolidierung des China-Joint-Ventures (voraussichtlich ab 1. Januar) werde wahrscheinlich nicht zu einer höheren EBIT-Marge im Automobilbereich führen. Man geht davon aus, dass BMW im nächsten Jahr in den langfristigen Zielkorridor von acht bis zehn Prozent zurückkehren wird.
Eine weitere wichtige Frage an das Management sei die Verwendung der liquiden Mittel - bis zum Ende des dritten Quartals werde die industrielle Nettoliquidität von BMW auf fast 20 Milliarden Euro angewachsen sein. Und selbst bei einer hohen Dividendenausschüttung (die UBS prognostiziert jetzt 6,00 Euro/Aktie bzw. eine Ausschüttungsquote von 33%) werde der freie Cashflow wahrscheinlich die Ausschüttung übersteigen. Mit der Ankündigung von Sonderdividenden oder gar einem Aktienrückkauf rechnet man allerdings nicht.
Bewertung: Die Bewertung von BMW ist auf KGV-Basis gemessen als sehr moderat einzustufen, Denn wie der unten abgebildete Analystenkonsens zeigt, rechnet man für das laufende Geschäftsjahr mit einem Gewinn je Aktie von 15,23 Euro. Daraus ergibt sich ein geschätztes KGV von 5,56 ergibt. Zu beachten ist allerdings, dass es gemessen an den Prognosen für die kommenden Jahre an Gewinndynamik fehlt. Doch dem stehen dafür ansehnliche Dividendenrenditen gegenüber.
Charttechnik: Die Aktien von BMW notieren aktuell nur auf einem Niveau wie bereits im vierten Quartal 2013. Langfristiges nachhaltig aufwärts gerichtetes Kurs-Momentum ist somit Fehlanzeige. Beim diesjährigen Jahreshoch von 95,89 Euro sah die Lage im Juli charttechnisch betrachtet recht viel versprechend aus, doch die anschließend verbuchten Verluste haben dies wieder zunichte gemacht hat. Trotz der zuletzt dürftigen Nachrichtenlage rund um den Sektor hat die Notiz jüngst aber wieder in den Vorwärtsgang gefunden- Dabei ist es gelungen, einen mehrmonatigen Abwärtstrend zu überwinden, so dass jetzt die Chance auf eine Rückeroberung des zuvor erwähnten Jahreshochs besteht.
BÖRSE-ONLINE-Einschätzung: Zu BMW äußerten wir uns zuletzt in der BÖRSE ONLINE-Ausgabe 36-21. Unter anderem hieß es da wie folgt: "Zudem sichert sich BMW weitere Produktionskapazitäten in China. Mit umgerechnet 200 Millionen Euro wollen die Bayern sich dort an der Restrukturierung der Muttergesellschaft Huachen des chinesischen Partnerunternehmens Brilliance Automotive beteiligen. Dabei geht es insbesondere um Anlagen und Gebäude in der Stadt Shenyang, wo Autos der Marken BMW oder Mini gebaut werden sollen. Auftrieb für die DAX-Aktie gab es auch durch positive Analystenkommentare von den Investmentbanken Jefferies und Bernstein, die dem Titel einen Anstieg auf 125 beziehungsweise 120 Euro zutrauen." Eine bestätigte Kaufempfehlung versahen wir damals mit einem Kursziel von 100,00 Euro sowie mit einem Stoppkurs von 69,00 Euro (Schlusskurs am Freitag: 84,68 Euro).
Daimler-Aktie
Beim zweiten zu besprechenden Titel handelt es sich um Daimler. Dahinter stecht bekanntlich ein führender Hersteller von Premium-¬Personenwagen und der weltweit größte Nutzfahrzeughersteller. Die Pkw umfassen die Marken Mercedes¬-Benz, Mercedes AMG, Mercedes-¬Benz McLaren und Maybach sowie die Kleinwagenmarke Smart. Bei den Lkw sind dies die Marken Mercedes¬-Benz, Freightliner, Western Star, Thomas Built Buses und Mitsubishi Fuso. Ebenfalls produziert werden Transporter der Marke Mercedes¬-Benz und Busse der Marken Mercedes-¬Benz, Setra und Orion. Finanzierungs¬ und Leasingkonzepte für Händler und Endkunden gehören ebenso zum Leistungsportfolio. Darüber hinaus hält der Konzern Beteiligungen an Kamaz, Renault und Nissan sowie Aston Martin.
