Anders als in den Jahren zuvor, als es immer wieder Verluste setzte, gibt es in diesem Jahr beim Gold bisher nichts auszusetzen an der Performance. Ausgehend von einem Schlussstand zum Jahreswechsel von 1.061 Dollar je Feinunze ging es in der Spitze schon hoch bis auf 1.246 Dollar. Eine Bilanz, die in Zeiten mit immer öfter anzutreffenden Negativzinsen nicht überrascht, sorgt die von führenden Notenbanken betriebene Geldpolitik doch für einiges an Unbehagen unter etlichen Marktteilnehmern. Das spiegelt sich auch in einer wieder größeren Investment-Nachfrage nieder. So fallen die Zuflüsse in Gold- ETFs in diesem Jahr schon höher als die im gesamten Jahr 2015 verbuchten Abflüsse von 138 Tonnen.
Die aufwärts gerichtete Preisentwicklung hat auch die Notierungen der lange arg gebeutelten Goldminenaktien beflügelt. Werte aus diesem Sektor zählen 2016 mit zu den größten Gewinnern in einem Marktumfeld, in dem viele andere Titel sogar dicke Verluste ausweisen müssen. Auch das ist wenig verwunderlich, ist der Preis der Feinunze Gold laut Fondsmanager Jens Ehrhardt für die Kursentwicklung der Goldminen doch der mit Abstand wichtigste Faktor.
Der Chef der DJE Kapital-Vermögensverwaltung geht vor diesem Hintergrund davon aus, dass bereits bei einem auf dem aktuellen Niveau verharrenden Feinunzenpreis stärkere Gewinnsteigerungen bei den Goldminen vor allem im 2. Halbjahr 2016 realistisch sein dürften. Der Hebel, den Goldminenaktien im Normalfall bei steigenden oder fallenden Goldpreisen aufweisen, könnte künftig sogar noch stärker wirken, weil nahezu alle Förderer ihre Kosten in den vergangenen Jahren massiv gesenkt haben.
Ehrhardt bringt das zu der Einschätzung, dass Goldaktien gemessen an der eigenen Historie und relativ zum Goldpreis günstig bewertet sind. Die Kapitaldisziplin im Sektor habe sich deutlich verbessert und die freie Cash Flow-Generierung stehe jetzt im Fokus. Ein Einstieg oder eine Aufstockung bestehender Positionen sollte sich deshalb mittel- bis längerfristig auszahlen.
In dem von Ehrhardt publizierten Börsenbrief Finanzwoche werden vier größere Goldproduzenten als besonders interessant herausgestellt. Auf den nachfolgenden Seiten erfahren Sie etwas mehr über diese Titel.
Jens Ehrhardt Goldaktien-Favorit Nummer eins: Newmont Mining Corp. (WKN: 853823, 25,83 Dollar, 23,756 Euro, alle Kursangaben vom 29. Februar, die Bewertungsangaben stammen vom 25. Februar)
Bewertungskennziffern:
EV/Umsatz: 2,7
EV/EBITDA: 8,7
KGV: 43
Kurs/Cash Flow: 7,7
Kurs/Freier Cash-Flow: 28,5
Kurs-Buchwert-Verhältnis: 1,2
Dividendenrendite (e) in %: 0,4
Nach einer zuvor allerdings auch sehr steilen Teilfahrt hat der erste Favorit, Newmont Mining, seit dem 19. Januar einen großen Satz nach oben gemacht. Wurde der Wert damals noch bei 16,31 Dollar gehandelt, stehe aktuell 25,83 Dollar angeschrieben. Der Kurs hat sich somit deutlich vom Jahrestief gelöst, obwohl der zweitgrößte Goldproduzent für das vierte Quartal 2015 einen Rückgang beim Nettogewinn ausweisen musste. Beim bereinigten Gewinn blieben 20 Millionen Dollar nach 86 Millionen Dollar im Vorjahreszeitraum hängen. Unbereinigt fiel sogar ein Verlust von 247 Millionen Dollar an.
Aber wenigsten verharrten die Gesamtkosten der Produktion inklusive bestandserhaltender Investitionen mit einem Rückgang von zehn Prozent auf 898 Dollar im sechsten Quartal in Folge unter 1.000 Dollar pro Feinunze. Begünstigt wurde dies laut Ehrhardt einerseits durch weitere kosten- und effizienzverbessernde Maßnahmen, andererseits auch durch eine vorteilhafte Entwicklung der Wechselkurse (Abwertung des Australischen Dollars zum US-Dollar) und tiefere Energiepreise.
Wie es allgemein weiter heißt, habe sich Newmont in den vergangenen Jahren strategisch neu aufgestellt. Seit 2013 seien Minen und Projekte im Wert von über 1,7 Milliarden Dollar verkauft worden. Trotzdem sei die Gesamtproduktion stabil gehalten worden. Für 2015 habe die Newmont direkt zurechenbare Goldproduktion bei 5,04 Millionen Unzen gelegen. Für die kommenden beiden Jahre werde bei geschätzten Gesamtproduktionskosten von 900 bis 960 Dollar je Unze in 2016 und 850 bis 950 Dollar je Unze in 2017 eine steigende Goldförderung prognostiziert. Neue Projekte, wie die Merian-Mine in Surinam oder die 2015 akquirierte CCV-Mine, sollen dabei die fallende Produktion alter Minen, wie etwa der größten Mine Lateinamerikas, Yanacocha überkompensieren.
