"Der Volkswagen-Konzern präsentiert sich in sehr robuster Verfassung", sagte Vorstandschef Hans Dieter Pötsch, der zugleich Aufsichtsratschef des Wolfsburger Konzerns ist. Dieser sieht sich wieder auf der Erfolgsspur, nachdem die größten Belastungen des Skandals um manipulierte Dieselautos überstanden sind.

Die Stimmung bei Porsche konnte auch der schwelende Streit zwischen den Eigentümerfamilien nicht trüben, der nun darin gipfelt, dass Firmenpatriach Piech seinen rund 14-prozentigen Anteil an Porsche verkaufen will. Piechs große Leistungen blieben unvergessen, betonte Pötsch. Derzeit werde ein Fest zu seinem 80. Geburtstag am 17. April vorbereitet. "Ich bin sicher, wir werden die richtige Art und Weise finden, trotz der ein oder anderen atmosphärischen Eintrübung dem zu entsprechen." Piech spricht derzeit mit seiner Verwandtschaft, die ein Vorkaufsrecht für die Aktien hat, über einen Verkauf. Das Porsche-Management hat dabei nur eine Zuschauerrolle: "Wir sind nur informiert, dass es Gespräche gibt. Wir können nicht mal sagen, ob es zu einem Ergebnis kommt", sagte Pötsch. Piech habe sein Vorhaben gegenüber dem Vorstand nicht begründet. Er gehe davon aus, dass sich an der Eigentümerstruktur der Porsche SE und damit auch an deren rund 52-prozentiger Mehrheit an Volkswagen nichts ändern werde und dass die Stammaktien in der Hand der Familien blieben.

Der Firmenpatriarch hatte den VW-Aufsichtsrat 2015 nach dem verlorenen Machtkampf mit dem damaligen VW-Chef Martin Winterkorn verlassen, der dann selbst über die Dieselaffäre stolperte. Seither galt Piech als verkracht mit seinem Vetter Wolfgang Porsche und anderen Familienmitgliedern. Piechs Anschuldigungen gegen Porsche und andere VW-Aufsichtsräte, sie hätten früher als zugegeben von der Abgasmanipulation gewusst, brachte das Fass vermutlich zum Überlaufen. Trotz seines hohen Alters erfreut er sich Pötsch zufolge aber einer stabilen Gesundheit. "Er war frisch und munter anwesend bei der letzten Aufsichtsratssitzung der Porsche SE."

AUSSCHAU NACH LOHNENDEN INVESTMENTS



Auch die Nettoliquidität, für die die Dachgesellschaft seit Jahren Anlagemöglichkeiten sucht, soll 2016 mindestens eine Milliarde betragen. Die Holding peilt eine Spanne von 1,0 bis 1,5 Milliarden Euro an, nachdem das Geldpolster im vergangenen Jahr auf 1,3 von 1,7 Milliarden Euro geschmolzen war. Die Porsche SE hatte vor fünf Jahren das Ziel ausgegeben, neben VW weitere lukrative Anlagen zu finden, Anteile oder ganze Firmen zu kaufen. Seither seien 1200 Ziele geprüft worden, im vergangenen Jahr allein 150, wie der dafür zuständige Vorstand Philipp von Hagen erklärte. Doch außer der Übernahme des VW-Anteils von Suzuki und dem Einstieg beim US-Datenanbieter Inrix für zusammen 600 Millionen Euro fand er für das Geld keinen Platz. Und das, während Autobauer munter in Beteiligungen und Übernahmen zumeist kleiner IT-Unternehmen investieren, um autonomes Fahren oder die Vernetzung von Autos voranzutreiben. Die Porsche SE halte weiter nach mittelständischen Firmen Ausschau und könne einen dreistelligen Millionenbetrag ausgeben. "Es kann aber auch durchaus mal größer ausfallen", sagte von Hagen. I

Vermutungen, die Holding halte die Milliarde zusammen wegen der vielen Schadensersatzklagen, widerspricht das Management regelmäßig. Zum einen ist die Klagewelle von Anlegern wegen angeblicher Marktmanipulation bei der gescheiterten VW-Übernahme noch nicht abgearbeitet. Die Forderungen belaufen sich noch auf 5,5 Milliarden Euro, die Verhandlungen gehen im September vor dem Oberlandesgericht Celle weiter. Bei den rund 160 Anlegerklagen wegen Dieselgate, wo der Holding verspätete Aufklärung über die Abgasmanipulation vorgeworfen wird, summiert sich die Forderung auf 900 Millionen Euro. Rechtsvorstand Manfred Döss gibt sich angesichts der ersten Erfolge bei der Abwehr der Marktmanipulationsklagen jedoch siegesgewiss: "Es ist uns egal, vor welchem Gericht wir am Ende gewinnen."

rtr