Nachrichtlich gesehen gab der Konzern unlängst bekannt, dass die globalen Versorgungsengpässe mit bestimmten Halbleitern den Absatz von Mercedes-Benz Cars über den Sommer deutlich beeinträchtigt haben, vor allem im September. Im dritten Quartal sank der Pkw-Absatz des Stuttgarter Autokonzerns demnach um 30,5 Prozent auf 434.784 Fahrzeuge. In allen Regionen gingen die Auslieferungen der Marke Mercedes-Benz zurück, im Heimatmarkt Deutschland mit einem Minus von 46,6 Prozent besonders deutlich. In Europa betrug das Minus 38,2 Prozent, in China 32,6 und in den USA 19,6 Prozent.
Infos zu den anstehenden Quartalszahlen: Laut UBS hat das Management bereits auf der Münchener Automesse erklärt, dass es im dritten Quartal gegenüber dem zweiten Quartal voraussichtlich 150.000 Einheiten oder fast 30 Prozent der Produktion verlieren wird. Obwohl sich Mix und Preisgestaltung im Quartalsvergleich weiter verbessert und sich die Chip-Zuweisung auf die S-Klasse, den GLE, den GLS und die BEV-Modelle konzentriert habe, sei der Volumenverlust zu groß gewesen, um vollständig kompensiert zu werden.
Nichtsdestotrotz dürfte die Rentabilität auf einem überraschend ordentlichen Niveau geblieben sein. Die Schweizer Großbank prognostiziert für das Quartal eine EBIT-Marge von 8,7 Prozent bzw. ein absolutes EBIT von 1,8 Milliarden Euro im Bereich Cars & Vans. Trucks & Buses dürften ebenfalls unter der Chip-Knappheit gelitten haben, und die Analysten erwarten, dass die Marge des Geschäftsbereichs im Quartalsvergleich um 230 Basispunkte auf 5,9 Prozent gesunken ist.
Nach den Äußerungen von CEO Martin Daum in einem Interview dürfte das vierte Quartal auch nicht viel besser aussehen. Man geht daher davon aus, dass Daimler Trucks das Jahr am unteren Ende seines Margenzielkorridors von sechs bis acht Prozent beenden wird. Dies sei wahrscheinlich nicht hilfreich für die Stimmung rund um die geplante Abspaltung von Daimler Trucks im Dezember, auch wenn das Nachfragebild für 2022 solide aussehe. Für den Konzern erwartet die UBS im 3. Quartal einen freien Cashflow von 2,1 Milliarden Euro, der durch die sich verschlechternde Performance im Lkw-Geschäft und die halbfertigen Pkw-Lagerbestände leicht gedämpft werde.
Die Analysten gehen von einer Bestätigung der Konzernziele für das Gesamtjahr aus. Bei den Personenkraftwagen sei das Management optimistisch, dass die Produktionsvolumina im 4. Quartal wieder steigen werden, so dass der Korridor von zehn bis zwölf Prozent EBIT-Marge immer noch erreicht werden könne. Es scheine, dass sich die Produktionssituation in den letzten Wochen stabilisiert habe, wenn man bedenke, dass keine neuen Ausfallzeiten angekündigt worden seien.
Ein Beitrag zu einem besseren 4. Quartal könnte die Fertigstellung der Lagerbestände an halbfertigen Fahrzeugen sein. Das Bild für 2022 sehe gut aus, mit einem soliden Auftragsbestand und einer wahrscheinlich weiterhin hohen Preis/Mix-Situation. Man hat die Zahlen für 2021 leicht gesenkt, um das schwächere 3. Quartal widerzuspiegeln, hat aber die Zahlen für 2022 erhöht. Die Analysten prognostizieren nun ein reines EBIT von 17,0 Milliarden Euro im Jahr 2021 und 20,1 Milliarden Euro im Jahr 2021 (die Zahlen beinhalten immer noch Trucks).
Bewertung: Bei Daimler bewegt sich die Konsens-Gewinnschätzung der Analysten für 2021 bei 11,40 Euro je Aktie. Auf dieser Basis ergibt sich ein geschätztes KGV von gut sieben. Optisch betrachtet ist das relativ moderat, wobei wie bei BMW zu beachten ist, dass die Ergebnisdynamik in den nächsten Jahren überschaubar sein dürfte. Immerhin winken aber auch hier laut Analystenvorhersagen recht ansehnliche Dividendenrenditen.