Der wichtigste Punkt aus Aktionärssicht im Goldminensektor bleibe die Generierung von freiem Cash Flow. Diesbezüglich überzeuge Newmont mit einem freien Cash Flow von 744 Millionen Dollar in 2015, was einem Plus von 127 Prozent entspreche. Zudem sei 2015 die Verschuldung um 18 Prozent auf 3,45 Milliarden Dollar gesunken. Zum Jahresende habe das Verhältnis der Nettoverschuldung zum EBITDA bei 1,3 gelegen. Die Aktie bleibe damit aussichtsreich, auch weil Newmont eine niedrigere Verschuldung aufweise als Wettbewerber bei gleichzeitig besserem Wachstum. Bei Goldpreisen über 1.000 Dollar pro Unze erziele Newmont jedenfalls einen positiven freien Cash Flow.
Jens Ehrhardt Goldaktien-Favorit Nummer zwei: Barrick Gold Corp. (WKN: 870450, 13,89 Dollar, 12,763 Euro)
Bewertungskennziffern:
EV/Umsatz: 3,1
EV/EBITDA: 8,0
KGV: 35
Kurs/Cash Flow: 7,4
Kurs/Freier Cash-Flow: 29,4
Kurs-Buchwert-Verhältnis: 2,1
Dividendenrendite (e) in %: 0,6
Auch der zweite Ehrhardt-Goldaktien-Favorit, Barrick Gold, will den Angaben zufolge die Verschuldung 2016 weiter deutlich abbauen. Schon 2015 habe die Gesellschaft, die gemessen an der Produktion nach wie vor als der größte Goldproduzent gilt, die Verschuldung bereits um 3,1 Milliarden Dollar gesenkt. 2016 sollen die verbliebenen Schulden um bis zu zwei Milliarden Dollar reduziert werden. Die Senkung der Schulden gehe dabei mit dem Verkauf produzierender Minen einher. Barrick konzentriere sich seit einigen Jahren stark auf die profitabelsten Assets und verkaufe viele Minen mit höheren Kosten.
Ehrhardt erinnert bei seiner Einschätzung dieser Aktie daran, dass die zahlreichen Managementfehler der Vergan¬genheit die Gesellschaft in der Vergangenheit immens belastet hätten. 2014 und 2015 mussten deswegen sogar eigenkapitalmindernde Wertberichtigungen von insgesamt rund acht Milliarden Dollar vorgenommen werden.
2015 habe Barrick 6,12 Millionen Unzen Gold zu Gesamtkosten von 861 Dollar pro Unze produziert. Positiv zu werten sei, dass das Unternehmen im Vorjahr erstmals seit vier Jahren einen freien Cash Flow erwirtschaftet habe. Die Strategie, Minen zu verkaufen und sich auf die profitabelsten Minen im Portfolio zu konzentrieren, dürfte 2016 eine weiter fallende Produktion und Kosten zur Folge haben. Erwartet werde eine Goldproduktion im Bereich von 5,0-5,5 Millionen Unzen zu Gesamtproduktionskosten zwischen 775-825 Dollar pro Unze.
Bei Goldpreisen über 1.200 Dollar die Unze dürfte sich die freie Cash Flow-Generierung in 2016 weiter verbessern. Das wichtigste Ziel des Barrick-Managements sei es, auch im Falle von Goldpreisen unter 1.000 Dollar je Unze einen freien Cash Flow zu erzielen. Daher wolle man die Gesamtproduktionskosten bis 2019 auf unter 700 Dollar pro Unze senken. Aktuell überzeuge die operative Entwicklung und die freie Cash Flow-Generierung, negativ hingegen ist, dass es komplett an Wachstumsfantasie fehle. Von dem im September 2015 markierten Zwischentief von 5,94 Dollar hat sich die Notiz mit einem fulminanten Zwischenspurt trotzdem deutlich abgesetzt.
Jens Ehrhardt Goldaktien-Favorit Nummer drei: Goldcorp Inc. (WKN: 890493, 14,32 Dollar, 13,178 Euro)
Bewertungskennziffern:
EV/Umsatz: 3,6
EV/EBITDA: 9,4
KGV: 85
Kurs/Cash Flow: 8,2
Kurs/Freier Cash-Flow: 19,1
Kurs-Buchwert-Verhältnis: 0,8
Dividendenrendite (e) in %: 1,6
Innerhalb von wenigen Wochen hat auch Goldcorp erheblich an Wert zugelegt, doch der dritte Ehrhardt-Favorit läuft etwas Gefahr, diesen Schwung schon wieder zu verspielen. Denn nach schwachen Geschäftszahlen setzte es vergangenen Freitag deutliche Verluste. Das ist auch nachvollziehbar, denn die Ergebnisse sind in der Tat ernüchternd ausgefallen. Nicht zuletzt Abschreibungen in Höhe von 3,9 Milliarden Dollar aufgrund einer langfristig auf 1.100 Dollar pro Unze gesenkten Goldpreisannahme bescherten dem kanadischen Goldproduzenten im vierten Quartal 2015 einen Nettoverlust von 4,3 Milliarden Dollar.
