Das sagen Experten zum Führungswechsel bei der Deutschen Bank:

Analyst Andrew Lim von Societe Generale (SocGen):

"Der neue Konzernlenker übernimmt 'den vergifteten Kelch'". Der Führungswechsel könne zwar die Art und Weise ändern, wie die Bank ihre strukturellen Probleme anpacke. Lim hält aber bestenfalls eine normalisierte 4-prozentige Kapitalrendite für möglich.

Analyst Christian Koch von der DZ Bank:

"Mit der Berufung von Christian Sewing an die Konzernspitze endet die Führungsdebatte, in welcher der Aufsichtsrat der Bank durchaus unglücklich agierte". "Der Bank fehle weiterhin eine klare Strategie, dies aber erscheine nun mehr als eingepreist.

Analyst Andrew Coombs von Citigroup:

"Die Vereinfachung der Management-Struktur ist begrüßenswert." Wie der Wechsel an der Führungsspitze die Geschicke der Bank zum Positiven wenden solle, könne er jedoch nicht erkennen.

Analyst Daniele Brupbacher von UBS:

"Die Personalie Sewing soll wohl als Signal der Stabilität und Kontinuität sowie der Bedeutung des deutschen Bankenmarktes verstanden werden. Erste Äußerungen Sewings deuten aber auf keine gravierende Änderung der Konzernstrategie hin." Sewing fokussiere sich wohl weiter auf die Kosten und die richtigen Strukturen, vor allem im Investmentbanking.

Analystin Magdalena Stoklosa von Morgan Stanley:

"Diese Personalie sowie einige andere beseitigen die Unsicherheit im Top-Management der Bank. Die wichtigsten strategischen Fragen sind aber nach wie vor unbeantwortet."

Analyst Kian Abouhossein von JPMorgan Chase:

"Was der Deutschen Bank unserer Ansicht nach seit Jahren fehlt, ist eine klar definierte Strategie. Es fehlt eine Übereinkunft aller Beteiligten, wohin die Bank steuern soll. Und es fehlt der Wille zur Umsetzung mit den entsprechenden Konsequenzen, sollten die Ziele nicht erreicht werden. Das ist, was zählt. [...] In der Mitteilung der Deutschen Bank ist von 'einer neuen Ära' die Rede, aber eigentlich steht nichts Neues drin, weil Einzelheiten zur Strategie fehlen."

Analystin Magdalena Stoklosa von Morgan Stanley:

"Die Ernennung von Sewing mit seinen Wurzeln im Privatkundengeschäft zeigt einen Wandel im Vergleich zu den bisherigen Bankchefs und auch zu anderen genannten Kandidaten für den Chefposten, die aus dem Investmentbanking kamen. Die Unklarheit über die Ausrichtung und Ausgestaltung des Investmentbankings bleibt damit und der neue Chef wird wieder unter Druck stehen, die Kosten zu senken."

Analyst Jernej Omahen von Goldman Sachs:

"Der neue Konzernlenker erbt eine strukturelle Herausforderung: das Fehlen eines wirklichen Gewinnbringers. Insbesondere das deutsche Privat- und Firmenkundengeschäft generiert keine hohen Renditen. Daher führen auch Einschnitte im Investmentbanking nicht zwangsläufig zu einer höheren Konzernprofitabilität. Immerhin hat der neue Chef seine Vorstellungen rund um Kostensenkungen, Ertragswachstum und die richtige Größe des Investmentbankings umrissen. Das wird bei Anlegern Anklang finden."/mis/das/jha/ajx/he

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