Charttechnik: Bei Daimler ist es ähnlich wie bei BMW. In den vergangenen Jahren waren hier keine Kursgewinne drin. Wobei es streng genommen sogar so ist, dass die Notierungen hier derzeit nicht höher sind als bereits im Jahr 1998. Positiv ist aber immerhin, dass sich der Kurs vom scharfen Einbruch im Rahmen der allgemeinen Coronavirus-Baisse wieder erholt hat und sogar höher notiert als vor Ausbruch der Pandemie. Vor allem aber ist es gerade gelungen, auf ein neues Zwischenhoch vorzustoßen. Charttechnisch gesehen ist das gleichbedeutend mit einem prozyklischen Kaufsignal.
BÖRSE-ONLINE-Einschätzung: In der Printausgabe 31-21 beschäftigten wir uns zuletzt etwas ausführlicher mit den Aktien von Daimler. Dabei bekräftigten wir unsere Kaufempfehlungen- Als Kursziel nannten wir 90,00 Euro und als Stopp-Loss-Kurs 59,00 Euro (Schlusskurs am Freitag: 80,68 Euro).
Damals verwiesen wir auf die inzwischen am 1. Oktober angehaltene außerordentliche Hauptversammlung von Daimler. Wir waren der Meinung, dass die Aktionäre den Weg zu einer Neuaufstellung frei machen sollten. Vor allem ging es dabei um Abspaltung der Nutzfahrzeuge unter dem Namen Daimler Truck Holding, was mittlerweile auch abgesegnet wurde.
Bevor wir uns demnächst mit einer Neueinschätzung zu dem Titel melden, noch der Hinweis, dass die UBS nach der Abspaltung der Lkw-Sparte Wertschöpfungspotenzial wittert. Zudem gebe es Gewinndynamik und eine überzeugende Strategie für Luxus-Elektrofahrzeuge, hieß es in einer Studie in der Vorwoche. Die Analysten bei der Schweizer Großbank erhöhten darin ihr Kursziel für Daimler gleich von 79,00 Euro auf 100,00 Euro.
Volkswagen-Aktie
Unsere Abhandlung zu den drei großen deutschen Autobauern schließt mit Volkswagen. Der Konzern ist mit einem Absatz von über neun Millionen Fahrzeugen p.a. einer der führenden Automobilhersteller weltweit und der größte Automobilproduzent Europas. Das Unternehmen hält derzeit die Marken VW, Audi, SEAT, Skoda, Bentley, Bugatti, Lamborghini, Porsche, Ducati, VW-Nutzfahrzeuge, Scania und MAN. Neben Europa hat VW Produktions- und Absatzschwerpunkte in Südamerika und China. Das Unternehmen hält Beteiligungen an SGL Carbon, Bertrandt und Navistar.
Volkswagen meldete jüngst für die USA, dass man dort im abgelaufenen Quartal deutlich weniger Autos abgesetzt hat als im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Die Zahl der verkauften Fahrzeuge fiel den Angaben zufolge um acht Prozent auf 79 321 Stück. Seit Jahresanfang hat der Konzern allerdings mit 290 694 Autos immer noch 26 Prozent mehr abgesetzt als 2020. Auf weltweiter Basis war der Absatz im August um 22 Prozent auf 616,500 Fahrzeugen gesunken. Damit gingen die Auslieferungen den zweiten Monat in Folge zurück.
Infos zu den anstehenden Quartalszahlen: Für Volkswagen wird laut UBS das dritte Quartal das erste Quartal sein, in dem sich der Chipmangel stark negativ auf das Ergebnis auswirkt. Im Vergleich zum zweiten Quartal habe VW wahrscheinlich konzernweit 500.000-600.000 Einheiten verloren, das heißt, die Produktion sei wahrscheinlich auf unter zwie Millionen Einheiten gefallen.
Man prognostiziert einen Rückgang des operativen Gewinns im Konzern auf 2,3 Milliarden Euro gegenüber 6,5 Milliarden Euro im 2. Quartal, wobei der Rückgang vollständig auf das Volumen und einen moderaten negativen Einfluss höherer Rohstoffpreise zurückzuführen sei. Damit sinke die gruppenweite operative Ergebnismarge auf 4,3 Prozent. Das 3. Quartal dürfte auch ein negatives Cashflow-Quartal gewesen sein.
Begrenzt durch das Chip-Angebot erwartet man auch eine gedämpfte Performance des China-Joint Ventures im 3. Quartal. Positiv zu vermerken ist, dass der Absatz von Elektrofahrzeugen in China einen klaren Aufwärtstrend zeige: Im September seien rund 10.000 Einheiten verkauft worden, gegenüber rund 6.000 im Juli und rund 7.000 im August.
