Mithilfe von Devisen- und Kapitalverkehrskon­trollen versucht die argentinische Regierung, den Verfall der Landeswährung und die Flucht in den US-Dollar zu stoppen. Privatleute dürfen monatlich nur noch Peso im Wert von maximal 10.000 US-Dollar tauschen. Unternehmen benötigen die Erlaubnis der Notenbank für den Kauf von Fremdwährungen und Devisenüberweisungen ins Ausland. Zudem müssen Unternehmen ihre Fremd­wäh­rungs­ein­nahmen aus Exportgeschäften innerhalb einer bestimmten Zeit in argentinische Peso tauschen. UBS-Analysten sehen in den Kapitalkontrollen ein Zeichen der Verzweiflung.

Präsident Mauricio Macri verhängte die neuen Regeln am Sonntag. Er hatte nach seinem Amtsantritt Ende 2015 den Devisenkauf und -besitz in unbeschränkter Höhe freigegeben. Abhebungen von den seither für Privatleute ebenfalls erlaubten Dollarkonten bei lokalen Banken unterlagen auch nach den Dekreten vom Sonntag keinen Beschränkungen. Ein für Montag deshalb von einigen Beobachtern befürchteter Bankansturm blieb aus; morgens gab es zwar lange Schlangen vor den Filialen, bis Mittag beruhigte sich die Situation aber wieder.

Der offizielle Kurs des Peso habe sich nach Einführung der Kontrollen bei dünnem Handel zunächst stabilisiert, berichten HSBC-Analysten. Davor mussten für einen Dollar rund 59 Peso ­gezahlt werden, danach circa 56 Peso. Der Schwarzmarktkurs habe indes 63 Peso erreicht.

Furcht vor Fernández


Auch nach offiziellem Wechselkurs hat der Peso seit der überraschenden Niederlage des als wirtschaftsfreundlich geltenden Macri bei der Vorwahl am 11. August rund ein Viertel seines Werts gegenüber dem Dollar eingebüßt. Der links­populistische Herausforderer Alberto Fernández gilt seit seinem Sieg als Favorit für die Präsidentenwahl, die am 27. Oktober stattfindet; eine eventuell nötige Stichwahl ist für 11. Dezember vorgesehen. Fernández tritt gemeinsam mit der ehe­maligen Staatschefin Cristina Fernández de Kirchner an, die Vizepräsidentin werden will.

Argentinien befindet sich seit 2018 in der Rezession, die Inflationsrate lag zuletzt nach behördlichen Angaben bei mehr als 55 Prozent. Die Aussicht auf eine Rückkehr der Peronisten an die Macht hat für regelrechte Panik an den Kapitalmärkten gesorgt, weil internationale Investoren eine weitere argentinische Staatspleite fürchten.

Die bereits nach der Vorwahl massiv unter Druck geratenen Kurse argentinischer Staatsanleihen sackten nach Einführung der Kapitalkontrollen weiter ab. "Im Fokus wird jetzt stehen, ob die Zentralbank zur Stützung des heimischen Peso interveniert und dafür auch weiter sinkende Reservebestände in Kauf nimmt", so die HSBC-Experten. Die Devisenreserven sind nötig, um in Dollar, Euro oder Schweizer Franken aufgenommene Schulden des Staats fristgerecht bedienen zu können.

Gespräche mit Gläubigern


Die großen Ratingagenturen haben die Kreditwürdigkeit des Landes schon vor Einführung der Kapitalkontrollen abgestuft. Von Standard & Poor’s hat Argentinien noch ein "CCC-", diese Note signalisiert die akute Gefahr eines Zahlungsverzugs.

Ende August hat Argentinien bereits die Fälligkeiten kurz laufender Staatsanleihen über sieben Milliarden Dollar verschoben, diese Bonds werden von ­lokalen Investoren gehalten. Zugleich wurden Verhandlungen mit internationalen Investoren über länger laufende Bonds im Volumen von 50 Milliarden und dem IWF über Kredite von 44 Milliarden Dollar angekündigt. Die Bereitschaft, mit einer Regierung auf Abruf zu verhandeln, dürfte gering sein.

Bewährte Bondstrategie: Manager Michael Hasen­stab geht in seinem Fonds (ISIN: LU 026 087 066 1) mitunter gewagte Länderwetten ein. Argentinien-Bonds hatten zuletzt nur einen Anteil von sechs Prozent. Langfristig weiter aussichtsreicher Ansatz.