Zudem wurde mit Wirkung zum 1. April auch noch Jahresdividende auf acht Cent je Aktie gesenkt und eine Umstellung der Auszahlung, die sich zuletzt auf 0,24 Cent im Jahr belief, von monatlich auf quartalsweise angekündigt. Da half es dann auch nichts mehr, dass bereinigt ein positiver operativer Cashflow von 339 Millionen Dollar erwirtschaftet wurde. Die Goldproduktion im Vorquartal betrug 909.400 Unzen nach 890.900 Unzen im gleichen Zeitraum 2014. Die Gesamtproduktionskosten verringerten sich von 992 Dollar auf 867 Dollar pro Unze. Außerdem wurden 10,1 Millionen Unzen Silber nach 10,4 Millionen Unzen im Vorjahreszeitraum produziert.
Die im Vorjahr rekordhohe Jahresproduktion von 3,46 Millionen Unzen Gold wird 2016 zwischen 2,8-3,1 Millionen Unzen Gold gesehen. Für 2015 war Ehrhardt von einer Jahresproduktion von 3,3-3,6 Millionen Unzen Gold ausgegangen. Zu den für 2015 auf 852 Dollar pro Unze vor Abschreibungen auf das Inventar bezifferten Gesamtproduktionskosten heißt es, das Unternehmen habe zuvor 850-950 Dollar pro Unze in Aussicht gestellt gehabt.
Ansonsten dürften, auch bei Goldcorp die Investitionen in neue Projekte deutlich fallen. Die Bilanz wird als solide bezeichnet und die Nettoverschuldung liege mit 2,7 Milliarden Dollar oder anders ausgedrückt mit einer Nettoschulden im Verhältnis zum EBITDA von 1,3-1,5 für 2015 am unteren Ende der Vergleichsgruppe. Für Goldcorp spreche die erwartete gute freie Cash Flow-Generierung sowie im Gegensatz zu Barrick Gold das gute Wachstumspotential.
Jens Ehrhardt Goldaktien-Favorit Nummer drei: Randgold Resources Ltd. (WKN: 725199, 91,25 Dollar, 83,875 Euro)
Bewertungskennziffern:
EV/Umsatz: 7,3
EV/EBITDA: 17,1
KGV: 40
Kurs/Cash Flow: 18,4
Kurs/Freier Cash-Flow: 35,2
Kurs-Buchwert-Verhältnis: 2,5
Dividendenrendite (e) in %: 0,9
Anders als Goldcorp hat Randgold Resources bei der Vorlage der Zahlen für das vierte Quartal mal wieder überzeugt. Wobei das keine Ausnahme ist, sondern der in Afrika tätige Goldproduzent hat auch in den Vorjahren Gewinne erzielt, was letztlich einer niedrigen Kostenbasis zu verdanken ist. Zur Belohnung hat sich die Aktie in den vergangenen Jahren deutlich besser gehalten als die meisten anderen Branchenvertreter und zuletzt hat der Kurs in der Spitze in wenigen Wochen um gut 50 Prozent zugelegt.
Mit Blick auf die jüngsten Quartalszahlen hebt Ehrhardt lobend hervor, dass Randgold trotz des niedrigen Goldpreises auch 2015 keine Wertberichtigungen habe vornehmen müssen. Beim Gewinn je Aktie seien 0,48 Dollar gemeldet worden, womit die Gesellschaft die Analystenschätzungen von 0,40 Dollar je Aktie klar übertroffen habe. Zudem hatten höher als prognostiziert ausgefallene Produktionsmengen bei gleichzeitig tieferen Kosten in einer deutlich besseren Cash-Generierung resultiert. Diese wiederum hätten dazu geführt, dass Randgold das Jahr 2015 mit einer Netto-Cash-Position von 213 Millionen Dollar beendet habe.
Wie so oft an der Börse hat die bewiesene Qualität aber auch ihren Preis. Denn wegen der genannten Vorzüge ist der Titel beliebt bei den Investoren, was zu einer vergleichsweise anspruchsvollen Bewertung führt. Auch Ehrhart räumt ein, dass Randgold nach Bewertungskriterien wie Kurs-Gewinn-Verhältnis oder Unternehmenswert zum EBITDA einer der teuersten Goldwerte sei. Aber im Gegenzug verfüge die Gesellschaft auch über die beste Bilanz, ein sehr gutes Management und ein überdurchschnittlich langes Minenleben.
2016 und 2017 sollen mehr als 1,2 Millionen Unzen jährlich produziert werden. Bei den Gesamtproduktionskosten werden rund 700 Dollar pro Unze angestrebt. Die Cash-Generierung werde daher auch in den kommenden Jahren hoch bleiben, was weiterhin für ein Investment in Randgold spreche.