"Die Börsen-Ampeln stehen damit alle auf grün", sagte Stratege Jochen Stanzl vom Handelshaus CMC Markets.

Wenn Anleger Risiken wie die Ausbreitung des Corona-Virus in Asien mit all seinen möglichen negativen Folgen für die Weltwirtschaft ausblendeten, deute das auf einen starken Aktienmarkt hin. "Es ist aber auch so, dass das Virus die erste wirkliche Schlechtwetterwolke in diesem neuen Börsenjahr ist, die den bislang strahlend blauen Börsenhimmel ein wenig eintrübt", sagte Stanzl. Weitere Treiber hierzulande sind nach Meinung von Stratege Hendrik König vom Bankhaus Metzler eine Bodenbildung der Wirtschaftsflaute, eine anhaltend expansive Geldpolitik der EZB und eine relative Untergewichtung europäischer Aktien in den Portfolios internationaler Anleger. "Der Euroraum dürfte somit als Anlageziel globaler Kapitalströme attraktiver werden." Starke Unternehmenszahlen aus den USA gaben dem Dax nach wochenlangem Zögern den letzten Kick: er stieg um bis zu 0,6 Prozent auf 13.640,06 Punkte, der EuroStoxx50 um bis zu 0,4 Prozent auf 3802 Zähler. Bis zum Nachmittag bröckelten die Kurse dann wieder etwas ab.

REKORDLAUNE AN DEN US-BÖRSEN HÄLT AN


An der Wall Street, die dem Dax bereits seit Monaten davoneilt, zeichneten sich indes frische Rekordstände ab. Angesichts einer anhaltend robusten Konjunktur hatte der US-Standardwerteindex Dow Jones am Freitag erstmals die Marke von 29.000 Punkten übersprungen. Die Entspannung im Konflikt zwischen den USA und Iran sowie die Aussicht auf die baldige Unterzeichnung des Handelsabkommens zwischen den USA und China hoben die Stimmung der Anleger ebenfalls. Davon könne auch der Dax mit seiner internationalen und prozyklischen Ausrichtung besonders profitieren, sagte Maximilian Kunkel, Chefanlagestratege für Deutschland bei UBS Global Wealth Management.

Als mögliche Störfaktoren für die Börsen machten Experten die Verhandlungen über den zweiten Teil des Handelsabkommens USA/China, andere geopolitische Spannungen, den Brexit oder die US-Präsidentschaftswahl Ende 2020 aus. Nach Einschätzung von Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners wird die Luft für den Dax nun aber erstmal dünner: "Im Gegensatz zu den Aktienkursen haben die Gewinne der 30 Dax-Unternehmen ihren Rekordwert aus dem Jahr 2018 noch nicht wieder erreicht." Die Kombination aus steigenden Aktienkursen und fallenden Unternehmensgewinnen mache den Dax teuer und somit anfällig für Korrekturen.

DAIMLER-ANLEGER AUF DEM RÜCKZUG


Ein Gewinneinbruch bei Daimler verdarb am Mittwoch Investoren im Autosektor die Laune. Zudem fallen 1,1 bis 1,5 Milliarden Euro zusätzlich für Verfahren wegen Vorwürfen der Abgasmanipulation von Dieselmotoren bei Mercedes-Benz Cars und Vans an. Die Aktien verloren bis zu 2,2 Prozent.

In Paris sprangen Alstom um mehr als zwei Prozent auf ein Zehn-Jahres-Hoch. Der angeschlagene kanadische Bombardier-Konzern spricht einem Bericht zufolge über eine Fusion seines Zug-Geschäfts mit dem französischen Rivalen.

ITALIEN-ANLEGER WEGEN NAHENDEM PARTEICHEF-RÜCKTRITT NERVÖS


In Italien trieb Investoren die Aussicht auf einen nahen Rücktritt des italienischen Außenministers Luigi Di Maio als Chef der 5-Sterne-Bewegung um. Anleger ließen deswegen die Finger von italienischen Staatsanleihen. Die Renditen der zehnjährigen Papiere stiegen im Gegenzug um acht Basispunkte auf 1,45 Prozent. Der italienische Aktienindex trat auf der Stelle und hinkte damit hinter den meisten europäischen Börsen her.

rtr