Die UBS geht davon aus, dass VW sein operatives Margenziel von 6,0-7,5 Prozent für 2021 bekräftigen wird, und man sieht gute Chancen für einen positiven sequenziellen Trend im vierten Quartal. Es sei auch erwähnenswert, dass VW rund 150.000 halbfertige Fahrzeuge auf Lager hat, die im vierten Quartal als Umsatz verbucht werden, wenn die Chipversorgung dies zulasse. Dies allein könnte das Quartals-EBIT um rund 1,5 Milliarden Euro erhöhen.
Angesichts des unerwartet starken Rückgangs der Produktion im 3. Quartal reduziert man jedoch die Schätzungen für das Gesamtjahr auf 18,5 Milliarden Euro Betriebsgewinn (7,5 Prozent Marge) und auf 25,0 Euro beim bereinigten Gewinn je Aktie gegenüber 27,9 Euro zuvor. Die Zahlen für die kommenden Jahre blieben weitgehend unangetastet, und man ist der Ansicht, dass die Nachfrageaussichten für 2022 stark bleiben.
Die Analysten erwarten keine Änderungen des operativen Margenziels, gehen aber davon aus, dass VW in Bezug auf den Cashflow und die Cash-Renditen für die Aktionäre transparenter sein wird. Das Ziel von mehr als zehn Milliarden Euro beim freien Cashflow scheine mittelfristig nicht ehrgeizig genug zu sein und eine Ausschüttungsquote von 30 Prozent sei im Kontext der Vergleichsgruppe ebenfalls nicht zufriedenstellend. Möglicherweise werde VW ehrgeizigere Ziele kommunizieren, was sich positiv auf den Aktienkurs auswirken könnte.
Bewertung: Bei Volkwagen lautet die Gewinnschätzung des Analysenkonsensus für das laufende Geschäftsjahr 27,97 Euro je Aktie. Auf dieser Basis errechnet sich ein geschätztes KGV von 6,8, was günstig ist. Das erwartete Ergebnis-Momentum ist höher als bei Daimler und bei BMW. Denn Analysten rechnen im Schnitt für die Jahre 2023 bis 2025 mit folgenden Ergebniszahlen je Aktie: 32,01 Euro, 34,75 Euro und 37,64 Euro. Ghet es nach den Schätzungen zu den Dividenden, winken attraktive Renditen.
Charttechnik: Beim Blick auf den Langfrist-Chart der Vorzugsaktien von Volkswagen fällt auf, dass sich der Kurs besser geschlagen hat als das bei Daimler und BMW der Fall ist. Seit dem Jahr 2004 etwa gibt es hier jedenfalls deutliche Gewinne zu vermelden, wenngleich es auch bei VW volatile Auf- und Abwärtsbewegungen gab. Nachdem es dem Titel im April mit einer Schlussnotiz von 246,55 Euro fast gelungen war, das alte Rekordhoch von 255,20 Euro aus dem Jahr 2015 einzustellen, hat sich zuletzt wieder ein mittelfristiger Abwärtstrend breit gemacht. Dieser ist noch intakt und erst bei dessen Ende hellt sich das Chartbild auf.
BÖRSE-ONLINE-Einschätzung: Bei den Vorzugsaktien von Volkswagen bestätigten wir in Ausgabe 36-21 unsere Kaufempfehlung ebenso wie das Kursziel von 250,00 Euro sowie den Stopp-Loss-Kurs von 170,00 Euro. Das vergleicht sich mit einer Schlussnotiz am Freitag von 190,00 Euro.
In Ausgabe 28-21 schrieben wir, der Autobauer habe gute Halbjahreszahlen vorgelegt, vor allem die hohe Ergebnismarge habe überzeugt. VW befürchte aber im zweiten Jahressemester stärkere Belastungen aus Lieferengpässen bei Halbleitern. VW habe zudem die Luxussportwagenmarke Bugatti an die Tochter Porsche abtragen und verschmelze sie mit dem kroatischen Elektrosportwagen-Spezialisten Rimac.
Ergänzt sei noch, dass Warburg Research kürzlich das Kursziel von 280,00 Euro auf 265,00 Euro gesenkt hat. Der herrschende Chip-Mangel überschatte derzeit das gute Nachfrage- und Preisumfeld, hieß es dazu zur Begründung. Wegen einer geringeren Produktionsleistung als ursprünglich angenommen, bedingt durch Lieferengpässe bei Halbleitern und gestiegene Rohstoffkosten, seien die Umsatz- und Margenprognosen leicht gesenkt worden. Zu beachten ist aber, dass die neue Kurszielvorgabe weiter deutlich über der aktuellen Notiz liegt.